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Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)

Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition)

Titel: Nacht der Begierde (Geraldine Guthrie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Fizek
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hätte auch zugestochen.
    In diesem Moment huschte ein Schatten an ihr vorbei, ein junger Mann in Jeans, fast genauso schnell wie derjenige, der offensichtlich auf sie gewartet hatte. Kaum drei Meter von ihr entfernt trafen die beiden zusammen. In der Hand des gerade aufgetauchten Mannes blitzte ein silberner Bolzen auf. Die Stille zerriss. Eine Feuerwolken loderte auf, hüllte die ganze Szene für den Bruchteil einer Sekunde in ein unerträgliches Licht und verschwand dann wieder. Gleichzeitig hatte die Explosion einen unerhörten Knall erzeugt. Und wiederum schnitt ein irrsinniger Schmerz durch ihr Gehirn. Dann trieb schwarzer Rauch durch die Nachtluft und verflüchtigte sich nach und nach.
    Der junge Mann in Jeans stand noch fast genauso da wie zu dem Zeitpunkt, als er dem anderen den Bolzen in den Körper gedrückt hatte. Er schwankte. Sein blondes Haar war leicht angekokelt und roch intensiv und etwas widerwärtig. Ansonsten aber schien er unverletzt. Nur die Augen hielt er geschlossen.
    Geraldine trat auf ihn zu.
    "Sind Sie in Ordnung?"
    Er nickte mit dem Kopf, öffnete aber immer noch nicht seine Augen.
    "Ich … Sie …" Geraldine verstummte. Sie konnte jetzt nichts fragen. Sie war selbst noch zu verwirrt.
    Dann fiel ihr ein, dass sie noch ein Erfrischungstuch einstecken hatte, eines, das sie nicht mehr verwenden wollte, weil es so intensiv mit Zitrone getränkt war und ihr alleine schon bei dem Gedanken daran ekelte. Sie holte die kleine, weiße Packung mit der blauen Schrift aus ihrer Handtasche und reichte sie dem Mann.
    Der schüttelte den Kopf. "Nein danke! Das ist nett gemeint, aber ich finde den Geruch entsetzlich." Er hatte eine tiefe Stimme, viel tiefer, als man in diesem Alter (Geraldine schätzte ihn auf zwanzig) vermutet hätte. Er sah sehr gut aus, sportlich, wenn auch etwas hager, aber mit einem schönen, sehr ebenmäßigen Gesicht, mit hoher Stirn, einer geraden Nase und etwas zu schmalen Lippen. Seine hohen Wangenknochen erinnerten entfernt an die indianische Physiognomie.
    Ein wenig war Geraldine enttäuscht, dass es nicht ihr unbekannter Fremder war. Doch wer immer auf dieser Kerl sein mochte, er schien ein ähnliches Hobby zu haben wie ihr Retter. Für sie gab es keinen Zweifel, dass dieser Spuk und der vom letzten Sonntagabend auf die gleiche Art und Weise vernichtet wurden. Nur der Grund war ihr völlig schleierhaft. Worte flackerten in ihrem Geist auf, die sie bisher ins Reich der Mythen verbannt hatte, Worte wie: Geist, Vampir, Zombie. Auf die Erklärung würde sie noch warten müssen, aber sie hatte auch vor, diesen Mann nicht gehenzulassen, bis er ihr eine Erklärung geliefert hätte. Er roch seltsam, nach Wald und nach der Rinde alter Bäume, ein wenig nach Tier und sie hatte sogar den Eindruck, dass er nach einem Wolf roch, obwohl sie das nicht so genau sagen konnte. In Florida gab es keine Wölfe. Einen Puma hätte sie mittlerweile gut erkannt, da er ihr in der letzten Woche, in der auch die Geruchsinn sehr viel besser geworden war, mehrmals den Weg gekreuzt hatte, zumindest aus der Ferne. Trotzdem musste sie sofort an diesen wilden Vorfahren des Hundes denken. Er roch auch nach Gras und nach frischem männlichem Schweiß. Geraldine fand es erregend, dass dieser Duft umso intensiver wurde, je stärker sie sich seinen mittleren Körperregionen zuwandte.
    Er hatte eine schöne schmale Hüfte und, soweit sie das sehen konnte, einen gut durchtrainierten Po. Ein schmaler und wenig attraktiver Gürtel hielt die Jeans an ihrem Platz. Unwillkürlich stellte sie sich vor, dass sie diesen Gürtel öffnen würde. Eine Sekunde lang war sie hin und her gerissen. Vermutlich war sie gerade dem Tod entkommen und jetzt dachte sie zum zweiten Mal über wilden Sex und hemmungslose Offenheit nach. Dafür war sie in ihren Beziehungen nicht bekannt gewesen.
    Geraldines Gedanken wurden von dem Kerl unterbrochen. Er öffnete endlich die Augen, blinzelte und zeigte seine rabenschwarzen Pupillen. Er sah nicht erschrocken aus, aber irgendwie verschlafen, als sei er gerade aus einem viel zu langen Traum aufgewacht.
    "Ich heiße Iaron!" und streckte ihr seine rechte Hand entgegen.
    Geraldine schaute ihn überrascht an. Sie wollte gerade die Hand ergreifen, als er leicht schwankte.
    "Sie fühlen sich doch unwohl!", stellte sie tadelnd fest.
    "Nur ein leichter Schwindel. Daran gewöhnt man sich, wenn man öfters mit Vampiren zu tun hat."
    Geraldine wurde es kalt. Sie hatte genau verstanden, was Iaron gesagt

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