Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
1980 und 1981. Mutter: Crystal Haig, Armens Nichte. Die Jungen hatten denselben Vater; seine Identität war unbekannt, aber anhand der DNA -Profile mutmaßte das Labor, dass er ein naher Verwandter Crystals gewesen war. Die dritte Generation einer paranormalen Mutation, bei der beide Eltern derselben Blutlinie angehörten, was die Entwicklung noch weiter beschleunigt haben musste.
Als die beiden Jungen im Vorschulalter gewesen waren, hatte ihre Mutter ein Nomadenleben begonnen, das sie fortführte bis zu ihrem Tod, wobei diesem noch ein Aufenthalt in einer psychiatrischen Anstalt vorausgegangen war. Den Unterlagen zufolge war bei ihr paranoide Schizophrenie diagnostiziert worden. Sie hatte unter einer spezifischen, übermächtigen Wahnvorstellung gelitten: dass ihre Söhne, denen sie »Superkräfte« zuschrieb, ständig von schattenhaften Organisationen namens »Kabalen« bedroht wurden, die sie kidnappen und als Versuchsobjekte missbrauchen wollten, so wie es ihrem Onkel widerfahren war.
Es gab keinerlei Hinweise darauf, dass die Kabalen von Crystal und ihren Söhnen gewusst hatten. Aber hätten sie es getan, dann wären die Befürchtungen der Frau nicht grundlos gewesen. Die Kabalen kämpften erbittert um die Kontrolle über ungewöhnliche Paranormale. Im Fall einer neuen Mutation wie dieser wären sie bereit gewesen, jedes Hindernis – und jede Person – aus dem Weg zu räumen, um an die beiden Jungen heranzukommen. Die Tatsache, dass sie es nicht getan haben, bewies lediglich, dass sie nichts von ihnen gewusst hatten.
Was hatte Crystal ihren Söhnen für Geschichten erzählt? Welchen Hass auf die Kabalen hatte sie ihnen eingeimpft? Es kam nicht mehr darauf an. Welche Faktoren auch eine Rolle dabei gespielt haben mochten, Jasper und Jason Haig hervorzubringen, sie waren keine Kinder mehr. Sie waren brillante und bedenkenlose Killer mit der Fähigkeit, die äußere Erscheinung jedes anderen Menschen anzunehmen. Eine Bedrohung wie keine andere, mit der wir jemals zu tun gehabt haben.
Paige und ich waren noch mit den möglichen Implikationen beschäftigt, als sich draußen im Gang Lärm erhob. Ich öffnete die Tür und sah Karl den Gang entlangstürmen, wobei er den Wachmann, der sich ihm in den Weg zu stellen versuchte, mit der flachen Hand zur Seite stieß. Griffin versuchte sich an mir vorbeizuschieben, aber ich hielt ihn zurück.
»Warum zum Teufel gehst du nicht ans Telefon?«, fauchte Karl im Näherkommen.
»Telefon …?« Ich holte es heraus und stellte fest, dass der Klingelton nach wie vor abgeschaltet war.
»Wo ist Hope?«, fragte Paige.
»Deswegen habe ich angerufen.« Er pflanzte sich vor mir auf, die Lippen nach hinten gezogen, sodass die Zähne bloßlagen. »Sie haben sie mitgenommen.«
Jasper und Jason hatten Hope gekidnappt. Es war einfacher, unter diesen Namen an sie zu denken, sie von dem Bild zu trennen, das ich mir zuvor von ihnen gemacht hatte: Jaz und Sonny, harmlose junge Männer, die unwissentlich zwischen die Fronten der Auseinandersetzung Gang versus Kabale geraten waren.
Karl war Jason gefolgt. Was das Wie und Warum anging, so hatte er nicht vor, Zeit mit Erklärungen zu verschwenden. Er hatte Hope zurückgelassen, und als Jason auf einem voll besetzten Parkplatz in ein Auto stieg, hatte Karl sich die Marke und das Nummernschild notiert und sich auf den Rückweg zu Hope gemacht. Aber sie war verschwunden, und die Stelle, an der er sie zuletzt gesehen hatte, war mit Jaspers Witterung geradezu getränkt gewesen.
Karls üble Stimmung wurde nur noch übler, als er feststellte, dass seine Eröffnung – Jasper und Jason waren am Leben und nicht Opfer, sondern Drahtzieher – uns nicht mehr überraschte.
Griffin sagte: »Dann ist Hope also mit diesem Typ verschwunden, und Sie wissen, dass sie gekidnappt wurde, weil …«
»Weil ich Hope kenne.«
»Sind Sie sich da sicher?«
Karl fuhr zu Griffin herum. Ich sah einen Muskel in Griffins Wange zucken – das winzige Anzeichen dafür, dass er seine Panzerung aktivierte.
»Es gibt noch andere Gründe, weshalb Hope mit Jasper hätte gehen können«, sagte Paige.
Karl erstarrte, und ich wusste, dass sie recht gehabt hatte mit ihren Vermutungen über die Art der Beziehung, die sich zwischen Hope und Jasper Haig entwickelt hatte.
»Würde sie nicht«, sagte Karl.
»Ich meine, sie könnte ihn auch gesehen haben und ihm gefolgt sein, um mehr herauszufinden. Oder er hat sie um Hilfe gebeten, und sie ist mitgegangen, weil sie
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