Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
schleuderte eine Fontäne aus Dreck in die Höhe.
Ich streckte den Arm nach der Tür aus, aber Griffin hatte sie bereits aufgestoßen. Er griff nach mir, aber ich warf mich ins Innere, während ich ihm zubrüllte, er solle sich lieber um Paige kümmern. Dann rutschte ich über einen Teppichboden, spürte die Fasern unter der brennenden Wange, dann die Kollision meiner verletzten Schulter mit einem Schreibtischstuhl. Ich schleuderte ihn zur Seite und rappelte mich auf, zurück zu Paige, eben als Griffin die Tür zuschlug.
»Alles in Ordnung«, flüsterte sie. »Ich habe bloß … es tut mir leid. Ich hab’s nicht gleich begriffen. Ein Scharfschütze?«
Griffin bestätigte es mit einem Grunzen, und sekundenlang blieben wir einfach dort, in dem matten Licht, in dem unser Atem das einzige Geräusch war. Wir befanden uns in einem kleinen Büro, ausgestattet mit Schreibtisch, Stuhl, Aktenschrank, Kaffeemaschine und sonst nichts.
Paige flüsterte etwas, und ich näherte mich ihr, um sie besser zu verstehen. Dann stellte ich fest, dass sie eine Formel wirkte.
»Keiner hier«, sagte sie, fast ohne die Stimme zu heben. »Ist er …? Dieser Junge. Ist er tot?«
»Glaube schon«, sagte Griffin.
»Können wir ihn reinholen? Um sicherzugehen?«
Griffin sah mich an.
»Bitte«, sagte ich.
Er winkte uns von der Tür fort, spähte durch einen Spalt, riss sie dann auf, packte die Beine des Jungen und zerrte ihn ins Innere. Er trat den Holzkeil beiseite, der die Tür offen gehalten hatte, schlug sie zu und schob mit einem Klonk-Geräusch den Riegel vor.
Paige wirkte, und eine feurige Lichtkugel erschien über ihrer Hand.
Eine kurze Drehbewegung des Handgelenks, und die Kugel blieb über dem Jungen hängen, während sie ihn untersuchte. Der Schuss war durch die Brust gegangen.
Ich stellte mir vor, wie wir zu viert in dem Durchgang gestanden hatten. Hätte Paige sich in diesem Moment bewegt, wäre sie es gewesen, die diese Kugel abbekommen hätte. Und hätte ich sie nicht eine Sekunde später auf den Boden gerissen … Ich versuchte nicht daran zu denken.
Der junge Mann war tot. Während Paige ihm die Augen schloss, rief Griffin im Hauptquartier an und bestellte ein Sondereinsatzkommando zu unserem Standort, nicht ohne hinzuzufügen, dass sich in dem südlich angrenzenden Gebäude ein Scharfschütze befand.
Dann sah er auf den toten Jungen hinunter. »Wie geraten unsere Kids eigentlich in so einen Dreck rein? Wo sind ihre Eltern?«
Ich wusste, Griffin dachte dabei an seinen eigenen Sohn Jacob, der jetzt etwa im gleichen Alter gewesen wäre wie dieser junge Mann. Jacob hatte sich keiner Gang angeschlossen. Sein einziger Fehler war gewesen, sich eines Abends unter der Woche aus dem Haus zu schleichen, zu einer Zeit, als ein Mörder es auf die Kinder von Kabalenangestellten abgesehen hatte. Man hätte erwarten können, eine solche Tragödie hätte einen Vater veranlasst, sich eine andere Stelle zu suchen. Aber Griffin war geblieben, und seine Loyalität war unerschüttert.
Paige war sehr still geworden, und ich wusste, dass auch sie an Jacob dachte. Sie war es gewesen, die seine Leiche gefunden hatte, und sie hatte es nie vergessen. Dann straffte sie den Rücken, und ihr Blick schwenkte zu mir.
»Deine Schulter«, sagte sie. »Lass mich das sehen!«
In dem Durcheinander hatte ich das Stechen fast vergessen, das ich draußen in dem Durchgang gespürt hatte, bevor Griffin mich zu Boden schleuderte. Ich hob die Hand zur Schulter. Das Hemd war aufgerissen, und Blutfäden rannen mir über die Brust.
»Nur gestreift«, sagte ich. »Alles in Ordnung.«
»Natürlich. Bis du den Arm einsetzen musst und er dir mitten im Schlag wegbricht.«
»Wir haben keine Zeit. Wir müssen …«
»Ich wirke jetzt eine Heilformel, Cortez, und wenn ich Griffin bitten muss, dich so lange festzuhalten.«
Ich ließ sie wirken, während ich mich umsah und zu erraten versuchte, was der junge Mann hier getrieben hatte. Der Aktenschrank war abgeschlossen – ein Dieb hätte ihn offen gelassen. Der Papierkorb war leer. Das Büro war eine Spur unordentlich, sah aber nicht aus, als sei es durchwühlt worden.
Paige ging zu der Tür in der Innenwand hinüber. Ich schluckte ein »sei vorsichtig« hinunter.
Als sie nach der Klinke griff, warf sie einen Blick über die Schulter und flüsterte: »Keine Sorge, ich werde vorsichtig sein.«
Ich brachte ein schiefes Lächeln zustande.
Sie reckte den Hals, um einen Blick in den Nebenraum werfen zu können,
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