Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
lachte.
»Kannst du dir vorstellen, wie es wäre, da zu arbeiten?«, fragte Jaz. »Meeresblick von jedem Fenster? Was kostet so eine Immobilie eigentlich? Und das ist bloß die Lage. Ich hab mir sagen lassen, die haben noch in ihren Scheißwaschräumen Marmorböden. Die Klos spülen wahrscheinlich mit Evian.«
»Perrier, würde ich sagen«, bemerkte Sonny.
»Du weißt schon, was ich meine. Dieses ganze Geld. Die ganze Macht. Und woher kriegen die Cortez das alles? Nicht indem sie ihre Formeln selber wirken, so viel ist mal sicher. Sie verwenden unsere Kräfte, um ihre Kassen zu füllen. Die Paranormalen, die für sie arbeiten, bilden sich ein, sie hätten das große Los erwischt. Wie unsere Eltern, Sonny. Nie ein böses Wort gegen die St. Clouds, ganz egal, was die Dreckskerle ihnen angetan haben. Sie waren einfach froh, den Job zu haben. Und die Kabale hat sie verbraucht und ausgespuckt. Wie Sklaven in den Baumwollfeldern, die sich für ihre Herren zu Tode arbeiten.«
»Du hängst zu viel mit Guy rum«, sagte Sonny.
Ich wusste genau, wir sollten gehen, aber keiner von beiden schien es eilig zu haben, und hier oben zu sitzen, während unser Target jeden Moment nach Hause kommen konnte, ließ mein Herz unter einem stetigen Strom von Chaos pochen.
Als ich zu dem Kabalenhauptquartier in der Ferne hinübersah, fand ich meinen Grund, noch eine Weile zu bleiben: Ich konnte unser Thema nutzen, um Information einzuholen.
»Guy hat für die Kabalen also nichts übrig?«, fragte ich. »Verstehen kann ich’s. Sie bieten Paranormalen vielleicht ein angenehmes Leben – medizinische Versorgung, Ausbildungsprivilegien für die Kinder, eine Gemeinschaft, in der man verstanden wird – aber natürlich bezahlen die Angestellten auch was dafür. Andererseits, so groß sind die Unterschiede zu anderen Großunternehmen auch wieder nicht. Sie nutzen unsere Fähigkeiten und bieten ordentliche Zusatzleistungen dafür.«
»Aber in einer normalen Firma bringen sie einen nicht um, wenn man mal Mist macht. Außer man arbeitet für die Mafia.«
»Was manchen Leuten zufolge das Gleiche ist wie für eine Kabale zu arbeiten. Ist es das, was Guy stört? Der Machtmissbrauch?«
»Eher die Machtkonzentration. Diese Clique, die immer unter sich bleibt.« Jaz schwenkte die Hand in die Richtung des Gebäudes. »Wenn du da arbeiten würdest, Faith, du hättest keinerlei Aussicht darauf, es je in die Chefetage zu schaffen außer als Sekretärin. Nicht, weil du eine Frau bist, sondern weil du keine von denen bist. Keiner von uns ist einer von denen. Vielleicht ist nicht jeder Typ in der Chefetage ein Cortez, aber du kannst deinen Arsch drauf verwetten, dass er ein Magier ist. Keine Zauberer oder Druiden oder Halbdämonen dort. Und als Werwolf oder Vampir? Kämst du nicht mal zur Tür rein. Nicht mal Guy würde sehr weit kommen, so klug er ist und obwohl er ein Magier ist. Er hat einfach nicht die richtigen Beziehungen.«
»Redet er oft über diese Sachen?«
Jaz lachte. »Du meinst, ob du dir politische Tiraden anhören müssen wirst? Nee. Hin und wieder redet er vielleicht drüber, aber meistens hält er den Mund.«
»Außer bei Jaz«, sagte Sonny.
Jaz zuckte die Achseln. »Er hat eine Menge gute Ideen. Ich glaube, einiges geht ihm in letzter Zeit einfach nach, also will er mit irgendwem drüber reden – jemandem, bei dem er Dampf wegen dem Mist ablassen kann, der passiert ist.«
»Mist?«
»Mit der Cortez-Kabale.«
»Hat es mit der Ärger gegeben?«
»Den einen oder anderen. Zoff eben.«
Offenbar gab es da ein paar Details, die Benicio bei meiner Unterweisung nicht erwähnt hatte. Was für eine Überraschung aber auch.
»Guy spielt es runter, aber allmählich ärgert’s ihn. Ich glaube, er …« Jaz warf ein Steinchen über die Dachkante. Sah zu, wie es fiel. »Und überhaupt, er ist nicht der Einzige, der sich wegen der Cortez’ Gedanken macht. Die Stimmung ist nicht gut, und ich meine nicht nur in den Gangs. Der alte Mann wird ja nicht gerade jünger.«
»Benicio? So alt ist der doch nicht.«
Jaz zuckte die Achseln. Sechzig Jahre waren für ihn gleichbedeutend mit ›am Rand des Grabes‹. Jaz war nur ein paar Jahre jünger als ich, aber es war eine ganze Weile her, seit ich mich so jung gefühlt hatte, wie ich tatsächlich war. Bei der Arbeit für den Rat und in Gesellschaft Karls hatte ich versucht, mich reifer zu geben – während ich mir selbst erzählte, dass es mir nicht wichtig war, wie er über mich dachte.
»Du
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