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Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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zweites Kartenlesegerät gestattete mir den Zugang zum Treppenhaus. Dann hinauf zu unserem Büro im ersten Stock, wo die Karte ein drittes Mal vonnöten ist. Ich bin mit vergleichbaren Sicherheitsvorkehrungen in kabaleneigenen Büros aufgewachsen, aber ich hatte Savannah und Adam schon des Öfteren fluchen hören, wenn sie nach ihren Karten suchten. Beschwert allerdings hatte sich noch niemand. Was das Gebäude anging, so befanden wir uns alle noch in den Flitterwochen.
    Die Firma Cortez-Winterbourne Investigations hatte ihren Sitz früher in einem engen Gästezimmer, das eine Formalität wie die eines Firmennamens in unseren Augen kaum gerechtfertigt hätte. Es war dies eins der Themen gewesen, über die wir uns spätabends im Bett unterhielten: wie Paige eines Tages in der Lage sein würde, ihr Webdesign an den Nagel zu hängen, ich aufhören würde, gegen Honorar juristische Kleinaufträge anzunehmen, und wir stattdessen eine Kanzlei-cum-Detektei führen würden, die Paranormale unterstützte – in Vollzeit und von einem wirklichen Büro aus. Jetzt gab es Tage, an denen ich um das Gebäude herum zur Haustür ging, nur um einen Blick auf das Firmenschild dort zu werfen und mich zu vergewissern, dass all dies Realität war.
    Vor fünf Jahren war ich ein frisch zugelassener Anwalt gewesen, stellungslos, ohne festen Wohnsitz, immer auf der Jagd nach Fällen von Ungerechtigkeit – in der Regel mit dem Erfolg, dass mir die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde. Niemand hatte sie nachdrücklicher zugeschlagen als eine vollkommen enervierende, sturköpfige und absolut bezaubernde junge Frau, die wild entschlossen war, ihre Ziehtochter ohne die Hilfe eines Magiers vor den Kabalen zu schützen. Nichtsdestoweniger, letzten Endes hatte ich den Fall bekommen. Ebenso die junge Frau.
    Als ich die Tür im ersten Stock öffnete, stieg mir Kaffeeduft in die Nase. Ich blieb stehen, den Türknauf noch in der Hand. Es hätte niemand hier sein sollen. Paige war zu einem Termin gefahren. Savannah und Adam waren in Seattle und erledigten die Vorarbeiten für einen Fall.
    Eine auf der Heizplatte vergessene Kanne hätte verbrannten Kaffee nach sich gezogen, aber dieser roch frisch. War Paige unerwartet früh zurückgekommen? Ich lächelte, als ich die Jacke auszog. Dann fiel mir der leere Parkplatz ein. Wenn das Auto nicht hier war, war Paige es ebenso wenig.
    Ich bewegte mich vorsichtig auf die Teeküche zu. Ein Mann stand an der Kaffeemaschine, den Rücken zur Tür gewandt. Seine Rolex reflektierte das Licht, als er mit den Fingern gegen den Wassertank trommelte und darauf wartete, dass das Gerät seine Aufgabe zu Ende brachte. Er hätte in keinem Bankenviertel fehl am Platze gewirkt: maßgeschneidertes Hemd, gebügelte Hosen, glänzende Lederloafers. Makellos gepflegt, nicht eine Strähne dunkles Haar aus der Fasson geraten, nirgends ein Rasierschnitt oder eine rauhe Hautstelle. Ein Mann, den man mühelos für einen verweichlichten Büromenschen hätte halten können. Ebenso wie man mühelos hätte annehmen können, dass ich ihn überrascht hatte.
    Ich wartete. Er nahm zwei auf der Kante stehende Kaffeebecher vom Bord und drehte sie um.
    »Kaffeesahne?«, fragte er, ohne sich umzusehen. »Zucker?«
    »Schwarz.«
    »Ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich mich selbst bedient habe.«
    »Nicht im Geringsten. Ich hoffe, es stört dich nicht, wenn ich meine Auslagen für die von dir entworfene Schließanlage unseres Büros zurückverlange.«
    Karl drehte sich um und schenkte mir ein kurzes Lächeln, das bei aller Klischeehaftigkeit mit dem Wort
wölfisch
am besten beschrieben war. »Was für ein Dieb wäre ich eigentlich, wenn ich ein System nicht knacken könnte, das ich selbst gestaltet habe? Aber wenn jemand anderes das schaffen sollte, hast du Anspruch auf Rückerstattung deines Geldes.« Er füllte beide Becher. »Oder hättest ihn, wenn du mich für meine Dienstleistungen bezahlt hättest.«
    »Ich habe versucht zu zahlen. Du hast darauf bestanden, die Arbeit unentgeltlich zu tun. Im Austausch gegen ein noch ausstehendes Entgegenkommen, wie man annehmen muss. Wenn du willst, kann ich dir gleich jetzt einen Scheck ausstellen.«
    »Nein, vielen Dank.«
    Ich hätte wirklich lieber gezahlt. Karl Marsten war jemand, dem gegenüber ich mich nicht gern verpflichtet fühlte. Clayton hat irgendwann zu mir gesagt: »Karls oberste Priorität ist Karl. Seine zweitoberste auch. Und seine drittoberste ebenfalls. Dass er jetzt zum Rudel gehört,

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