Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
finstersten Gedanken lesen kann? Karl war darüber hinweggekommen, aber ich bin mir sicher, es war nicht einfach gewesen, und das machte seine Freundschaft nur noch kostbarer.
Trotzdem war es ein gutes Leben, vor allem wenn man es mit dem Leben von Jaz oder Sonny verglich. Ich würde mich nicht so ohne weiteres in eine Kabale locken lassen. Das war es, worauf Karl hinauswollte. Aber hatte er recht?
In diesem Schutzraum hatte mein moralisches Zentrum sich abgeschaltet. Ich hatte Troy gesehen und mich nicht einmal daran erinnert, wer er war. Ich hatte nur noch daran gedacht, Befriedigung aus seinem Sterben zu ziehen.
Was, wenn es wieder passierte und ich dabeistand und jemanden sterben ließ? Ich würde niemals wieder in der Lage sein, meiner Familie gegenüberzutreten. Niemals wieder dem Rat unter die Augen treten können. Nie wieder mir selbst ins Gesicht sehen …
»Hope?« Karl runzelte die Stirn.
»Tut mir leid, ich bin einfach …« Ich schüttelte den Kopf. »Ich komme klar.«
»Das wirst du auch. Und ich will, dass du morgen Vormittag deine Mutter anrufst.«
»Ja, Sir.«
»Ich will, dass du sie zu einem … Welches ist ihr Lieblingsrestaurant?«
»Odessa’s in Philadelphia.«
»Lad sie zu einem Abendessen mit uns am kommenden Samstag ein.«
»Uns?«
»Ist das ein Problem?«
»Es hört sich einfach sehr … sehr nach Paar an.«
»Ist das ein Problem?«
Ich sah zu ihm auf. Wenn alles auseinanderbrechen sollte, würde es einen Menschen geben, der nach wie vor da war, für den es keinerlei Unterschied machen würde, was ich getan hatte. Würde er jemals wissen, wie viel mir das bedeutete?
»Karl Marsten?«
Als wir uns umsahen, kam Troys Kollege Griffin in unsere Richtung. Wurden seine blauen Augen kälter, als sie meinen Blick auffingen? Wahrscheinlich bildete ich mir da etwas ein. Ich war in genau der richtigen Stimmung, um überall Missbilligung zu sehen.
Karl streckte eine Hand aus. Als Griffin so tat, als sähe er sie nicht, entsprang der eisige Blick in Karls Augen mit Sicherheit
nicht
meiner Einbildung. Wenn er sich einem besseren Wachmann gegenüber schon so viel Mühe gab, dann schätzte er es nicht, zurückgewiesen zu werden.
»Haben Sie von …«, begann ich.
»Hier entlang!«, sagte Griffin und machte sich auf den Weg zurück zum Gebäude.
Ich wollte ihm schon nachlaufen, aber Karl packte mich am Arm, und sein Blick erinnerte mich daran, dass wir hier waren, um der Kabale zu helfen – wir würden den Teufel tun und hinter unserem Begleiter herrennen.
»Es tut mir leid, dass man Sie um diese Tageszeit herbestellt hat«, sagte ich, als Griffin sich ungeduldig nach uns umsah.
»Sie glauben,
das
macht mir was aus?« Es kam so scharf heraus, dass ich zusammenfuhr. »Mein Partner liegt im Krankenhaus und kämpft um sein Leben. Mein Boss ist fast umgebracht worden und wird jetzt von irgendwelchen Affen vom Sicherheitsteam bewacht, die ich kaum kenne. Und ich soll inzwischen hier rumhängen und den Begleiter für …« Er verstummte.
»Einen Werwolf geben?«, vervollständigte Karl geschmeidig.
Ein Grunzen, das möglicherweise ein Ja war.
»Ich weiß nicht, warum Lucas Sie uns zugeordnet hat, aber wir hatten mit der Entscheidung nichts zu tun, und sobald wir William aufgetrieben haben, gehen wir Ihnen aus den Füßen«, sagte ich, als wir uns dem Haupteingang näherten.
»Noch besser«, sagte Karl, »wir können auch gleich jetzt gehen.«
»Sie gehen nirgendwohin, bevor Lucas Cortez es nicht sagt.« Griffin riss die Tür auf.
Karl fing sie ab und hielt sie fest. »Wie bitte?«
»Er hat mir gesagt, ich soll Sie bewachen, und das mache ich, bis ich abgelöst oder abberufen werde.«
»Auf Lucas’ Befehl?«
»Ich kenne meine Pflichten.«
Mit anderen Worten, Lucas hatte nichts dergleichen gesagt. Als wir das Gebäude betraten, klingelte mein Handy. Es war Paige.
»Wir sind gerade im Büro angekommen«, erklärte ich auf ihre Frage hin.
»Ist Griffin da?«
Ich warf einen Blick auf den Leibwächter; er stierte finster zurück. »Ja.«
Ein kehliges Auflachen. »Macht er euch das Leben schwer? Ignoriert es. Er ist ein guter Kerl. Er nimmt diese ganze Leibwächterei einfach furchtbar ernst. Nicht so wie …« Ein kleines Abknicken in ihrer Stimme.
»Wie geht es Troy?«, fragte ich.
»Sie operieren gerade.«
Weiter sagte sie nichts. Ich nehme an, es gab weiter auch nichts zu sagen – nur, dass er lange genug überlebt hatte, um jetzt auf dem Operationstisch zu liegen,
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