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Nachsuche

Nachsuche

Titel: Nachsuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kuhn Kuhn
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Kaum war er ausgezogen, nahm sie Urlaub und setzte sich zur Sicherheit für einige Zeit aus Zürich ab. Sie buchte eine Kreuzfahrt im Mittelmeer.

    Auf dieser Kreuzfahrt, erzählt sie Noldi, habe sie Berti Walter kennengelernt.
    Sie konnte es sich nicht verkneifen, bei der Polizei anzurufen und zu sagen, dass die Frau auf dem Bild ihre Freundin sei. Darauf teilten die Kollegen Noldi mit, eine gewisse Ilse Biber habe sich gemeldet, weil sie das Foto der Toten aus dem Neubrunner Wald in der Zeitung gesehen habe.
    Jetzt sitzt ihm die Frau in einem Besprechungsraum der Kantonspolizei in Winterthur gegenüber.
    Sie ist groß, gutaussehend, aber eher hager, Ende dreißig, schätzt Noldi. Sie hält ihre Beine übereinandergeschlagen, lässt den Rock hochrutschen und wippt mit dem Fuß, der in einem Schuh mit hohem Absatz steckt. Sie gibt sich äußerst zuvorkommend, aber Noldi hat den Eindruck, sie sei bei ihren Äußerungen auf der Hut, wovor, weiß er noch nicht.
    »Also«, berichtet sie, »wie gesagt, die Kreuzfahrt der einsamen Herzen. Das war vielleicht ein Flop. Teuer aber nicht exklusiv. Alte Schachteln, Lustmolche, Schlappschwänze und geschiedene Rohrkrepierer. Nichts zu holen für unsereins, wenn Sie wissen, was ich meine. Da war ich froh, dass es wenigstens Berti gab. Sie war ein Unikum. Sie hechelte hinter jedem Mann her, aber keiner kam wirklich an sie heran. Sie heizte ihnen allen ein, und dann war Sense. Was haben wir über diese Idioten gelacht.«
    »Wann war das?«, fragt Noldi.
    »Vor zwei Jahren«, schätzt Ilse.
    »Berti hat gleich nach dem Tod ihres Vaters sein Haus verkauft und wollte sich etwas leisten. Sie fand die Idee mit der Kreuzfahrt romantisch.«
    »Warum melden Sie sich erst jetzt?«, will Noldi wissen.
    »Wieso?«, fragt sie erstaunt zurück.
    »Das Foto war schon vor ein paar Tagen in der Zeitung.«
    »Stimmt«, sagt sie langsam, »aber ich habe lange nicht geglaubt, dass sie es ist.«
    »Und jetzt glauben Sie, dass es Frau Walter ist?«
    »Ach«, sagt sie.
    »Wann haben Sie Ihre Freundin zum letzten Mal gesehen?«
    »Ach«, sagt sie noch einmal.
    Es stimme, sie habe ihre Freundin schon länger nicht mehr gesehen. Sie hätten sich ein wenig verkracht.
    »Worum ging es?«
    »Um nichts Besonderes.« Mit Berti auszukommen, sei nicht immer einfach gewesen.
    Was sie nicht sagt, ist, dass ihre Freundschaft bei Weitem nicht mehr so innig war, seit sie Berti den Liebhaber ausgespannt hatte.
    Zum Glück hat sie das nicht gewusst, denkt Ilse bei sich. Laut sagt sie, »Berti war rachsüchtig.«
    »Wie kommen Sie darauf?«, fragt Noldi verdutzt.
    »Ich habe sie beobachtet. Wenn sie glaubte, jemand habe ihr etwas angetan, dachte sie sofort, wie sie ihm das heimzahlen könnte. Nichts Bösartiges. Es war eher ein Sport für sie. So hat sie einmal im Winter einer Klassenkameradin gefrorene Rossäpfel in die Mantelkapuze gepackt, weil die sie nicht hat abschreiben lassen. Wie sie mir das erzählte, hat sie sich fast ausgeschüttet vor Lachen.«
    »Hat sie so was später auch gemacht?«, fragt Noldi, dem dämmert, dass der Fall noch anders liegen könnte, als er bisher angenommen hat.
    »Oh ja«, antwortet Ilse Biber. »Und sie war sehr erfinderisch. Wie gesagt, sie hielt es für eine Art Zeitvertreib.«
    »Zum Beispiel?«
    »Von einem Verflossenen, ich weiß nicht, wer er ist, hat sie gesagt, da sei sie noch dran, sich was auszudenken. Es seiner Frau zu stecken, bringe nichts, die wüsste es schon.«
    Der Notar, denkt Noldi elektrisiert, sie meint den Notar.
    Ilse Bibers Blick taxiert ihn lange und gründlich.
    »Aber vielleicht ist alles, was sie erzählt hat, gar nicht wahr«, sagt sie, schaut ihm in die Augen und lacht.
    Er fragt sich, was es da zu lachen gebe.
    Laut sagt er: »Wissen Sie, wie sie finanziell gestellt war?«
    »Nein, über Geld hat Berti nie geredet. Eher über Männer.«
    »Und was hat sie Ihnen über ihre Affären erzählt?«
    »So gut wie nichts«, antwortet Ilse. »Sie hat immer sehr geheimnisvoll getan. Nichts als Andeutungen. Wenn Sie mich fragen, da war gar nichts.«
    Dann schaut sie unvermittelt auf die Uhr, ruft: »Himmel ich muss gehen!«
    Sie springt auf.
    »Man vergisst schon einmal die Zeit, wenn man sich mit einem attraktiven Mann unterhält«, sagt sie.
    Noldi verschlägt es für einen Moment die Sprache.
    »Hoppla«, sagt er, doch da ist sie auf ihren hohen Absätzen schon bei der Tür hinaus.
    Er schüttelt hinter ihr den Kopf. Dass sie es so plump angeht, hätte er nicht

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