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Nacht Der Begierde

Nacht Der Begierde

Titel: Nacht Der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlene Teglia
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irgendwie. Er zeigte mir die Schrittfolgen, und am Ende lag mein Rücken an seiner Brust, und er hielt mich sanft und locker, was sich so verführerisch anfühlte, dass ich fast meine Zunge verschluckt hätte.
    Als ich mich schließlich bis zu Will durchgetanzt hatte, war ich dankbar, dass ich mich zu ganz simplen Tanzschritten einfach von ihm führen lassen konnte. Und während wir uns gemeinsam im Takt bewegten, fiel mir auf, dass Tanzen ein guter Weg ist, Hemmungen behutsam abzubauen, dass es mir erlaubte, zwanglos Tuchfühlung aufzunehmen, mich an den Geruch eines jeden von ihnen zu gewöhnen und daran, wie sie sich anfühlten, ohne vor irgendetwas Angst haben zu müssen. Schließlich ging es ja nur um Tanzen. Aber morgen Abend würde mehr geschehen, und dann wäre alles einfacher, weil ich schon mit allen gesprochen, gelacht, gegessen und getanzt hatte.
    Ich wusste nicht, ob ich dankbar sein oder mich manipuliert fühlen sollte. Das Nachdenken überforderte meine Konzentration, und ich trat Will auf die Zehen.
    «Tut mir leid.» Ich blieb stehen und verharrte in seiner Umarmung. «Ich glaube, ich habe mich ziemlich verausgabt.»
    «Möchtest du dich setzen?» Will zeigte auf eine Bank vor dem Brunnen.
    «Gern.» Ich ging darauf zu und ließ mich niedersinken. Das Rudel war gegangen, und ich witterte die Gelegenheit, mal einen Moment für mich zu haben. «Würde es dir etwas ausmachen, mir ein Glas Saft oder so zu besorgen? Ich hab das Gefühl, mein Energiepegel ist ziemlich in den Keller gerutscht.»
    «Hast du dich übernommen?»
    «Es geht mir gut. Ich muss mich nur mal einen Moment ausruhen.» Ich lächelte ihm aufmunternd zu. Ichstützte mich mit den Ellbogen auf den Knien ab und ließ mich seufzend nach vorne sinken. Jetzt, wo ich mich nicht mehr bewegte, wurde mir ein bisschen schwindelig. Ich beobachtete einen Grashalm neben meinem Fuß, der zu wachsen schien, um dann wieder kleiner zu werden, kniff die Augen zusammen und hoffte, dass ich nicht wieder ohnmächtig werden würde.
Komm bloß schnell wieder, Will.
    Ich sah mich um, um festzustellen, wo die anderen geblieben waren. Sie mussten ganz in der Nähe sein, aber ich konnte keine Schatten erkennen, die sich im Dunkeln bewegten. Ein Geräusch neben mir ließ mich den Kopf zur Seite drehen, die Hand schon ausgestreckt nach dem Getränk, das Will mir bringen würde. Aber es war nicht Will, der sich mir näherte. Selbst im Dunkeln erkannte ich den großen Mann vom Parkplatz vor dem Einkaufszentrum wieder, entweder Wilson oder Miguel. Er hatte sich ja nicht vorgestellt.
    Ich versuchte noch, mich in Abwehrposition zu bringen, aber es war schon zu spät. Er hatte mich in einem unaufmerksamen Augenblick erwischt und nutzte die Angriffsfläche aus, die ich ihm bot, indem er meinen Arm mit festem Griff packte. Zusammengekrümmt zu sitzen ist zwar eine schlechte Ausgangsposition, wenn man sich verteidigen will, aber ich zielte mit meiner Ferse auf sein Knie und trat fest zu. Die Krafteinwirkung von fünf Pfund reicht, um ein Knie einknicken zu lassen. Such dir die verletzlichen Stellen aus; sieh zu, dass du ihn irgendwie ausschaltest.
    Mein freier Ellbogen war schon auf dem Weg zwischen seine Beine, aber er wehrte mich ab und zwang mich noch weiter nach unten. Wenn er mich erst mal auf dem Boden hatte, würde ich es verdammt schwer haben, mich zu befreien. Deshalb warf ich meinen Kopf nach hinten und traf sein Kinn mit einem dumpfen Schlag. Er ließ ein bisschen locker. Ich entwand mich ihm und schaffte es,meine Hände zu einem Doppelhammer zu vereinen, mit dem ich ihm seitlich einen Schlag gegen den Kiefer verpassen wollte. Selbst ein mieser Werpanther müsste doch für einen Augenblick außer Gefecht zu setzen sein, wenn es mir gelänge, seinen Kiefer auszurenken.
    Er wehrte mich erneut ab, indem er sich so schnell bewegte, dass sein Bild vor meinen Augen verschwamm, und dann traf mich seine Faust an der Schläfe, bevor ich ihn abblocken oder ausweichen konnte, und dann gingen bei mir die Lichter aus.
    Ich öffnete meine Augen, als ich eine enorme Erschütterung spürte, und musste feststellen, dass ich wie ein Sack kopfüber auf der Schulter meines Entführers hing. Wir waren noch immer im Freien, und ich sah die Sterne durch das Blätterdach leuchten. Er rannte mit mir durch den Wald, den man vom Garten aus sehen konnte. Ich hatte den Eindruck, nur ein paar Augenblicke lang bewusstlos gewesen zu sein. Wir waren also immer noch auf Wolfsterritorium. Und

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