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Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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öffnen?«
    Er lief rot an. »Das ganz rechts, Sir. Aber nur von innen. Ich weiß, dass Ihr Vater auf dem vollständigen Sicherheitsprogramm bestanden hat, aber Mr. Cortez …«
    »Wollte einen privaten Fluchtweg.«
    Der Butler nickte. Ich wusste genau, es gab nur einen einzigen Grund, weshalb Hector eine Möglichkeit haben wollte, diesen Raum zu verlassen – einen Raum, in den er sich stundenlang zurückziehen konnte, ohne gestört zu werden. Er wollte einen Fluchtweg, um seine Mätresse zu besuchen. Oder, wie ich in Gedanken zurechtrückte, als mein Blick auf das Ruhebett fiel, um sie einzulassen.
    Mätressen waren ein allgemein akzeptiertes Element im Leben eines Kabalenmagiers, so wie sie es immer sind, wenn ein Mann mehr der Pflicht als der Neigung wegen heiratet. Aber ein geheimer Zugang konnte Hector bei Bedarf zugleich ein Alibi liefern – die Familie würde darauf beharren, dass er die ganze Zeit in seinem Arbeitszimmer gewesen war, ohne jemals gewagt zu haben, dies zu überprüfen.
    Carlos war fast genau zu dem Zeitpunkt eingetroffen, als der Angreifer meinen Vater in seinen Schutzraum getrieben hatte. Er hatte das Arbeitszimmer betreten und wieder verlassen, ohne dass irgendjemand verifiziert hatte, dass er tatsächlich mit Hector gesprochen hatte. Dann hatte er klargestellt, dass Hector nicht gestört werden durfte. Ein beinahe unangreifbares Alibi.
    Ich wandte mich wieder an den Butler. »Wann hat man ihn das letzte Mal gesehen?«
    »Ich habe mit ihm gesprochen, als er nach Hause gekommen ist, gegen acht Uhr. Aber der Koch hat ihm um halb neun das Abendessen gebracht.«
    Ich musterte die leeren Teller und Schalen auf dem Schreibtisch.
    »Er ruft an, wenn er will, dass abgeräumt wird. Wenn er zu tun hat, müssen wir damit warten, bis er den Raum verlässt. Hier drinnen …«
    »… will er nicht gestört werden.«
    Ich ging zu dem Fenster hinüber. Es schien nicht ganz geschlossen zu sein.
    »Sir?« Der Wachmann war um den Schreibtisch herumgegangen und sah auf den Fußboden hinunter.
    Als ich mich umdrehte, sah ich einen ledernen Loafer hinter dem Schreibtisch hervorragen. Ich rannte um den Schreibtisch herum und wäre fast in einer Pfütze ausgerutscht. Eine Blutlache. Hector lag auf dem Rücken; Blut hatte seine Hemdbrust durchweicht.
    Ich ging neben ihm in die Hocke und tastete nach seinem Puls. Ich fand keinen.
    »Holen Sie Paige herein, bitte«, sagte ich so ruhig, wie ich es zustande brachte.
    Der Butler war auf dem Weg zur Tür, als mir etwas noch Wichtigeres einfiel: »Lassen Sie Emilio unter keinen Umständen herein! Halten Sie ihn mit Körpereinsatz fern, wenn Sie müssen.«
    »Jawohl, Sir.«
    Ich kniete neben der Leiche meines Bruders.
Der Leiche meines Bruders.
    Mein Hirn weigerte sich, den Gedanken zuzulassen. Es war ein Trick. Er hatte seinen eigenen Tod vorgeschützt – einen anderen Mann umgebracht und die Leiche hier deponiert, jemanden, der aussah wie er, oder einen Mann unter einem Blendwerkzauber. Ein absurder Gedanke natürlich, aber er schien mir in diesem Augenblick plausibler als die Wahrheit – dass Hector Cortez, das Schreckgespenst meiner Kindheit, durch etwas so Gewöhnliches wie die Kugel eines Mörders zu Fall gekommen sein sollte.
    Mein Bruder …
    »Es tut mir leid.«
    Ich blickte auf und sah Paige neben mir stehen. »Kannst du dich vergewissern …?«
    »Ja, natürlich.«
    Während sie neben Hector auf die Knie ging, holte ich das Telefon heraus. Es gab Schritte, die unternommen werden mussten, wenn der Sohn einer Kabalenfamilie ermordet wurde, und ich würde sie nicht meinem Vater aufbürden. Tatsächlich ordnete ich als Erstes an, dass Hectors Tod ihm gegenüber nicht erwähnt wurde, bevor ich nicht selbst da war, um es ihm zu sagen.
    Eine Ermittlung musste in Gang gesetzt, eine Vertuschungsaktion vorbereitet werden. Die Polizei durfte nicht eingeschaltet werden. Hectors Frau durfte nicht einmal auf den Gedanken kommen, dass dies ein Fall für die Polizei sein könnte, eine Situation, die umso schwieriger wurde angesichts der Stätte, an der er gestorben war. Sie musste von dem Zimmer ferngehalten werden, bis die Leiche fortgebracht worden war, und um dies zu ermöglichen, mussten wir seinen Tod geheim halten, bis sie nicht mehr hereingestürzt kommen konnte. Wenn dies doch geschehen sollte, hatten wir nur noch die Möglichkeit, als Todesursache Selbstmord festzustellen – eine Erklärung, die fast ebenso viele Fragen aufwerfen würde wie ein Mord.

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