Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)
auch nur durch das Fenster stark abgeschwächt, ein reißendes Geräusch, dann einen Schuss und im nächsten Augenblick spürte sie, wie in ihr wieder dieser unersättliche Hunger auftauchte, diese Gier nach Blut. Doch diesmal reagierte sie fast instinktiv, unterdrückte das Gefühl und konzentrierte sich auf das, was geschah. Denn im nächsten Moment purzelte der rote Bus von Robert in mehreren Überschlägen durch die Bäume hindurch, blieb einem Moment auf dem Rasen liegen, und schon einen Augenblick später flog eine düstere Gestalt herbei, hob das Fahrzeug, als sei es aus Papier und schleuderte es durch die Luft.
Der Bus raste auf die Wohnung zu. Schreiend sprang Geraldine nach hinten, wo Urbano sie weiterriss und aus der Wohnung heraus. Im nächsten Moment zerfetzte die Frontwand, als der Bus mit dem Haus zusammenstieß. Glassplitter flogen umher. Kühlere Nachtluft drang ins Zimmer und wurde gleich wieder verdrängt, als der Tank des Busses explodierte.
Der Feuerball schmiss Geraldine zurück. Sie spürte, wie sie durch Wasser fiel und dann auf den Boden krachte. Im nächsten Moment wurde sie von Urbano hochgerissen und den Korridor entlang zur Treppe gezogen.
"Verdammt!", fluchte Geraldine. Ihr tat mittlerweile das Handgelenk weh. Außerdem fand sie, dass sie durchaus alleine gehen konnte. Auch wenn es eine Flucht war. Doch sie konnte sich aus dem eisernen Griff von Urbano nicht befreien. Unerbittlich zog er sie über den Absatz und die ersten Treppenstufen weiter.
Sein Körper war in Aufruhr. Von Moment zu Moment schäumte sein breiter Rücken auf, so dass Geraldine den Eindruck hatte, sie blicke auf eine von einem Orkan gepeitschte See. Dann glättete sich die Fläche wieder, wurde bronzen und kraftvolle Muskeln traten hervor. Und selbst jetzt konnte Geraldine nicht aufhören, eine gewisse Wollust zu empfinden. Es hätte nicht Urbano sein müssen. Verdammt, es hätte kein Mensch sein müssen, zumindest nicht in diesem Augenblick und sie hätte sich vermutlich auch durch einen erotischen Vampirroman ihre Fantasien anregen lassen, wenn sie nichts anderes gehabt hätte. Sonst war sie nie so wahllos Männern, selbst in ihrer Fantasie nicht, aber zur Zeit hatte sie einfach überhaupt keine Widerstandskraft gegen für sie ungewöhnliche Gedanken. Und sich von einem Mann so richtig durchvögeln zu lassen, war für sie auch in dieser gefahrvollen Situation durchaus sehr attraktiv.
Geraldine war so abgelenkt von ihrem Innenleben, dass sie in Urbano hineinrannte.
Er war stehen geblieben, lauschte und als sie fragte: "Was ist los? Sind sie schon im Haus?", machte er eine Geste, dass sie leise sein soll.
Irgendwo im Haus war ein Schrei zu hören. Der Hund von Mr. Pettykofer, einem älteren Herrn, der die Wohnung unter Geraldine bewohnte, bellte in einem fort. Doch was Geraldine fast automatisch anzog, war ein Lärm, der von draußen zu kommen schien.
"Was ist das?", fragte sie, als sie sah, wie Urbanos Gesicht sich etwas entspannte und sein nackter Körper deutlichere Konturen annahm.
"Das könnte unsere Rettung sein, wenn es das ist, was ich hoffe."
"Und was?"
"Das Rudel, es ist das Rudel!"
Im ersten Moment wusste ich Geraldine nicht, was das bedeuten sollte, dann kam mir fast spöttisch über die Lippen: "Ach, Werwölfe?"
"Du bleibst hier. Ich bin in einer Sekunde wieder da."
Geraldine schnappte wütend: "Nein! Ich möchte Erklärungen haben.", doch das Wesen zerfloss vor ihren Augen und verschwand. Allerdings hatte sie überhaupt keine Zeit, sich über dieses Verschwinden aufzuregen, denn schon im nächsten Augenblick materialisierte sich Urbano wieder und nickte kurz.
"Werwölfe! Wie ich gehofft hatte. Offensichtlich hat Iaron seinen Rudelführer überzeugen können."
Für den Bruchteil eines Augenblicks bewegte er sich gar nicht, dann sagte er: "Die meisten Vampire werden jetzt mit etwas anderem zu tun haben. Ich denke, wir können wieder nach oben gehen."
Sie erreichten die Wohnung und Geraldine bekam einen ersten Blick auf das Tohuwabohu, das der Angriff angerichtet hatte. Sie schluckte. Ein Teil der Front war weggerissen und gab den Weg in die Nacht frei. Der rote Bus klebte zerquetscht halb im Wohnzimmer und halb im Freien. Das Feuer war erloschen. Doch überall quoll noch weißer oder grauer Qualm aus kleinen Nestern hervor.
Geraldine empfand eine große Hilflosigkeit. Alle ihre Orchideen waren durch die Explosion auf den Boden geschleudert worden oder lagen zerquetscht unter
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