Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
vorstellen, dass er neue Mitglieder eine Weile beobachten ließ.
Als das Taxi mich absetzte, sah ich Troy auf der anderen Straßenseite vor einem Laden stehen und einen Stadtplan studieren. Sein Blick zuckte zu mir herüber, als ich ausstieg, aber er rührte sich nicht von der Stelle.
Das Lokal war ein anonymes kleines Bistro, wie man es überall findet. Ich suchte mir einen Tisch an der Rückwand und hatte meine erste Tasse Kaffee geleert, als Troy zur Tür hereinkam.
Er schob sich mir gegenüber auf die Bank.
»Alles in Ordnung?«, fragte ich.
»Yeah. Dieses ganze Spionagefilmgetue ist bloß Protokoll.«
Er schien es nicht eilig zu haben, zur Sache zu kommen. Wir bestellten unser Frühstück, und er erkundigte sich, wie ich mich eingewöhnt hätte, wie mir die Wohnung gefiel.
»Wenn du irgendwas brauchst, nur keine Hemmungen – sag Bescheid!«, riet er mir. »Wenn Mr. Cortez die Brieftasche aufmacht, kannst du’s ruhig nützen. Ich tu’s auch.«
Er gab mir ein paar Tipps, was meine Wohngegend anging – empfahl Läden und Restaurants in der Nähe meines Appartements und des Clubs und nannte mir ein paar, um die man lieber einen Bogen machte. Wenn ich etwas Abwechslung brauchte, sagte er, dann würde er sich an seinem freien Abend mit Vergnügen als Begleiter anbieten, vielleicht auch aus der Stadt hinausfahren, mir die Umgebung zeigen. Er formulierte die Einladung so, dass ich sie als Flirtangebot oder ganz einfach freundschaftlich verstehen konnte, und überließ es mir, sie ganz nach meinen Wünschen zu interpretieren.
Als das Frühstück kam, gingen wir zum Geschäftlichen über.
Ich erzählte Troy, was Jaz über Guy und dessen Vorbehalte gegen die Kabalen gesagt hatte.
Troy schnaubte. »Immer wieder der gleiche alte Mist. Ich hab dieses Zeug gehört, seit ich ein Teenager war. Kabalen sind Unternehmen, keine Wohltätigkeitseinrichtungen. Na klar, sie benutzen ihre Angestellten. Macht das nicht jede Firma? Das ist schließlich der Witz dabei – man nutzt seine Ressourcen, um Kapital anzuhäufen. Und yeah, es gibt bei den Kabalen ein paar Aspekte, die einfach übel sind. Mich erwischst du nicht dabei, dass ich Pompons schwenke und Parteiparolen wiederhole, nicht mal Mr. Cortez gegenüber. Aber weißt du was? In seinen Augen habe ich ein Recht auf meine Ansichten … solange ich sie nicht gerade den Aktionären mitteile. Und ganz egal, was ich vielleicht zu meckern habe, kündigen siehst du mich auch nicht, und das liegt nicht dran, dass ich Angst hätte, als Nächstes ein Paar Zementschuhe angepasst zu kriegen. Vielleicht bei der Nast-Kabale oder den St. Clouds oder Boyds, aber da, wo ich bin, will Mr. Cortez mich nur haben, wenn ich dort sein will.«
»Klingt einleuchtend.«
»Willst du einen Typen als Leibwächter, der nur deswegen auf dich aufpasst, weil er muss? Ich mache meinen Job nicht wegen der guten medizinischen Zusatzleistungen oder um irgendeine Kabalenideologie zu verteidigen. An den Mist glaube ich nicht. Aber ich glaube an den Typ, für dessen Sicherheit ich zuständig bin.«
Er spießte eine Bratkartoffelspalte auf und kaute genüsslich, bevor er weitersprach. »Das ist es, was mich wirklich ankotzt, wenn irgend so ein Gangwichser diesen Dreck über Lucas ablässt – dass es der Beweis dafür ist, dass Mr. Cortez nichts an der Kabale liegt, wenn er Lucas zum Erben ernennt.«
»Es stimmt also.«
»Es stimmt, dass Lucas
offiziell
der Erbe ist, aber mehr als das weiß niemand außer Mr. Cortez.«
Troy trank langsam die Hälfte des Kaffees in seinem Becher, als versuchte er zu entscheiden, wie er fortfahren sollte.
»Du bist Lucas’ Brüdern nie begegnet, oder?«, fragte er dann. »Hector, William, Carlos?«
»Nein, nie.«
»Sagen wir einfach, kein Mensch, der sie kennt und Lucas kennt, würde Mr. Cortez’ Idee für komplett verrückt halten. Nicht, dass die anderen die Kabale nicht leiten könnten – na ja, zumindest Hector und William könnten es. Aber der beste Kandidat dafür?« Er schüttelte den Kopf. »Wenn Benicio nichts weiter an der Kabale läge, dann würde er sie an Hector weitergeben und sagen ›gut genug‹, und es würde tadellos funktionieren. Weißt du irgendwas über die Geschichte der Cortez-Kabale?«
»Nicht viel. Sie war die erste Kabale, und sie ist nach wie vor die mächtigste …«
»Nicht ›nach wie vor‹. Sie ist
wieder
die Mächtigste.« Er lehnte sich zurück und streckte sich, bis sein Bein meins streifte. »Das war alles lang
Weitere Kostenlose Bücher