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Nacht Der Begierde

Nacht Der Begierde

Titel: Nacht Der Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlene Teglia
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mir.
    Ich schüttelte den Kopf. «Du sagst es falsch rum. So ist es richtig: Du hast meinen Vater umgebracht. Mach dich bereit, zu sterben.»
    Die Bestie wurde zum Werkzeug meiner Rache, in mir bäumte es sich auf, ich bekam Reißzähne und einen kraftvollen Kiefer. Dann ergoss sich der süße Geschmack von Blut in meinen Mund und Ray stürzte zu Boden, mit einem klaffenden Loch, wo vorher sein Hals gewesen war.
    «Oder versuch, das zu heilen», grollte ich, wobei nur ein Knurren zu hören war, da ich die menschliche Sprache verloren hatte. Ich schüttelte die Überreste meiner Kleidung ab und ließ die Metamorphose vollständig von mir Besitz ergreifen. Einen Augenblick später stand ich auf allen vieren über Rays am Boden liegendem Körper. Das Tier, das ich geworden war, beschloss, dass er vielleicht nicht schwer genug verletzt war, um mir nie wieder gefährlich werden zu können, also riss ich ihm den Bauch auf und zerrte seine Eingeweide in den Dreck.
    Ich warf meinen Kopf in die Luft und heulte meinen Sieg gen Himmel. Dann rannte ich davon wie der Wind, während meine übrigen Feinde sich berappelten, um mich zu verfolgen.

KAPITEL 22
    A ls ich flüchtete, hatte ich den Eindruck, als würde es langsam zu einer schlechten Angewohnheit von mir, blind und orientierungslos durch den Wald zu rennen. Ich brauchte dringend eine Karte der Gegend und musste lernen, mich zurechtzufinden. Außer, dass die Gegend jetzt tatsächlich mein Zuhause war, hatte ich keinerlei Heimvorteil.
    Ich hörte, wie mir etwas folgte, und es klang wie das Geräusch von Tausenden von Pfoten. Wie viele dieser verdammten Katzen waren es? Ich hatte sie nicht genau gezählt.Aber ich musste keine Köpfe zählen, um zu wissen, dass sie mehr waren als wir, vielleicht sogar doppelt so viele. Kein Wunder, dass sie mutig genug waren, gegen uns zu kämpfen.
    Und bestimmt waren es nicht nur Katzen, die mir auf den Fersen waren. Als Ray das Rudel verlassen hatte, war er nicht allein gegangen. Die anderen Abtrünnigen würden kommen und ihr Zuhause wiederhaben wollen.
    Verdammt sollte ich sein, wenn ich das zuließe. Denn es gehörte auch mir.
    «Du kannst nicht einfach davor weglaufen.» Da war die muntere Stimme wieder. Deren Besitzer immer wieder über den Weg zu laufen, schien ebenfalls zu meinen schlechten neuen Angewohnheiten zu gehören. Ich rannte weiter. Schließlich wollte ich nicht bremsen und sofort einen Panther am Hals haben. Da packte mich jemand am Schlafittchen und ließ mich so in der Luft hängen, dass er mir ins Auge sehen konnte. «Und hören kannst du auch nicht. Hab ich dir nicht gesagt, du sollst das die Jungs machen lassen?»
    Ich knurrte. Wenn ich Königin werden sollte, könnten sich die Jungs ruhig schon mal daran gewöhnen, auch mal Mädchen mitspielen zu lassen.
    «Kein Grund, in solchem Ton mit mir zu reden.» Der Leshii klang keineswegs beleidigt. Der Herr des Waldes drückte mich an seine Brust wie ein Schoßhündchen und strebte auf das Haus zu. «Du wirst deinen Spaß schon noch bekommen.»
    Ja, so wie jetzt, wo uns gleich alle möglichen Katzen überrumpeln und in den Waldboden treten würden. Ich sah über die Schulter des Leshii und fragte mich, warum ich plötzlich hinter uns nichts mehr hörte. Mit fragendem Blick sah ich ihn an.
    «Wo sie geblieben sind? Ich hab ihnen eine Abkühlung empfohlen.» Er lächelte und wirkte regelrecht schadenfroh.Ich hätte wetten können, dass sie sich plötzlich in irgendeiner ziemlich unkomfortablen Lage wiedergefunden hatten. «Du hast ein bisschen Zeit, bis sie sich berappelt haben und wiederkommen. Nutze sie gut.»
    Ich nickte, als Zeichen, dass ich ihn verstanden hatte, was sich in meinem Zustand sehr merkwürdig anfühlte, und mein Wolfs-Erstaunen über dieses Empfinden erheiterte den Leshii von Neuem. Er lachte noch immer, als er mich auf der Türschwelle absetzte.
    Dann versank er im Gras und verschwand aus meinem Blickfeld, bevor ich die Klappe zum Wintergarten mit der Schnauze aufdrückte. Meine Krallen scharrten über die Mondfliesen. Und mir stellten sich die Nackenhaare auf, als ich die Witterung des Streits mit David aufnahm. Ich machte einen Bogen um diese Stelle und lief in den Haupttrakt des Hauses.
    Ich lauschte und hörte Stimmen in der Bibliothek. Meine Pfoten führten mich in diese Richtung. Seltsame Geräusche unterbrachen immer wieder die undeutliche Stimme. Was das für Laute waren, konnte ich trotz meines deutlich verbesserten Gehörs nicht erkennen. Bis ich

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