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Nacht aus Rauch und Nebel

Nacht aus Rauch und Nebel

Titel: Nacht aus Rauch und Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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Soff meines Mantels. Die Flecken verblassten bereits wieder. »Unsinn«, keuchte ich und hoffte, er würde nicht bemerken, wie schwer mir das Sprechen fiel. Mein Brustkorb fühlte sich an, als läge ein zentnerschweres Gewicht darauf. Mein Herz zog sich bei jedem Schlag qualvoller zusammen. Warum reagierte ich derart heftig auf die Asche? Warum machte sie mir so zu schaffen, verbrannte mich und gab mir das Gefühl zu ersticken?
    Amadé, die ein Stück abseits stand, blickte voller Verzweiflung auf die Baracken, die wir hinter uns gelassen hatten. Würde das Nichts sich bewegen und all die Schlafenden verschlingen, denen wir hatten helfen wollen?
    »Wir müssen weiter, Flora«, sagte Marian und fuhr sich mit der Zunge über die Lippe. Seine Pupillen wanderten verzweifelt hin und her. »Hörst du? Kannst du gehen oder soll ich dich tragen?«
    Ich antwortete nicht. Stattdessen schloss ich die Augen und konzentrierte mich auf die Stelle, an der Marian mich berührt hatte. Plötzlich war ich ganz ruhig. Obwohl die Welt um uns herum unterzugehen drohte, verschwendete ich keinen weiteren Gedanken daran. Wärme überströmte mein Gesicht dort, wo Marians Fingerkuppen gelegen hatten. Ganz sacht hatte seine schwielige Haut über meine gestrichen. Der schwache Geruch von Holz und Fichtennadeln legte sich über meine Sinne. Nach und nach fiel mir das Atmen leichter, das Ziehen in meiner Brust trat in den Hintergrund.
    »Flora?«, fragte Marian. Er hatte seine Hand natürlich längst zurückgezogen.
    Ich blinzelte. »Ja?«
    »Kannst du gehen?«
    Noch immer strömten die Menschen in Richtung Brücke. Ich schob die Kapuze zurück, um mich besser umsehen zu können. Der Ascheregen hatte so plötzlich aufgehört, wie er begonnen hatte. Nur die grauweißliche Schicht, die den Boden um uns herum bedeckte, erinnerte noch an ihn. Auch die Wolke über unseren Köpfen war dabei, sich aufzulösen. Vom Kanzler und seinen Männern fehlte jede Spur. Ich rappelte mich auf. »Schon«, sagte ich. »Aber ist es jetzt nicht vorbei? Dann könnten Amadé und ich doch …«
    Marian und Amadé schüttelten den Kopf. Ich entdeckte Tränen in Amadés Augen. Hastig fuhr ich herum, mein Blick suchte den Horizont ab und heftete sich an das Nichts, das noch immer an Ort und Stelle zu hängen schien.
    »Aber –«, begann ich noch einmal.
    In diesem Moment bebte die Erde.
    Der Untergrund erzitterte, als stünden wir auf dem Rücken eines erwachenden Ungeheuers. Menschen schrien, wurden von den Füßen gerissen. Ein Grollen lag in der Luft, Stein mahlte auf Stein, Fels auf Fels. Alles um mich herum vibrierte und knackte. Baracken fielen in sich zusammen. Mein erster Impuls war, mich flach auf den Boden zu werfen. Doch Marian zog mich auf die Beine, half auch Amadé auf. Gemeinsam stürzten wir den Stahlpfeilern der Brücke entgegen. Die Konstruktion schwankte beängstigend, schaukelte hin und her. Knarrte.
    Sie ächzte noch mehr, als wir sie betraten. Die Erde zitterte und bebte, der Hades hatte sich in ein tobendes Brausen verwandelt. Wellen klatschten gegen das betonierte Ufer, durch das sich nun Risse zogen. Wir klammerten uns an den Handlauf, doch in der nächsten Sekunde scherte die Brücke so weit nach links aus, dass wir erneut das Gleichgewicht verloren. Auf allen vieren kroch ich hinter Marian und Amadé über das Gitter. Die Verstrebungen verbogen sich unter meinen Händen, zwischen ihnen spritzte Flusswasser empor und traf mich im Gesicht. Ich hustete und rieb mir die eiskalten Tropfen aus den Augen.
    Plötzlich tauchte Amadé neben mir auf. Zitternd klammerte sie sich an meinen Ellbogen, die nackte Angst im Blick. Doch schon wurde ich wieder ein Stück in die entgegengesetzte Richtung geschleudert. Mit dem Rücken prallte ich gegen das Geländer und konnte einen Moment lang nicht atmen. Das Blut rauschte in meinen Ohren, während ein Straßenzug des Krawoster Grundes nach dem anderen einstürzte. Doch das dahinterliegende Nichts bewegte sich nicht! Es war nicht dabei, die Stadt zu verschlingen, wie ich gedacht hatte. Das hier war etwas anderes. Ein Erdbeben! Endlich strömte wieder frischer Sauerstoff in meine Lungen und ich krabbelte weiter.
    Das Donnern der einstürzenden Häuser war ohrenbetäubend.
    »Kommt endlich … verdammten … runter!«, schrie Marian Amadé und mir entgegen. Das Dröhnen der sich windenden Brückenpfeiler verschluckte seine Stimme. »Die macht … nicht mehr …«
    Er hatte das andere Ufer bereits erreicht und stand,

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