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Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)

Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)

Titel: Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Fizek
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lebensbestimmend.
    Der Mai war eine arbeitsreiche Zeit.
    Geraldine genoss sie und vergaß dabei ihre eigenen Bedürfnisse. Darüber konnte sie auch die Kollegen vergessen lassen, dass sie im Krankenhaus gelegen hatte. Nur Tom beobachtete sie scharf. Ständig scharwenzelte er um sie herum. Sie konnte seinen Blick nicht leiden; sie wusste nie genau, ob sie sich geschmeichelt oder überwacht fühlen sollte. In ihrer kurzen Affäre hatte er gelernt, dass sie ihre Unabhängigkeit bewahren wollte. Also sprach er viele Sachen nicht an. Auf der anderen Seite fühlte Geraldine sich auch wohl bei ihm, gerade weil er so viele Sachen sah. Sie musste sich nicht großartig erklären. Doch der Eindruck, dass Tom darauf wartete, dass sie einen Fehler beging, um ihr dann sofort eine helfende Hand zu reichen, war stark. Geraldine wollte respektiert und gesehen werden. Aber sie wollte dabei nicht das Gefühl haben, dass man ihr nur Beachtung schenkte, weil sie unbeholfen oder hilflos wäre.
    Alles, was sie tat, ging ihr leicht von der Hand. Sie konnte den ganzen Tag mit einem Fernglas auf einem Hochsitz ausharren und abends ihre Notizen (die sie in ihr Handy gesprochen hatte) sortieren und aufbereiten. Sie telefonierte mit Debra und beruhigte sie; sie telefonierte auch mit anderen Freundinnen. Aber sie blendete aus, was ihr geschehen war und was sie gefühlt hatte.
    Erst am Freitagmorgen musste sie sich mit ihrem vergangenen Wochenende wieder auseinandersetzen. Sie bekam einen Anruf.
    "Weizman hier.", meldete sich eine jugendliche Stimme.
    "Ich habe Ihren Anruf bereits erwartet.", log Geraldine. "Gibt es irgendetwas interessantes?"
    "Sie meinen das Labor und ihre Kleidung?"
    "Ja."
    "Nein, tut mir leid. Es gibt keine Hinweise auf den Täter. Wann kann ich bei Ihnen heute Nachmittag auftauchen?"
    Geraldine sagte, dass sie erst gegen achtzehn Uhr wieder zuhause sei und Weizman entgegnete, dass ihm das gut passen würde; er habe viel zu tun.
    Als der Inspector aufgelegt hatte, fragte sich Geraldine, warum er immer vom Täter sprach. Am Montagmorgen waren sich die beiden noch einmal flüchtig begegnet. Der Sicherheitsdienst des Krankenhauses hatte sie zu dem Tohuwabohu am Vorabend befragt, doch Geraldine hatte vorgegeben, dass sie nichts gesehen habe. Weizman überflog ihre Aussage kurz, versicherte sich, dass mit ihr alles in Ordnung sei und redete dann mit all den Pflegern und Patienten, die behaupteten, mehr gesehen zu haben.
    * * *
    Weizman erschien pünktlich und allein.
    Geraldine hatte sich gerade geduscht und frische Klamotten angezogen, als es an ihrer Wohnungstür klingelte.
    Sie bat den Inspektor herein.
    Geraldine hatte ihre kleine Wohnung nur gemietet. Aber sie war sehr glücklich mit ihr. Neben dem Wohnzimmer und einer großzügigen Küche konnte sie ein Arbeitszimmer und zwei Schlafzimmer ihr eigen nennen. Das zweite Schlafzimmer diente ihr meist als Gästezimmer. Alles in ihrer Wohnung war in hellen Tönen gestaltet; sie hatte sich zwei orangene Sessel und eine dazugehörige Couch geleistet, die ihr Wohnzimmer beherrschten. Dort stand auch ein Bücherregal mit Romanen. Die meisten hatte sie seit Jahren nicht mehr gelesen. Auch den Fernseher hatte sie seit Jahren kaum benutzt. Seit es die modernen Handys gab, las sie Nachrichten vor allem online. Am prägendsten waren die Pflanzen in ihrem Wohnzimmer. Geraldine hatte sie überall aufgestellt; dabei bevorzugte sie Orchideen. Ihr Schmuckstück war eine große Vanille, die üppig blühte.
    "Das sind ganz prachtvollen Pflanzen.", sagte Weizman.
    Geraldine stellte ihm ein Glas hin und goss Orangensaft ein. "Falls Sie wissen wollen, ob ich mich an etwas erinnere: Nein, ich kann mich immer noch nicht an den Abend erinnern. Manchmal habe ich das Gefühl, dass etwas auftaucht, was wichtig sein könnte. Aber dann verschwindet es sofort wieder."
    "Das ist schade.", entgegnete der Inspector.
    "Sie brauchen irgendetwas, mit dem Sie arbeiten können. Der Fall macht Ihnen schwer zu schaffen." Das war ins Blaue geschossen. Geraldine konnte nur vermuten, dass es sich um einen Kriminalfall handelte, der nicht nur sie betraf. Sie hoffte, dass sie dem Polizisten etwas entlocken könnte, indem sie so tat, als gebe es den Fall wirklich.
    Weizman nickte nachdenklich. "Ich vermute, dass Sie Glück gehabt haben. Wir haben bereits vier Vermisste."
    Geraldine runzelte die Stirn. "Vermisste?"
    "Ja und Nein. Wir hatten die Leichen."
    Ein beunruhigendes Gefühl stieg in Geraldine hoch. "Hatten? Sind sie

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