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Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Augen waren schmal geworden; er tat offensichtlich das Gleiche wie ich: beobachtete zweifelnd die Gestalt und versuchte sich über sie klarzuwerden. Aus dieser Entfernung sahen wir nur, dass der Mann dunkelhaarig und glatt rasiert war wie Carlos.
    Ich sah zu Paige am Ende des Durchgangs hinüber. Als der Mann in unsere Richtung sah, beugte sie sich vor und spähte um die Ecke, wobei sie ihren Tarnzauber brach. Dann kam ein überdeutliches Achselzucken – womit sie mir sagen wollte, dass auch sie die Identität des Mannes nicht bestätigen konnte.
    Jetzt hob er ein Funkgerät an den Mund, schien dann zu dem Schluss zu kommen, dass eine Unterhaltung in dem stillen Durchgang möglicherweise keine gute Idee war, und drehte sich wieder zur Tür um. Bevor er sie hatte öffnen können, war Griffin den Durchgang entlanggestürzt, hatte ihn am Kragen gepackt und gegen die Wand geschleudert, wobei er ihm zugleich die Hände im Rücken festhielt.
    Eine Sekunde später war mir klar, dass dies nicht Carlos war. Das wütende Fauchen meines Bruders hätte den ganzen Durchgang erfüllt. Stattdessen versuchte sich der Mann lediglich zu wehren, trat um sich und tat sein Möglichstes, um sich zu befreien. Griffin riss ihn herum, sodass ich im Näherkommen sein Gesicht sehen konnte.
    Er war vielleicht halb so alt wie Carlos. »Wer sind Sie?«, fragte ich zuerst auf Englisch, dann auf Spanisch.
    Er blickte mich lediglich an, sah dann zu Paige hin, als sie auf uns zukam, und schließlich zu Griffin hinauf. Griffin schüttelte den Kopf, um mir zu signalisieren, dass er ihn nicht kannte. Die Situation hatte etwas von einem Stummfilm. Niemand sagte ein Wort, jeder war sich vollkommen im Klaren darüber, dass die Person, die der junge Mann über Funk hatte anrufen wollen, möglicherweise nahe genug war, um uns zu hören.
    »Lucas?« Paige war es, die das Schweigen schließlich brach. »Kennst du ihn? Ist er bei der Kabale deines Vaters angestellt?«
    Griffin warf ihr einen wütenden Blick zu, und selbst ich fragte mich, was sie da eigentlich trieb … bis ich sah, wie der Blick des jungen Mannes zu mir zurückzuckte und seine Lippen sich zu einem fast lautlosen »Oh, Scheiße« verzogen.
    Die nächsten Worte, die er dann sagte, standen auf der Beliebtheitsskala der unmittelbar nach dem Erwischtwerden gemachten Aussagen gleich nach »Ich war’s nicht.«
    Er sagte: »Es war nicht meine Idee.«
    »Wo ist Carlos?«, fragte ich.
    »Wenn ich das wüsste …« Er klappte mit einem Zähneklicken den Mund zu; sein Gesichtsausdruck wurde ebenso verschlossen. »Ich will Immunität.«
    Griffins Faust traf mit einem dumpfen Geräusch sein Kinn. Paige wandte das Gesicht ab, um ihr Zusammenzucken zu verbergen.
    »Mr. Cortez hat dich was gefragt«, sagte Griffin.
    »Ich … ich will Immunität.«
    Aus der Forderung war eine Bitte geworden; Blut tropfte ihm über das Kinn. In Anbetracht der Tatsache, dass er überhaupt noch sprechen konnte, musste der Schlag allerdings viel weniger heftig ausgefallen sein, als es ausgesehen hatte.
    Ich deutete Griffin mit einer Handbewegung an, er solle sich zurückhalten – reines Theater, er hatte gar nicht vor, den Jungen noch einmal zu schlagen, wenn es zu vermeiden war. Dann nickte ich dem jungen Mann zu, er sollte weiterreden.
    »Es ist alles schiefgegangen«, sagte er, während er in dem unnachgiebigen Griff etwas zusammenzusinken schien. »Er hat gesagt, es würde ganz einfach sein, aber jetzt ist das Mädchen tot, und …«
    »Welches Mädchen?«, fragte Paige, bevor sie sich zurückhalten konnte. Ein entschuldigender Blick in meine Richtung. »Tut mir leid. Sie haben gesagt, das Mädchen ist tot, und …«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wo ist Carlos?«, wiederholte ich.
    »Ich weiß …«
    Der junge Mann verstummte und starrte mich an. Dann sackte er in Griffins Händen zusammen. Der Leibwächter zog ihn wieder auf die Beine, aber sein Kopf fiel zur Seite, und als Griffin eine Hand hob, glänzte sie nass in dem matten Licht des Durchgangs.
    Etwas fuhr mir stechend in die Schulter. Dann ein zweiter Aufprall, diesmal in den Rücken, so hart, dass er mir den Atem verschlug und mich auf alle viere in den Kies schleuderte.
    »Runter!«, brüllte Griffin, noch während er mir den Stoß versetzte.
    »Paige!«
    Ich sah ihr bleiches Gesicht, die Augen aufgerissen und verständnislos. Ich packte ihre Beine und riss sie nach unten. Die Kugel schlug einen Viertelmeter von Griffins Stiefel entfernt in den Boden und

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