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Nacht aus Rauch und Nebel

Nacht aus Rauch und Nebel

Titel: Nacht aus Rauch und Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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ich.
    Marian schüttelte den Kopf. »Ist nicht der Rede wert.« Schon drängte er mich weiter. »Sie haben uns nicht gesehen. Aber das heißt nicht, dass wir in Sicherheit sind.«
    Ich nickte und so hasteten wir weiter durch die Straßen dieses Viertels, das mir so fremd und vertraut zugleich war. Gebäude und Denkmäler glitten an uns vorbei, Geschäfte, Parkbänke, Laternen. Menschen, die spazieren gingen oder zum Einkaufen eilten. Spielende Kinder. Oldtimer, die hupten, wenn Marian und ich zu plötzlich um eine Ecke bogen und ihnen vor die Räder liefen. Und der Himmel war überzogen von Schattenreitern, die Ausschau hielten, uns in unseren Mänteln in der Dunkelheit jedoch kaum würden ausmachen können. Das hoffte ich jedenfalls.
    Irgendwann bekam ich Seitenstechen. Ich brauchte dringend eine Pause und einen Schluck Wasser. »Warte«, krächzte ich und versuchte, Marian zum Anhalten zu bewegen. »Lass uns kurz … warten, ja?«
    Marian zog mich mit sich in den schmalen Spalt zwischen zwei Häusern. Ich stützte die Arme auf die Oberschenkel und keuchte.
    »Aber nur kurz«, sagte Marian und verzog das Gesicht, als er seinen linken Knöchel betastete.
    »Wohin wollen wir eigentlich?«, schnaufte ich nach ein paar Minuten. »Ich schätze, ich sollte mich irgendwo verstecken, bevor mein Vater mich wieder einfangen lässt.«
    »Madame Mafalda hat das für uns gedeichselt«, sagte Marian. »Deshalb bin ich heute Nacht auch so spät dran, ich habe sie dazu überredet, uns zu helfen. Sie hat mit dem Großmeister alles besprochen.«
    Ich hob eine Augenbraue. »Heißt das …«
    »Es heißt, dass ich dich erst einmal nach Notre-Dame bringe. Dort gilt Asylrecht. Selbst der Fürst kann dich nicht dort herausholen, wenn der Bund dich nicht ausliefert oder du nicht freiwillig vor die Tore trittst.«
    Ich biss mir auf die Unterlippe, weil ich genau das erst gestern gemacht und mich damit den Schattenreitern und dem Plan des Kanzlers preisgegeben hatte. Obwohl es mir nicht behagte, ein Gefängnis gegen das nächste zu tauschen, nickte ich.
    »Geht es wieder? Wir sollten machen, dass wir weiterkommen. Die Nacht ist bald vorüber und bis Notre-Dame liegt noch ein ziemlicher Weg vor uns. Ich würde ja sagen, wir nehmen einen Zeppelin, aber da man uns in der Luft verfolgt, wäre das vermutlich keine gute Idee.«
    »Okay«, murmelte ich langsam und strich mit den Fingerspitzen über Marians Haaransatz, dann hauchte ich ihm einen Kuss in den Mundwinkel. »Danke«, flüsterte ich.

13
EISHOCKEY
    »Kasimir hat mich angewiesen, sie rund um die Uhr zu bewachen«, drang Christabels Stimme aus dem Arbeitszimmer nebenan an mein Ohr, als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlug. »Er wird ohnehin außer sich sein, wenn er bei seinem nächsten Nickerchen herausfindet, dass sie wieder beim Bund ist.«
    »Ja«, sagte eine zweite Stimme, die zweifellos Marian gehörte. »Aber sie würde ja auch bewacht werden. Nur eben von mir. Ich folge ihr als Schatten in die Schule und, wenn es sein muss, auch zum Ballett und abends nehme ich sie eben mit zu meinem Spiel.«
    »Der Fürst will, dass sie in der Wohnung bleibt.«
    Marian seufzte. »Christabel, wir wissen doch beide, welche Masche der Kanzler hier abzieht, Fürst hin oder her. Kasimir weiß im Moment doch gar nicht, was er sagt.«
    »Nun … er ist immer noch –«
    »Willst du dem Kanzler seinen Triumph gönnen?«
    Ein Schnauben ertönte. »Natürlich nicht. Trotzdem. Hast du mir nicht letztens erst gestanden, wie schwer es dir fällt, Flora zu vertrauen, seit das Nichts verrücktspielt?«
    Schweigen.
    Ich setzte mich auf. Also stimmte es doch, was Marian mir gegenüber nie ausgesprochen hatte: Auch er brachte mich und den Stein mit den Geschehnissen in Eisenheim in Verbindung, genauso, wie der Kanzler es bereits bei unserem Treffen in der Philistergasse angedeutet hatte. Mir selbst war dieser Gedanke natürlich auch schon gekommen …
    »Siehst du«, sagte Christabel schließlich, weil Marian darauf anscheinend nichts zu antworten wusste. »Na schön, Marian, ich mache dir einen Vorschlag: Kasimir wird noch bis zum Wochenende weg sein. In dieser Zeit machen wir es so, du begleitest sie überallhin. Und damit meine ich überallhin. Vielleicht gelingt es euch in dieser Zeit ja zu beweisen, was der Kanzler getan hat. Wenn nicht, wird Flora wieder unter Hausarrest stehen, sobald ihr Vater zurück ist.«
     
    Marians noch immer leicht hinkende Schattengestalt wurde zu meinem ständigen Begleiter,

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