Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
zurückgab. »Sorry.«
»Wer ist Jason?«, erkundigte sich Paige.
Die jüngere Frau öffnete den Mund, aber ihre Kollegin kam ihr zuvor. »Hat in der Bibliothek gearbeitet. Aushilfsarbeiten hauptsächlich – den Leuten Bücher und Rechercheergebnisse an den Schreibtisch gebracht, die Bücher zurückgestellt. Dann ist er versetzt worden, in die …«
»Sicherheitsabteilung«, sagte die jüngere Frau seufzend.
Die Ältere warf Paige einen vielsagenden Blick zu. »Ein paar von unseren jüngeren Angestellten hatten eine Schwäche für ihn. Nicht, dass es ihnen viel gebracht hätte. Ein netter Junge, aber er war sehr zurückhaltend.«
»Erinnern Sie sich noch an Jasons Familiennamen?«, fragte Paige, während sie ihren Stuhl wieder zum Computer herumdrehte.
»Dumas. Aber er ist nicht mehr bei uns. Er hat die Firma vor ungefähr einem halben Jahr verlassen.«
Paige hielt inne, das Verzeichnis der Personalabteilung auf dem Bildschirm, und sah mich an. Ich war bereits am Telefon. Während ich mit der Personalabteilung sprach, gab ich den Zugangscode in die Tastatur ein.
Einen Moment später hatte Paige eine Seite ausgedruckt. Sie nahm sie aus dem Drucker und legte sie vor den beiden Frauen auf den Tisch.
»Ist das der Mann, den Sie als Jason Dumas kennen?«
Sie nickten beide. Das Foto aus der Angestelltendatenbank zeigte einen jungen Mann, Anfang zwanzig vielleicht, mit düsterem Gesichtsausdruck, dunklen Augen und dunklem, welligem, modisch lang getragenem Haar.
Dieser Mann war nicht Jaz. Aber es konnte kaum ein Zweifel bestehen, dass er mit ihm verwandt war. Nahe verwandt.
Ich legte die beiden Fotos nebeneinander. »Jasper und Jason.«
»Jaz und Sonny«, murmelte Paige. Sie griff nach dem Kidnapperfoto von Sonny. »Aber es ist vollkommen unmöglich – nicht mal mit Hilfe von Prothetik könnte dieser Typ hier …« Sie zog sich ihren Laptop heran. Es folgte eine Minute frenetischen Tippens, dann: »Die Antwort steckt nicht da drin …« Sie gestikulierte zu den über die Tischplatte verstreuten Büchern. »Sondern hier.«
Als ich hinter sie trat, sah ich, dass sie die Datenbank des paranormalen Rats geöffnet hatte.
»Armen Haig«, sagte sie.
»Armen …?«
»Ich muss Elena anrufen.«
[home]
Hope
Wahrheit
I ch stand so dicht am Geländer, wie es mir möglich war, ohne dass ich den Schatten verlassen musste. Hin und wieder konnte ich einen Blick auf Karl werfen, der einen Bogen durch den Park schlug, um sich der Bank von der gegenüberliegenden Seite zu nähern. Wiederholt sah er in meine Richtung, beschattete einmal sogar die Augen mit der Hand, und ich hob den Arm, aber ich merkte, dass er mich nicht gesehen hatte. Beim nächsten Mal würde ich einen Schritt ins Licht hinaus tun, eben lang genug, dass er sich vergewissern konnte – immer vorausgesetzt, die Sonne machte mit. Es war nämlich wieder dunkler geworden, und …
»Hallo, Faith.«
Die Brust zog sich mir zusammen beim Klang der Stimme, aber ich rührte mich nicht. Wieder eine akustische Halluzination. Hier zu stehen, Sonny dort sitzen zu sehen – das hatte die Erinnerungen zurückgebracht, die Stimme, die Worte.
»Reagierst du darauf nicht mehr? Dann also Hope. Ich glaube, Hope gefällt mir besser. O nein. Greif jetzt nicht in die Tasche! Lass die Hände da, wo ich sie sehen kann, wie die Bullen immer sagen.«
Als ich mich zu der Stimme umdrehte, hielt ich die Augen halb geschlossen. Um mich zu wappnen? Oder um das Offenkundige so lange zu verleugnen, wie ich konnte? Aber selbst durch die halb geschlossenen Lider war es unverkennbar, wer vor mir stand, obwohl er sich die Locken bis eben unter die Ohren hatte abschneiden lassen und sein Gesicht auf eine Art ausdruckslos war, die ich niemals für möglich gehalten hätte.
Ich leckte mir die Lippen und schluckte krampfhaft, um auch nur das eine Wort herauszubringen.
»Jaz.«
Und schlagartig zersprang die Maske. Er lächelte, und es war das Lächeln, das ich kannte, träge und sexy, während seine Augen aufleuchteten. Jaz.
Ich spürte wieder die Enge in der Brust, und mein Blick glitt zu seinen Händen. Zu der Pistole, die er auf mich gerichtet hatte. Er zog sie zurück, als wollte er sie verstecken.
»Tut mir leid, aber ich habe gedacht, vielleicht muss ich ein bisschen nachhelfen. Und dass
ich
ein bisschen Schutz brauchen könnte. Du bist vielleicht klein, aber du bist schnell.«
Der fröhliche Tonfall war so vertraut, so sehr Jaz, dass meine Hände sich zu Fäusten ballten
Weitere Kostenlose Bücher