Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
eine Positionsänderung; diesmal streckte er die Beine aus, sodass sie mich berührten. »Sonny und ich – wir haben eine Gabe mitbekommen. Sie nicht einzusetzen, das wäre falsch. Du hast ja auch eine, etwas, das dich zu etwas Besserem macht als jeden Kabalenmagier. Also, warum solltest du für sie arbeiten? Vor ihnen Männchen machen? Warum sollten sie die ganze Macht haben? Biologie ist Schicksal, Hope. Es wird Zeit, dass du dein Schicksal in die Hand nimmst.«
Ich konnte ihn nur anstarren, in seinen Augen nach dem Fieberglanz des Wahnsinns suchen. Was ich in seinem Gesicht leuchten sah, war die Glut der Überzeugung. War es das Gleiche?
»Du hast Bianca umgebracht, oder?«, fragte ich schließlich. »Das warst du in dem Gang. Du hast dich als diesen Sicherheitsexperten von der Kabale ausgegeben – den, von dem du behauptet hast, er hätte euch ausgeraubt. Ihr habt ihn und den anderen umgebracht, sein Haus entsprechend hergerichtet, und dann seid ihr sie ›geworden‹ und habt Bianca umgebracht.«
Ein leiser Seufzer. »Das hätte so nicht passieren sollen. Ich hab Guy die Identität von dem Sicherheitstypen zugespielt, weil ich gedacht habe, er würde mich dann zu dem Einbruch mitnehmen und ich könnte ihnen Beweise dafür liefern, dass die Kabale eine Bedrohung für uns ist. Aber er hat Sonny und mich aus der Sache rausgeschmissen. Zum Glück hatten wir einen Ersatzplan.«
»Guy umzubringen und dich als ihn auszugeben.«
»Oh, das hat immer zu dem Plan gehört. Ging nicht anders. Es hätte sonst nicht funktioniert.«
»Du warst also Guy an dem Abend in eurer Wohnung. Beim ersten Mal war es Sonny gewesen. Er hat mich mitgenommen und mir die Hinweise drauf gezeigt, dass ihr beide gekidnappt worden wart, damit ich dann den anderen gegenüber die Geschichte bestätige. Aber als ich dann noch mal gekommen bin, warst du derjenige, der als Guy aufgetaucht ist.«
Er ließ die offenen Handflächen auf die Oberschenkel klatschen. »Ja! Du hast’s gewusst!«
»Ich habe nicht gewusst …«
»Nein, nein, du hast’s nicht verstanden, aber gewusst hast du’s. Verstehst du, das ist es, wovor Sonny sich gefürchtet hat. Als wir dich und den Werwolf in der Wohnung gesehen haben – es gibt da eine Kamera, ich hab sie und noch anderes Zeug von Rodriguez gekriegt, so ein netter Kerl, ich hab’s wirklich nicht gern …«
Er verstummte. Dann schlug er mit der flachen Hand auf den Fußboden, so heftig, dass ich zusammenfuhr. »Musste eben sein, okay? Das Erste, was man lernt: Man darf nicht zögern. Jedenfalls, die Kamera. Wir haben dich und deinen Freund gesehen …«
Auch dieser Satz endete im Nichts. Jaz’ Blick zuckte zu mir herüber. »Er ist in dich verliebt, weißt du. Komplett nutzlos natürlich. Er hat keine Ahnung, was du brauchst. Jedenfalls, wir sind dahintergekommen, was er ist, als er als Wolf da rausgetrabt ist. Cooler Trick.«
Er sagte es mit einer Mischung aus Bewunderung und Herablassung, etwa so, wie man ein Kind lobt, das einen einfachen Zaubertrick gelernt hat.
»Also, wir haben dich und ihn zusammen gesehen und haben uns denken können, dass du nicht das bist, was du uns erzählt hattest. Sonny hat gedacht, du wärst eine Gefahr. Er hat hingehen wollen, sich das alles näher ansehen, dich mitnehmen oder …« Seine Finger trommelten gegen sein Knie. »Oder so. Ich hab ihn überredet, mich als Guy losziehen zu lassen, dich von dem Werwolf wegzuholen und notfalls zu kidnappen, damit dir nichts passiert. Sonny hat nicht gewollt, dass ich das mache, er hat gedacht, du würdest mich erkennen. Aber ich hab gewusst, das geht glatt. Du würdest nicht verstehen, was los ist, aber trotzdem – ich habe gewusst, irgendwo würdest du wissen, dass ich es bin. Tief im Inneren, weißt du.«
Er rieb sich mit der Hand über den Mund, als versuchte er das Grinsen wegzuwischen. Seine Augen sprühten.
»Weißt du noch, der Abend auf dem Dach?«, fragte er. »
Das
hast du verstanden. Was ich gesagt habe. Über die Kabalen. Davon rede ich. Darum geht es hier.«
»Es war gar nicht Guy, der euch seine Theorien verkauft hat, richtig? Ihr habt nicht auf
ihn
gehört, er hat auf
euch
gehört.«
»Klar, aber wir haben ihn glauben lassen, es wären seine Ideen gewesen.« Das Grinsen blitzte wieder auf. »Das ist der Knackpunkt, wenn man mit Leuten wie Guy arbeitet. Der Samen ist schon da. Man muss ihn gießen, pflegen, die Leute glauben lassen, es ginge nur um sie, ihre Ideen, und dann …« Er schüttelte den
Weitere Kostenlose Bücher