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Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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anderer aufs Spiel setzt und versagt, hat man noch das ganze Leben, um es zu bereuen.
    Jaz’ Plan beruhte auf der Annahme, dass Karl meinetwegen zurückkommen würde, statt Sonny zu folgen. Ich war mir da nicht so sicher. Möglicherweise verfolgte er Sonny gerade jetzt zu unserem Treffpunkt, wo er vielleicht Gelegenheit hatte, ihn …
    »Da wären wir.«
    Ich blieb so jäh stehen, dass ich auf dem Bordstein ins Schwanken geriet, und Jaz’ Hand riss mich nach hinten und aus meinen Überlegungen heraus. Wir standen an einer belebten Straßenecke, und es gab auf keiner Seite eine Parkmöglichkeit.
    »Wo ist das Auto?«
    »Da ist eins.« Er zeigte auf einen vorbeischießenden Kleinlaster. »Und da ist noch eins, und noch eins.« Ein Blick in meine Richtung, als erwartete er allen Ernstes, dass ich den Scherz zu würdigen wusste. »Oh, du meinst
unser
Auto. Moment …«
    Er sah sich um, beugte sich dann vor und schnippte mit den Fingern. »Taxi!«
    Ein blauer Kompaktwagen scherte aus der Schlange aus und hielt am Bordstein. Sonny saß auf dem Fahrersitz.
    Jaz öffnete die hintere Tür. Als ich mich sträubte, versetzte er mir einen kleinen Stoß.
    »Komm schon, Hope! Hier ist Halteverbot.«
    Ich drückte die Knie durch und studierte den Gehweg in der Hoffnung …
    »Jaz.« Sonnys Stimme. Scharf.
    »Kein Problem, Bro. Komm, Hope, mach keinen …«
    Er packte mich um die Taille, bevor ich damit rechnete; ich wollte mich aus seinem Griff winden, aber er schob mich bereits auf den Rücksitz. Mein Hinterkopf rammte das Dach, und ich stieß einen Schmerzensschrei aus, lauter, als der Aufprall ihn rechtfertigte. Niemand ringsum wandte auch nur den Kopf. Eine melodramatische Diva, die wegen einer Kleinigkeit Theater machte. Und wenn mein Freund ein bisschen rabiat wirkte? War es immer noch nicht ihr Problem.
    Ich traf auf dem Rücksitz auf, fuhr herum, während meine Hände sich instinktiv zu Fäusten ballten, und sah Jaz’ Pistole auf mich gerichtet.
    »Hope. Bitte.«
    Ich erwog meine Möglichkeiten und sah nicht eine einzige, die mir gefiel.
    Auf dem Fahrersitz griff sich Sonny jetzt ins Haar und zog es sich vom Kopf. Eine Perücke. Er warf sie auf den Nebensitz und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare – dunkel und wellig.
    Vor uns sprang eine Ampel auf Gelb. Sonny wurde langsamer, was ihm ein kurzes Hupen von dem Auto hinter uns eintrug. Während wir warteten, rieb er sich mit beiden Händen die Augen, fest und nachdrücklich, als habe er vorhin wirklich geschlafen. Ich warf einen Blick zu Jaz hinüber, aber er sah zum Fenster hinaus.
    Das Auto setzte sich wieder in Bewegung. Um das Lenkrad geschlossen sah ich zwei Hände, die jetzt so dunkel waren wie die von Jaz. Ich zwinkerte verblüfft und blickte hinaus in dem Glauben, die Sonne sei wieder hinter Wolken verschwunden. Aber sie strahlte immer noch.
    Ich verrenkte mir den Hals, um im Rückspiegel einen Blick auf Sonnys Gesicht werfen zu können. Sekundenlang sah ich gar nichts. Dann bewegte sich Sonny, und ich schluckte ein Keuchen hinunter. Im Spiegel sah sein Gesicht aus wie das von Jaz. Bei der nächsten Ampel drehte er sich zu uns um, und ich sah, dass die dunklen Augen weniger tief in den Höhlen lagen als bei Jaz, die Lippen voller waren, der Mund weniger breit, das Gesicht hagerer und ernsthaft auf eine Art, die so typisch für Sonny war, wie Jaz’ ansteckendes Grinsen zu Jaz gehörte.
    »Hope, darf ich dir Jason vorstellen«, sagte Jaz, und ich fuhr zusammen. »Mein kleiner Bruder. Aber Sonny hört er lieber, du kannst also ruhig dabei bleiben.«
    Sonny fuhr sich noch einmal mit allen zehn Fingern durchs Haar. »Ich hasse es, wenn es so kurz ist. Und ich schwör’s, es fühlt sich an wie Stroh. Färb’s blond. Färb’s wieder dunkel. Das kann einfach nicht gut sein.«
    »Mecker, mecker, mecker. Es wird bald noch viel kürzer sein.«
    »Erinner mich bloß nicht dran.«
    Jaz sah mich an. »Die Haare sind ein Problem. Kleine Änderungen in Farbe, Struktur, Länge – damit kommen wir klar. Aber sonst brauchen wir Tönungen und Perücken. Beim Körperbau ist es noch schlimmer. Da gilt das Gleiche – wir kriegen nur kleine Änderungen hin. Einlagen, Haltung, Klamotten, die Möglichkeiten sind begrenzt. Wenn ein Typ nur eins zweiundsiebzig groß ist? Oder gleich eins zweiundneunzig? Dann kann man es vergessen. Zum Glück sind die Leute nicht sehr aufmerksam. Wenn man nur um ein, zwei Zentimeter oder fünf Kilo danebenliegt, das merkt keiner.«
    All

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