Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
Bahre in der Leichenhalle vor mir. Hörte Dr. Aberqueros Stimme: »Die Kugel ist an der Schädelbasis eingedrungen und hat ihn augenblicklich getötet.« Ich schämte mich, den ersten Ton eines Wimmerns zu hören, das mir entfuhr.
Sonny nahm die Waffe fort und drückte mir die Brille wieder auf die Nase. »Geh mit Jaz.«
Als Jaz mich wegführte, hörte ich wieder und wieder die Worte:
Wenn ich das hier erledigt habe.
Ich merkte, dass ich quer durch den Raum ging, die Treppe hinauf, seine Hand an meinem Ellbogen. Ich hörte seine gemurmelten Anweisungen, aber nichts davon schien Wirklichkeit zu sein, und ich trieb wie betäubt dahin.
Lock ihn von Sonny weg! Das ist die Lösung. Weg von Sonny …
»Zieh den Kopf ein! Die Tür ist niedrig.« Er lachte leise. »Sogar für dich.«
Der Geruch nach kaltem Zigarettenrauch stieg mir in die Nase, und noch bevor mir Jaz die Sonnenbrille abnahm, wusste ich, wir waren in dem Raum, in dem wir am Abend des Raubüberfalls auf unseren Einsatz gewartet hatten.
»Weißt du noch?« Er trat einen Schritt zurück und zeigte auf das Guckloch. »Wir hier oben? Wie wir die Party beobachtet haben?«
Er nahm meine Hand und setzte sich im Schneidersitz auf den Fußboden, wobei er mich mit nach unten zog. Mein Blick tastete ihn ab auf der Suche nach der Pistole. Ich musste wissen, wo sie war, bevor ich …
»Hast du die Uhr noch, die ich dir gegeben habe?«
Er musste die Frage wiederholen, bevor ich ihn verstanden hatte, und selbst dann verstand ich noch nicht. Wusste nicht, welche Bedeutung das in diesem Moment haben konnte. Ich schüttelte den Kopf.
»Schon okay. Wahrscheinlich ist sie in deiner Wohnung. Wir holen sie, wenn das hier erledigt ist.«
Wir
holen sie?
Wir
wie Sonny und ich? Die Wertsachen einsammeln, wenn die Sache »erledigt« war?
»Weißt du noch, wie du zum ersten Mal im Club aufgetaucht bist?«, fragte er jetzt. »Sonny und ich hatten gehört, dass der Neuzugang ein Expisco sein könnte, und wir haben gedacht ›Oh, Scheiße‹, ganz schlecht für unsere Pläne. Als ich an die Tür gegangen bin, hatten wir uns schon überlegt, wie wir dich wieder loswerden könnten. Aber dann hab ich die Tür aufgemacht, und … wumm.«
Er grinste. »Ein Sekundenbruchteil, und alles war anders. Sonny war natürlich nicht so begeistert, aber er hat seine Meinung geändert, als er gesehen hat, wie nützlich du sein kannst.«
»Nützlich?«
Er drückte mir die Hand, nahm die Beine auseinander und schlug sie andersherum wieder übereinander. »Yeah, das hört sich nicht gerade toll an, aber so ist Sonny. Der Praktische. Ich bin der Träumer, aber er ist der Macher. Es ist …« Seine Pupillen weiteten sich, das Blut stieg ihm ins Gesicht, und er sah aus wie an dem Abend nach dem Überfall. Berauscht von Adrenalin und Tequila. »Ich kann es nicht erklären, Hope. Sonny und ich – es gibt nichts, was wir zusammen nicht tun könnten. Und jetzt mit dir wird es sogar noch besser.«
Ich hätte erleichtert sein sollen – er hatte nicht vor, mich umzubringen. Aber ich konnte ihn nur anstarren. Er drückte mir die Hand, fest genug, dass es weh tat, entschuldigte sich, strich mit dem Daumen über meine Fingerknöchel und setzte sich wieder anders hin, als könnte er einfach nicht stillhalten. Sein Gesicht leuchtete geradezu, und ich hätte schwören können, dass ich die Gedanken hinter seinen Augen hin und her schießen sah, ganze Salven von ihnen, während er versuchte, sie mit einem Anschein von logischer Ordnung auszusprechen.
Wieder ein Händedruck, bei dem er sich zugleich näher heranschob. »Du wirst sehen, Hope. Du wirst sehen. Und wenn du so weit bist …«
Seine Augen verdrehten sich in blankem Entzücken; seine Zungenspitze erschien zwischen den Zähnen. Selbst durch meine Angst hindurch spürte ich noch, wie das Chaos in Wogen von ihm ausging, das reine Chaos, so machtvoll, dass ich sekundenlang einfach nur alles andere vergessen und das Hochgefühl teilen wollte.
Ich rutschte nach hinten und zog die Hand aus seiner.
Er seufzte. »Yeah, ich weiß. Du bist im Moment nicht gerade glücklich mit mir. Du hast sie gemocht. Zum Teufel, ich hab sie auch gemocht. Guy, Rodriguez, Tony, Max. Sogar Bianca war gar nicht so übel. Aber es hat einfach keine andere Möglichkeit gegeben, Hope. Du wirst’s bald verstehen. Man kann sich wegen anderer Leute keine Gedanken machen. Sie würden einem genau dasselbe antun. Man kann sich nicht von seinem Ziel abbringen lassen.«
Wieder
Weitere Kostenlose Bücher