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Nacht der Dämonen

Titel: Nacht der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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geschickt worden, die Stadt zu vernichten. Sie selbst, in ihrem Übereifer und ihrer Besorgnis, hatte das verhängnisvolle Geschehen herbeigeführt. Ja, der Hohepriester Mophis ist tot. Viele Soldaten sind gefallen. All das war allein ihre Schuld. Die Fremden wollten die Stadt in Ruhe verlassen und nie mehr wiederkehren. Doch nach allem, was durch ihre Schuld geschehen war, verlangten sie Wiedergutmachung für ihre Verluste. Die Bürger sollten jetzt nach Hause zurückkehren, und keinesfalls dürfte es zu feindlichen Handlungen gegen die Fremden kommen.
    Keldum seinerseits wollte die Stadt so schnell wie möglich verlassen und fünfzig Mann mit sich nehmen, um die Rote Sonja aufzuspüren. Ihr bester Schutz war, Hefei mit sich zu nehmen. Als sein Trupp sich bereitmachte, die Stadt zu verlassen, unterbreitete er Hefei seinen Plan.
    »Wir brechen jetzt auf, um die Hyrkanierin zu suchen, Herrscherin. Mein Leutnant, Gevem, kennt die Richtung, in die sie geflohen ist. Gewiss werdet Ihr einsehen, dass wir die Stadt leichter verlassen und wieder betreten können, wenn Ihr uns begleitet. Der größte Teil meiner Männer wird hier bleiben und den Palast mit Hilfe Eures neuen Hohenpriesters, Uss, und fünfzig anderen Geiseln halten.«
    Keldum blickte Hefei forschend an. Ihr Gesicht blieb unbewegt. Da wusste er, dass er recht hatte: Keine Ketten könnten die Frau so sicher halten wie ihr eigenes Schuldgefühl.
     
    Der Abend war kühl und regnerisch. Das schwache Sternenlicht und der Mondschein verfingen sich in dem schimmernden Nebel, der den fernen Talboden wie ein gespenstischer Teppich bedeckte. Die gelben und orangen Lichter der Stadt brannten wie verglimmende Glut durch den Nebel.
    Sonja und Tiamu saßen dicht am Feuer in der Höhle und stärkten sich mit den Früchten, dem Käse, Brot und Wein, die Saureb ihnen aufgetischt hatte. Er selbst nahm nicht an diesem Mahl teil. Sonja fragte sich, ob er in der Stollenkammer vor dem Spiegel saß und die Menschen von Elkad beobachtete. Er hatte sich am Spätnachmittag nur kurz sehen lassen, um das niedergebrannte Feuer neu anzuzünden und den Tisch zu decken. Dann hatte er sie wieder alleingelassen.
    Tiamu hatte inzwischen nur wenig gesagt. Ihre Düsterkeit war vergangen, aber sie war noch sehr erschöpft. Gleich nach dem Abendmahl streckte sie sich auf einem Lager in Feuernähe aus. Sonja deckte sie mit Fellen zu und störte sie nicht, als sie wieder in leichten Schlaf sank.
    Kaum war die Nacht eingebrochen, warf Sonja sich ihren Umhang um und hastete aus der Höhle, um nach ihrem Pferd zu sehen. Es ging ihm gut unter seinem Felsenschutzdach nahe des Höhleneingangs. Sie streichelte es, blickte zum teilweise noch wolkenverhangenen Himmel hoch und kehrte schließlich in die Höhle zurück.
    Beim Eintreten zuckte sie fast erschrocken zurück, als sie sah, dass der Zauberer sich über das schlafende Mädchen beugte. Eine Hand ruhte ausgestreckt auf ihrem Haar, als hätte er es ihr gerade zurückgestrichen. Seine Lippen bewegten sich flüchtig, aber sie hörte keinen Laut. Auf seinem Gesicht las sie einen seltsamen Ausdruck wie eine Mischung aus Strenge und Mitgefühl.
    Er blickte hoch, als Sonja tiefer in die Höhle kam, verriet jedoch keinerlei Überraschung.
    Sonja jedoch musste sich einer seltsamen Unsicherheit erwehren. Verärgert über sich selbst, verdrängte sie ihre Angst, nahm ihren Umhang ab und stellte sich ans Feuer. »Es geht ihr jetzt besser, Saureb.«
    »Ja – es geht ihr besser.«
    »Ich danke Euch, dass Ihr uns zur rechten Zeit alleingelassen habt.«
    Saureb zuckte die Schulter und trat ebenfalls ans Feuer.
    »Ich spüre seltsame Rätsel hier, Saureb«, fuhr Sonja fort. »Vielleicht gestattet Eure Weisheit es, mir einige zu deuten.«
    »Welche Rätsel, Sonja?«
    »Tiamu sagte etwas Merkwürdiges. Sie hat mir offenbar bei meiner Flucht geholfen, weil sie glaubte, ich würde irgendwie das Erdvolk vernichten und dadurch die Stadt von ihrem Grauen erlösen. Was veranlasste sie zu diesem Gedanken?«
    Saureb wandte ihr das Gesicht zu und lächelte. »Ihr habt die Schriften des Propheten Muthsa nicht gelesen?«
    »Nein, ich kenne sie nicht.«
    »Nun, das ist nicht erstaunlich. Er ist zwar einigermaßen bekannt in Shem und Stygien, ja sogar im fernen Vendhya, doch überhaupt nicht in den nördlichen Ländern. Hier …« Er trat an einen Tisch und griff nach einer dünnen Schriftrolle unter all den Büchern und anderen Schriftrollen. »Ihr sprecht recht gut Zamorianisch.

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