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Nacht aus Rauch und Nebel

Nacht aus Rauch und Nebel

Titel: Nacht aus Rauch und Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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letzten Meter zwischen uns, dann packte ich die Schattengestalt am Oberarm, riss sie zu mir herum und …
    … blickte auf die Maske der Dame. Ihre Augen, die in dieser Welt strahlend blau waren, blitzten mir entgegen.
    »Was … Wieso –? Sie?«, stammelte ich und zwang mich, eine Frage nach der anderen zu stellen. »Weshalb verfolgen Sie mich?«
    Die Dame blinzelte. Es war natürlich nicht zu erkennen, ob sie den Mund öffnete, um mir zu antworten. »Was wollen Sie von mir?«, zischte ich.
    Die Dame antwortete nicht. Sie hielt sich aufrecht wie eh und je.
    »Warum verfolgen Sie mich? Was soll das?«
    »Es wird wieder passieren, Flora«, wisperte sie. »Das Nichts, der Ascheregen …«
    Schlagartig ließ ich sie los. »Woher wollen Sie das wissen?«, fragte ich.
    Vielleicht hätte die Dame es mir erklären können. Doch selbst wenn sie es gewollt hätte, ich hätte es ohnehin nicht mehr erfahren, weil in diesem Moment eine weitere Schattengestalt in den Heizungskeller schoss und sich auf mich stürzte.
    Marian.
    Mit einem Schrei riss er mich zu Boden und drehte mir die Arme auf den Rücken. »Was soll das?«, rief er. »Ich dachte, wir halten jetzt zusammen. Willst du dich etwa davonmachen?« Er kniete auf meiner Wirbelsäule.
    »Nein«, ächzte ich. »Ich bin bloß ihr gefolgt.« Mit dem Kopf nickte ich in Richtung der Stelle, wo bis vor wenigen Sekunden noch die Frau mit der Maske gestanden hatte. Nun war sie allerdings fort.
    »Ich weiß jetzt, wer mich die ganze Zeit verfolgt und wen wir gestern im Flur gehört haben«, keuchte ich.
    Der Druck auf meinem Rücken verschwand. »Ja?«
    Ich nickte und ergriff dankbar die Hand, mit der Marian mich auf die Füße zog. »Es ist die Dame.«
    Marian runzelte die Stirn, anscheinend verwirrte ihn diese Erkenntnis genauso sehr wie mich. »Und was will sie?«
    Ich stemmte die Hände in die Seiten. »Keine Ahnung. Vermutlich hätte ich es herausgefunden, wenn du dich nicht wie ein bekloppter Ringer auf mich gestürzt hättest.«
    »Entschuldige.« Marian senkte den Blick. »Auch dass ich dachte, du wolltest abhauen. Das war … dämlich.«
    »Schon gut«, sagte ich. »Gehen wir zurück.«
     
    Eishockeyspiele waren ja nicht gerade das, was mich in meiner Freizeit interessierte. Wenn ich mir Sport im Fernsehen ansah, dann eher so etwas wie Eiskunstlauf, manchmal auch Springreiten, weil Wiebke eine verkappte kleine Pferdenärrin war. Fußball hatte mich noch nie interessiert, Handball erst recht nicht. Und Eishockey? Ich wusste nur, dass man mit den Schlägern eine kleine schwarze Scheibe, die Puck genannt wurde, aber rein gar nichts mit Shakespeare zu tun hatte, in das gegnerische Tor befördern musste. Reicht das aus, um nicht einzuschlafen?, fragte ich mich, als wir die Halle am Westbahnhof betraten.
    Eisige Luft schlug uns entgegen. Während Marian sich auf den Weg in die Spielerumkleide machte, schoben Ylva, Wiebke und ich uns durch das Gedränge der Fans. Die meisten Leute trugen Trikots in Violett und Grün, auf denen ein Moskito mit glühend roten Augen abgebildet war, dazu gab es passende Schals, Mützen und riesige Schaumstoffhände, mit denen man winken konnte. Aus den Lautsprechern unter der Hallendecke plärrte eine Männerstimme: »Heeeeeeeey, heeey Baby! Uh! Ah! I want to knooooooow if you be my girl!«
    »Mhmpf«, machte ich, nachdem wir die Kasse passiert hatten und nun unschlüssig im Eingangsbereich standen. Bis zum Anpfiff hatten wir noch fast eine Stunde Zeit. Was sollten wir bloß so lange machen?
    »Mach dir keine Sorgen, Flora, bevor wir einschlafen, erfrieren wir vermutlich«, sagte Wiebke. Während sie und ich unsere Winterdaunenjacken herausgekramt hatten, schien Ylva alles zu tragen, was sie dabeihatte. Über ihre Jeans hatte sie einen Strickrock gezogen, ich erkannte an ihrem Hals mehrere Lagen von Pullovern und Jacken, darüber hatte sie vier Schals geknotet. Auf ihrem Kopf saßen drei Mützen, unter deren dicken Bommeln ihr Gesicht noch schmaler wirkte. Auch sie zitterte.
    »Holen wir uns erst mal Kakao«, schlug sie vor.
    »Sehr gute Idee«, lobte Wiebke.
    Ich hob die Brauen. Bisher hatte ich nur Bierstände gesehen, doch Ylva, die sich mit derlei Freizeitaktivitäten besser auszukennen schien, zog uns schon mit sich. Zwischen Männern mit Bierbechern und bunt geschminkten Gesichtern schoben wir uns hindurch zu einem Stand, an dem neben Pommes und Currywurst auch antialkoholische Getränke und Kakao verkauft wurden.
    Eine Viertelstunde später

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