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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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gedacht. Er hat sie für intelligenter gehalten. Könnte allerdings nur Taktik sein, überlegt er. Um das Wasser zu trüben, in dem er fischen will. Da kennt sie seinen Bauernschädel aber schlecht. Auch wenn er weibliche Attacken nicht elegant zu parieren weiß, lässt er sich davon nicht abbringen, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat.
    Er räumt seine Unterlagen zusammen, steckt sie in seine abgewetzte Ledertasche, winkt dem Kollegen im Bereitschaftsraum und fährt zurück ins Tösstal.

    Obwohl der Polizeiposten keine Sprechstunde hat, bezieht Noldi hinter seinen Schreibtisch Stellung, nimmt sich erneut die Telefonprotokolle vor und findet heraus, dass der Notar der Letzte war, den Berti angerufen hat. Daraufhin meldet er sich noch einmal in der Kanzlei.
    Vergebens.
    Göpf Kläui ist am Vortag mit dem Auto verunglückt. In Sissach. Wie Noldi nach einigem weiteren Herumtelefonieren bei der dortigen Polizei erfährt, erweist sich der Unfallhergang als verwirrend.
    Kläui muss aus einer Kurve wie ein Irrer geradewegs auf eine Mauer losgerast sein, hat im letzten Moment dann doch gebremst. Das Auto traf erst mit stark verminderter Geschwindigkeit auf das Hindernis. Kläui, heißt es, sei nur leicht verletzt, aber nicht ansprechbar. Im Spital stellte sich heraus, dass er in ein Wachkoma gefallen ist. Die Ärzte meinten erst, das würde sich innerhalb weniger Stunden geben, doch sie irrten. Sein Zustand blieb auch am nächsten Tag unverändert.

    Noldi fährt extra nach Sissach und schaut sich die Unfallstelle an. Dann besucht er den Patienten im Krankenhaus.
    Wachkoma ist schon wieder etwas, worunter er sich nichts Rechtes vorstellen kann.
    Kläui liegt im Bett auf der Intensivstation. »Zur Beobachtung«, sagt seine Frau, die neben ihm sitzt.
    Sie ist eine etwas grelle Rothaarige, jugendlich gekleidet, aber von entwaffnender Liebenswürdigkeit. Sie hält die Hand ihres Mannes und blickt ihn unverwandt an.
    Als Noldi sich vorstellt, erzählt sie gleich, dass ihr Mann von dem Treffen mit ihm berichtet habe. Unbefangen spricht sie über Kläuis Verhältnis mit Berti Walter.
    »Wissen Sie«, sagt sie und schaut Noldi direkt in die Augen, »mein Mann und ich kennen uns seit der Schulzeit, haben früh geheiratet. Da darf man sich nicht wundern, wenn es ihm in der Ehe einmal zu eng geworden ist. Vor allem, nachdem die Kinder ausgeflogen sind. Für ihn war es ein Schock, festzustellen, dass sie ihren Vater nicht mehr brauchten. Da ist ihm Berti in ihrer Hilflosigkeit gerade recht gekommen. Ich glaube, sie hat ihm, ohne es zu wissen, aus seiner Midlifecrisis geholfen. Und er war so froh über den großartigen Abschluss beim Verkauf des Grundstückes. Das hat ihm Auftrieb gegeben. Meiner Meinung nach nahm er es als Bestätigung, dass er noch nicht zum alten Eisen gehörte. Zugegeben, es war eine schwierige Zeit für mich, aber auch für ihn. Und wir hatten es trotzdem gut miteinander.«
    Noldi hört ihr mit offenem Mund zu.
    Ist das Show oder meint sie es ehrlich?
    Er würde ihr gerne glauben. Ihre gerade Art dünkt ihn wohltuend. Aber er ist auf der Hut.
    »Tut mir leid«, sagt er vorsichtig, »wenn ich jetzt etwas sage, das Sie verletzen könnte. Aber der Unfall ihres Mannes sieht aus, als sei er mit Absicht gegen die Mauer gefahren, hätte es sich aber im letzten Moment noch überlegt und die Bremsen betätigt.«
    Frau Kläui senkt den Kopf.
    »War er depressiv?«
    »Nein, eigentlich nicht. Nur als Sie ihm von Bertis Tod erzählten, schien er verstört. Er hat sich den Kopf zermartert, ob ihn irgendeine Schuld trifft. Weil er sich nicht mehr um sie gekümmert hat.«
    »Wollte er sich umbringen?«
    »Das glaube ich nicht«, antwortet sie lebhaft. »Seitdem die Affäre zu Ende ist, haben wir eine besonders schöne Zeit miteinander. Es ist, als wären wir frisch verliebt. Und jetzt kommen Sie und fragen, ob er sich umbringen wollte.«
    Nun muss sie sich die Nase putzen. Eine Träne rollt ihr über die Wange, eine zweite folgt.
    Noldi nickt ihr beruhigend zu.
    »War nur eine Frage«, sagt er. »Ich wollte Sie nicht erschrecken. Man muss in so einem Fall an alles denken.«
    »Ich verstehe«, sagt sie, »aber mein Mann hätte sich niemals umgebracht.«
    Mit noch nassen Augen schüttelt sie entschlossen den Kopf. Ihre roten Haare fliegen.
    »Das hätte er mir nicht angetan. Es ging uns zu gut. Auch wenn Berti Selbstmord begangen hat.«
    Noldi hat seine Zweifel, doch die behält er für sich. Auch dass der Notar der Letzte

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