Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
und schloss die Tür dann wieder. »Das ist die Galerie.«
Wie ein Kunstdieb hatte der junge Mann nicht ausgesehen. Wie gut standen die Chancen, dass wir vollkommen unabhängig von den anderen Ereignissen dieser Nacht auf Paranormale stießen, die gerade einen Einbruch durchführten? An genau der Stelle, von der aus Carlos telefoniert hatte?
Griffin verschwand in die Galerie, um sie zu durchsuchen. Er war noch keine Minute fort, als wir ein Krachen hörten.
Paige spähte durch die Tür, aber der Verursacher war nicht Griffin gewesen – er stand in der Mitte des Raums und sah zur Decke hinauf. Das Geräusch war aus dem Stockwerk über uns gekommen.
Ich schob mich an Paige vorbei. Die Galerie bestand aus einem einzigen Raum mit zwei Ausgängen: dem Haupteingang und der Tür zum Büro. Eine dritte Tür, taktvoll hinter einer Stellwand verborgen, stand halb offen und führte zu einem winzigen Waschraum.
Paige sah nach oben. »Ein Lagerraum vielleicht? Aber wenn ja, wie kommen sie dran? Ich sehe keine Bodenluke, und ich habe in dem Durchgang keine zweite Tür gesehen. Gibt es überhaupt einen ersten Stock? Oder nur einen Dachboden?«
Ich rief mir den Weg ins Gedächtnis, auf dem wir gekommen waren.
»Es ist ein vollständiges Stockwerk mit Gittern vor den Fenstern. Ich glaube, neben der Eingangstür zur Galerie war noch eine Haustür. Wohnungen, nehme ich an.«
Wir sahen nach oben. Wenn über uns Wohnungen lagen, dann war mit Geräuschen zu rechnen.
»Die Frage bleibt trotzdem«, murmelte ich. »Warum ist er hier hereingekommen?«
Mein Blick glitt zu der offenen Waschraumtür hinüber.
Griffin sah mich an. »Zum Pinkeln? Nehmen Sie’s mir nicht übel, aber …«
»Im höchsten Maß unwahrscheinlich, ich weiß.«
Der Waschraum war winzig und ungeschickt angelegt: Toilette und Becken waren einander gegenüber angebracht, und dazwischen blieb kaum Platz für die Knie. Unzweckmäßig, aber notwendig – denn dem Eingang unmittelbar gegenüber befand sich eine zweite Tür. Eine Schranktür mit einem Riegel daran.
Ich schob den Riegel zurück und öffnete die Tür – zu einem schmalen Gang mit einer Treppe am Ende.
Wir löschten die Lichtkugel. Ohne sie war es auf der Treppe stockfinster. Wir mussten uns die Stufen hinauftasten. Paige murmelte Ortungsformeln vor sich hin. Als wir das obere Ende erreichten und ihre Formeln niemanden fanden, der dort auf der Lauer lag, zündete sie die Leuchtkugel wieder an.
Wir standen auf einem von Türen flankierten Treppenabsatz. Als ich nach dem Knauf der Tür rechts griff, schob Griffin mich mit der Schulter aus dem Weg. Ich rief mir ins Gedächtnis, dass dies in der Tat seine Aufgabe war – wenn ich verletzt wurde, würde man ihm die Schuld geben.
Griffin holte seine Waffe heraus, öffnete die Tür einen Spaltbreit und hielt inne, um zu horchen. Paige teilte ihm mit einer Handbewegung mit, dass sie eine Ortungsformel wirken konnte, wenn er sie nur etwas näher heranließe, aber er tat so, als hätte er sie nicht verstanden, stieß die Tür auf und trat vor, die Waffe erhoben.
Nachdem er sich in dem Raum umgesehen hatte, gestikulierte er zu uns nach hinten – wir sollten bleiben, wo wir waren. Als er sich wieder abwandte, warf ich einen Blick ins Innere und trat rasch zurück. Neben mir verspannte sich Paige, die Formel bereits auf den Lippen, aber ich schüttelte den Kopf. Was ich gesehen hatte, stellte keine Gefahr dar, es war lediglich etwas, dessen Anblick ich ihr gern erspart hätte. Aber selbstverständlich würde sie es sehen, das war nicht zu vermeiden, und so stieß ich die Tür weiter auf und hob eine Hand, um sie zu warnen.
Sie spähte über meine Schulter. Ich hörte ihren Atem stocken.
Die Tür gab den Blick in ein Schlafzimmer frei. Auf dem Bett lag eine junge Frau, nackt, Arme und Beine ausgestreckt und an die Bettpfosten gebunden, einen Gürtel um den Hals. Selbst von der Tür aus war unverkennbar, dass es keinerlei Sinn hatte, hineinzustürzen und es mit Erster Hilfe zu versuchen.
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Lucas
15
I ch nehme an, es wäre keine gute Idee, sie zuzudecken«, sagte Paige.
Ich nickte. Dies würde von den Sicherheitsexperten der Kabale bearbeitet werden, nicht von der Polizei in Miami, aber auch sie würden wollen, dass der Schauplatz unangetastet blieb.
Paige konnte den Blick nicht von der toten Frau abwenden. Ich wusste, sie fragte sich jetzt, wer diese Frau war, wie ihr Leben ausgesehen hatte, bevor sie zu dem geworden war, was wir jetzt
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