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Nacht der Dämonen

Titel: Nacht der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Zauberei kennen …«

 
ZWEITER TEIL
 
 
DAS ERDVOLK
     
     
     
     
     
     
     
     
    Wehe dieser großen Stadt! – Und ich wollte, ich sähe schon die Feuersäule, in der sie verbrannt wird! Denn solche Feuersäulen müssen dem großen Mittage vorangehen. Doch dies hat seine Zeit und sein eigenes Schicksal! -
     
    NIETZSCHE
    ›Also sprach Zarathustra‹

 
8
     
    Sie waren so wenig tot, wie sie lebten. Zeitlos existierten sie in jenem Nichts, das durch Zauberkräfte oder Götter für jene dämonischen Kräfte geschaffen war, die nicht mehr von der Erde fortkonnten. Unmerklich atmeten sie, die man das Erdvolk nannte, gefühllos, unmenschlich. Nicht Wind waren sie, doch unsichtbar wie Wind. Sie lebten nicht wie Menschen, und doch hatten sie Gedanken und Intelligenz, aber von nichtmenschlicher Art. Sie existierten in einem Nichts zwischen einer Form des Seins und einer anderen, und warteten auf den Ruf des Mondes und der Sterne, der Planeten und der Opferung, und auf den Namen …
    Wir existieren – ohne Alter, unveränderlich, ohne Stimmen, Hände oder Gesichter. Unsere Gedanken streifen wie der Wind, doch wir sind nicht der Wind. Wir hungern – wir warten auf die Zeit der Sättigung. Wir werden nicht für immer hungern – wir warten auf die Zeit des Mondes und der Speisung …
    Saureb spürte sie, während er nachdenklich in seiner Kammer im Berg hin und her schritt, und Sonja und Tiamu in der äußeren Höhle schliefen. Blauer würziger Rauch von den bronzenen Feuerschalen auf ihren Dreibeinen kräuselte sich um ihn und spiegelte sich verschwommen im Silberspiegel, der an der Felsenwand hing.
    Er konnte die Existenz und das Harren des Erdvolks spüren, weil er ihr Hüter war. Er konnte ihre Vibrationen spüren, weil er ein Meister der geheimen Künste war. Er wusste, dass die Dunkelheit vor dem Morgengrauen mehr Wahrheit barg als das helle Tageslicht und die Schwärze der Nacht. Er wusste, dass manchmal lebende Menschen Phantome waren, und Träume echter, als der Mensch vermeinte. Er fühlte auch das pulsierende Leben des Regens, das Atmen der Blumen, den Laut erodierenden Gesteins, die Stimmen wachsender Bäume und ihre Schreie, wenn Menschen sie verletzten. Ebenso verstand er, wie das Erdvolk und alles Dämonische die Äonen überdauern konnten, lebend und doch nicht lebend.
    »Lauscht ihnen, o Zarutha!« rief Saureb plötzlich, das Gesicht seltsam von Qualen gezeichnet. »Könnt Ihr mich hören, so wie ich das Erdvolk in Stein und Luft sich regen höre? Oh, wäre es nur so, und ihr könntet mir antworten, denn ich brauchte Eure große Weisheit.
    Manchmal weine ich in meiner Einsamkeit, o Zarutha, denn ich bin in meinem Menschentum gefangen und weiß, dass auch mir wie jedem Menschen der Tod beschieden ist. Oh, Ihr, der Ihr die Menschen hasstet, weil Ihr das Leben liebtet, wie wart Ihr imstande zu lachen und zu tanzen, wo Ihr doch wusstet, dass der Mensch der Wurm ist, der an der Leiche der Erde frisst? Nicht alles Eurer großen Weisheit habt Ihr mich gelehrt, o Zarutha!«
    Lebend, doch nicht lebendig …
    »O Zarutha, die Zeit für Zauberei ist gekommen«, sprach Saureb in den beschlagenen Spiegel, »genau, wie Ihr sie vorhergesehen habt. Ich wünschte, ich wäre wie der Krieger, der sein Schwert führt und die Existenz seiner Klinge nicht anzweifelt. Ich bediene mich der Zauberei – doch immer ziehe ich sie in Zweifel. Ich wünschte, ich könnte mich Ihrer bedienen, wie Ihr es einst getan habt: wie ein Skalpell, um diese Welt von einem eitrigen Geschwür zu befreien. Aber ich weiß, dass ich ‚sie wie ein Schwert der Rache schwingen werde – so sehr quält dieser Pestgestank der Menschheit meine Nase. Ich täuschte mich selbst, mein Mentor, als ich glaubte, über all das erhaben zu sein, aber – habt Ihr je in den Geist eines geschändeten Mädchens geblickt? O Zarutha, wie sehr ich mir wünschte, Ihr hättet mich all Eure Weisheit gelehrt!«
     
    Peth war in der Stadt zurückgeblieben. Er wusste nicht, dass Keldum ausgerechnet in die Richtung geritten war, wo Saureb hauste – Saureb, der Mann, den Peth suchte.
    Bedrückt, weil er von dem sterbenden Mophis nicht hatte erfahren können, was er wissen wollte, wanderte Peth in düstere Gedanken versunken durch die dunklen Straßen der Stadt. Überall ringsum, auf den Straßen und Gassen, bei den Läden und Wachttürmen, den Wohnungen und Schenken, drängten sich die Menschen, aufeinander einredend und rufend. Doch Peth merkte es kaum, so sehr

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