Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
das erzählte er mir so leichthin, als beschriebe er mir seinen morgendlichen Weg zur Arbeit. Als er fertig war, lehnte er sich in seinem Sitz zurück und musterte mich erwartungsvoll aus dem Augenwinkel.
Er hatte es getan.
Sie
hatten es getan. Sie umgebracht, ihre Gangmitglieder. Ihre Freunde. Und jetzt saß er hier und schwatzte, ganz der alte Jaz.
Ich hörte ihm zu und spürte, wie die Übelkeit wieder aufzusteigen drohte. Ich saß so still, wie ich es fertigbrachte, und ignorierte seine hoffnungsvollen Blicke.
Er stellte seinen Gurt neu ein. Rutschte auf seinem Platz herum. Trommelte mit den Fingern auf den Oberschenkel. Einmal streckte er die Hand aus, als wollte er mich berühren, und zog sie wieder zurück.
Er wollte, dass ich Fragen stellte. Er wollte mir mehr erzählen. Ich enttäuschte ihn.
Gut.
Wenn ich ihn hinreichend provozierte, würde er vielleicht wütend werden. Dann würde die Maske Sprünge bekommen, und ich würde sehen, was sich dahinter verbarg. Ich wusste, dass das nicht ungefährlich war – ich sollte ihm entgegenkommen, statt ihn zu reizen. Aber ich konnte nicht anders. Ich musste das Monster sehen. Ich durfte nicht immer noch Jaz sehen.
»Brille?«, fragte Sonny nach einer Pause.
»Oh, stimmt ja.« Jaz griff unter den Beifahrersitz und zog eine Tasche heraus. Aus ihr holte er eine riesige dunkle Sonnenbrille mit breiten Seitenblenden, die er mir reichte. »Setz die auf, bitte.«
Und wenn ich’s jetzt nicht mache, was dann?, dachte ich.
Aber die Vernunft siegte, und ich nahm die Brille. Ich würde das Spiel mitspielen, während ich gleichzeitig Ausschau nach einer Fluchtmöglichkeit hielt.
Nein, keine Fluchtmöglichkeit. Wenn ich wegrannte, dann hatten wir die beiden verloren. Wenn sie das tun konnten, was ich gerade gesehen hatte – eine paranormale Fähigkeit, nicht einfach ein Trick oder eine Verkleidung –, dann konnten sie sich überall verstecken, in jeder Gestalt. Ich musste bei ihnen bleiben, bis ich Unterstützung bekommen konnte.
Ich setzte die Sonnenbrille auf, und die Welt wurde dunkel.
»Pass auf, wo du hintrittst!«
Jaz nahm meinen Arm. Ich widerstand dem Bedürfnis, ihn abzuschütteln, und ließ mich von ihm drei Stufen hinaufführen. Die Brillengläser waren auf der Innenseite geschwärzt und so wirkungsvoll wie eine Augenbinde.
Das Klicken von Metall auf Metall. Schlüssel. Oder ein Dietrich. Jaz’ Daumen schlug einen kleinen Trommelwirbel auf meinem Oberarm, während wir warteten. Ich fing den Geruch von Müll auf, der schon zu lange in der Sonne stand. Der Druck von Jaz’ Fingern teilte mir mit, dass wir uns wieder in Bewegung setzen würden, dann: »Okay, noch eine Stufe aufwärts.«
Ich ging davon aus, dass wir uns in irgendeinem Versteck befanden, bis ich durch eine Tür trat und eine Woge von erinnertem Chaos auf mich niederging. Das Krachen von eingedelltem Metall, als eine Gestalt auf eine Motorhaube sprang. Der Gestank brennender Luftschlangen. Das Aufblitzen eines dämonischen Hundekopfs in einem Türrahmen.
»Der Festsaal«, murmelte ich.
»Du bist gut.« Eine Spur von Erregung in seiner Stimme, und sein Griff wurde fester. »Was siehst du?«
Ich schüttelte den Kopf. Er führte mich noch mindestens sechs Meter weiter.
»Wenn ich weiß, wo ich bin, kann ich die Brille doch sicher abnehmen?«
»Noch nicht.«
Er blieb stehen. Das ringsum in der Luft hängende Chaos wirkte brüchig, gefährlich. Nervosität. Ein Moment des Schweigens, dem Jaz mit einem kleinen Husten ein Ende machte.
»Ich …«, begann er.
»… mache den Rest«, vervollständigte Sonny.
»Yeah.«
Die Anspannung ließ Jaz’ Stimme tonlos klingen. Jede Spur von Erregung war verschwunden. Kalte Finger schienen sich an meiner Wirbelsäule entlangzutasten. Ich versuchte verzweifelt, die Fühler auszustrecken, aber ich konnte Jaz nicht lesen. Ich hatte es nie gekonnt. Es war, als käme mir seine immer präsente Aura von Chaos in die Quere.
»Pass auf die Tür auf, okay, Bro?«, sagte er jetzt. »Ich komme runter, wenn ich … das hier erledigt habe.«
Das hier erledigt?
Ich fuhr herum; meine Fäuste flogen in die Richtung, aus der seine Stimme kam. Eine traf. Jaz keuchte. Immer noch blind vollendete ich die Drehung, wandte mich in Richtung der Tür, während ich mir die Brille herunterriss …
Kaltes Metall drückte sich mir von unten gegen den Hinterkopf.
»Schluss, Faith!«
Es war Sonny, die Stimme so kalt wie der Lauf seiner Waffe. Ich sah Guy auf der
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