Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
Pyramiden bestanden aus Pappmaché und konnten rasch aus dem Weg geräumt werden, wenn die Gäste merkten, wie viel Platz sie auf der Tanzfläche wegnahmen. Die Mumien waren ebenfalls aus Pappmaché – das jedenfalls hoffte ich. Sie standen aufrecht in Sarkophagen, trugen Masken und hielten Tabletts mit weiteren Masken für die Gäste. Einige der jungen Männer und Eltern bedienten sich, aber kaum eins der Mädchen – es hatte wirklich keinen Zweck, sich ein professionelles Make-up machen zu lassen, nur um es dann mit einer Maske zu verdecken.
Die Königin des Balls war eine rundliche, frisch gebackene Sechzehnjährige, die natürlich als Kleopatra gekleidet war. Vier junge Männer im Lendenschurz trugen sie in einer Sänfte durch die Menschenmenge zum vorderen Ende des Saals, wo ihre Eltern neben einer mit Umschlägen gefüllten silbernen Schüssel warteten. Man hatte darum gebeten, zum Geburtstag nur Bargeld zu schenken, mit dem eine einjährige Weltreise finanziert werden sollte, bevor das Geburtstagskind sich am College einschrieb.
Ein einziges anderes Geschenk gab es: Ein nagelneues Jaguar-Cabrio, das durch eine Doppeltür hereingerollt wurde, während Daddy seiner entzückt quiekenden Tochter die Schlüssel aushändigte. Als ich mir das Spektakel ansah, kam mir der Verdacht, dass diese Doppeltür der eigentliche Grund dafür war, dass die Eltern diesen vergleichsweise billigen Saal gemietet hatten. Ihre Tochter nach draußen zu bitten, damit sie sich das neue Auto ansehen konnte, hätte einfach nicht die gleiche Wirkung gehabt wie dieser knallige Showmoment.
Das Mädchen strahlte, als sie auf die Tanzfläche geführt wurde. Sie war Daddys Prinzessin, und nichts war zu gut für sie. Würde ein anderes Fest – oder ein anderer Mann – dem je gleichkommen?
Wir waren im Begriff, den Abend auf eine ganz andere Art denkwürdig zu gestalten.
Ich beobachtete das Ganze von einem Lagerraum über dem Saal aus. Die Gang hatte die Örtlichkeiten seit Tagen für den Einsatz vorbereitet, nachdem man die Ankündigung der Party in der Lokalzeitung gesehen hatte. Es gab insgesamt vier Verstecke, jedes mit einem frisch gebohrten Guckloch und jedes mit einem Gangmitglied besetzt. Meines war ein winziger Raum, der nach kaltem Zigarettenrauch stank.
Die Party war in vollem Gang, als Jaz hereinschlüpfte und sich zu mir heranschlich, um sich neben mich auf den Boden zu setzen.
»Und, hast du damals auch so eine Sweet-Sixteen-Party gekriegt?«, flüsterte er.
Ich lachte. »Wenn ich auch nur davon angefangen hätte, hätten meine Eltern sich mit mir hingesetzt und ein ernstes Gespräch über die Verantwortung angefangen, die Privilegien mit sich bringen. Niemand, den ich kenne, hat so eine Party gekriegt. Das ist ein ganz anderes Milieu.«
»Altes Geld und neues Geld?«
»So ähnlich. Debütantinnenball? Ja. Ägyptische Monsterparty mit Pappmachépyramiden und einer Schüssel voll Bargeld? Um Gottes willen, nein.«
»Debütantin? Du?« Er grinste. »Bitte, sag mir, dass es nicht stimmt.«
»Wie bitte?« Ich zeigte auf mein T-Shirt und die Jeans, beides vom Staub des Abstellraums verdreckt. »Sehe ich nicht wie eine aus? Ich möchte Ihnen hiermit mitteilen, dass ich es im Gesellschaftstanz mit jeder anderen aufnehme, Sir.«
Er lachte, und ich warf ihm einen gespielt finsteren Blick zu.
»Tut mir leid. Ich sehe dich einfach nicht …« Er ließ den Satz unvollendet, während er die Party unten beobachtete, und wandte sich dann wieder an mich.
»Nein, stimmt nicht. Ich kann’s sehen. Du hast diese … ich weiß nicht. Aura, nehme ich an.« Ein kleines Lächeln. »Sogar mit dem Schmutz im Gesicht.« Er legte den Kopf zur Seite. »Ich wette, du warst spektakulär. Ganz anders als die anderen.«
»Wenn du damit meinst, dass ich nicht blond und blauäugig war – ja, da habe ich mich wohl ein bisschen abgehoben.«
»Nee, das meine ich nicht.« Er rückte etwas näher heran. »Du wärst immer noch aufgefallen unter diesen ganzen« – er deutete mit einer Handbewegung auf die Party unter uns – »hohlen Mädchen. Sie hätten vor Schmuck triefen können, aber ich wette, du hättest am hellsten gestrahlt.«
Meine Wangen wurden heiß. Ich bin an Schmeicheleien gewöhnt, an die glatten, bedeutungslosen Komplimente, die in den Kreisen, in denen ich aufgewachsen bin, als Begrüßung verwendet werden, und an die allzu routinierte und polierte Süßholzraspelei der reichen Jungs später. Aber Jaz’ Worte – so
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