Nacht der Dämonin / Magischer Thriller
gesessen hatte. »Ich nehme nicht an, dass du noch irgendein anderes Schmuckstück hast, das ich stehlen könnte?«
Ich griff nach meiner Uhr. »Doch, aber das kriegst – oder findest – du nicht so ohne weiteres.«
»Nein?« Das tückische Blinken erschien wieder in seinen Augen. »Sei dir da mal nicht so sicher! Ich bin ein Meistermagier …«
Mein Handy vibrierte. Ich ging dran, ohne etwas zu sagen, so wie man mich instruiert hatte.
»Noch fünf Minuten bis zum Vorstellungsbeginn«, sagte Bianca. »Ist Jaz dort oben?«
Ich gab die Mitteilung an Jaz weiter. Er sah aus, als überlegte er sich, ob uns noch genug Zeit blieb, um einfach da weiterzumachen, wo wir aufgehört hatten. Ich entschied die Frage, indem ich mich flach auf den Bauch legte und durch das Guckloch zu der Party hinunterspähte.
Jaz beugte sich über mich; sein Körper streifte meinen. »Die haben keine Ahnung, was ihnen blüht. Die Paranormalen könnten die ganze Welt beherrschen, wenn sie wollten; die Menschen könnten’s nicht verhindern.«
»Ach was. Zu viel Arbeit.«
»Stimmt. Die Bürokratie können sie ruhig behalten, wir schöpfen einfach den Gewinn ab.«
Er senkte die Lippen zu meinem Ohr, immer noch auf allen vieren über mir, und nutzte die Gelegenheit, um meinen Körper zu streifen; sein Unterleib rieb sich an meinem Hinterteil.
»Siehst du irgendwas, das dir gefällt?«, flüsterte er.
»Hm?«
»Collier, Armband … neue Uhr?«
Ich lachte leise auf und schüttelte den Kopf.
»Oh, komm schon!« Er deutete auf eine pelzgesäumte Stola hinunter, die über einer Stuhllehne hing. »Tote Tiere?« Sein Zeigefinger glitt weiter zu einer Marmorbüste auf dem Büfett. »Hässliche Statue?«
»Nein, danke.«
»Nein? Wie wär’s mit den Schlüsseln zu dem neuen fahrbaren Untersatz da? Könnte die einzige Gelegenheit sein, die du je kriegst, einen Jaguar zu schrotten. Ein Wort von dir, und sie gehören dir.«
Ich drehte mich unter ihm auf den Rücken, sah zu ihm hinauf und stellte fest, dass er es nur halb im Scherz gesagt hatte. Wenn ich um etwas bat – irgendwas –, dann würde er es mir beschaffen. Es für mich stehlen. Ich kämpfte gegen einen Schauer der Erregung an.
Sein Mund näherte sich dem meinen …
Mein Handy vibrierte und begann am Fußboden entlangzutanzen.
»Zeit für den Einsatz«, sagte er seufzend. Noch ein Moment des Zögerns, dann stand er auf. »Aber ich
werde
dir was besorgen. Eine Überraschung.«
Wir schlichen uns die hintere Treppe hinunter und trafen Guy mit Sonny und Max in einem Nebenraum an. Wir fünf würden an vorderster Front arbeiten, während sich Bianca, Rodriguez und Tony im Hintergrund hielten.
»Klamotten dort drüben«, sagte Guy, als wir hereinkamen, und zeigte auf einen Haufen Kellneruniformen. »Masken hier. Ihr habt genau fünf Minuten ab jetzt. Ausziehen und anziehen! Faith, da ist ein Abstellraum, falls du ein bisschen Privatsphäre willst …«
»Kein Problem mit hier.«
Sonny warf mir die kleinste der Uniformen zu. Ich drehte mich mit dem Gesicht zur Ecke, zog mir das T-Shirt über den Kopf und dann die Kellnerbluse über. Sie roch nach billigem Parfüm und eine Spur nach Schweiß. Was die legitime Trägerin anging – wahrscheinlich saß sie gefesselt in irgendeinem Nebenraum. Bianca, Max und Tony hatten die letzten zwanzig Minuten damit verbracht, Kellner aus dem Saal zu locken, um an ihre Uniformen zu kommen. Es würde nicht mehr lang dauern, bis jemandem auffiel, dass das Servicepersonal stetig weniger wurde.
»Sonny, hier!« Guy reichte ihm eine der Karnevalshalbmasken. »Du und Max – los geht’s. Eure Tabletts stehen um die Ecke. Jaz, hör auf, an deiner verdammten Krawatte rumzuhantieren, mach, dass du da rauskommst, und bezaubere die Leute. Faith …«
»Ich bleibe bei dir. Ich weiß.«
Er gab mir eine Maske, und ich setzte sie auf. Sie verdeckte die obere Gesichtshälfte. Ich blinzelte und versuchte mich an das Gefühl zu gewöhnen.
Als die anderen verschwunden waren, setzte Guy sich ebenfalls eine Maske auf, zog seine Krawatte zurecht und ließ die Schultern kreisen. Das, was da in Wellen von ihm ausging, fühlte sich nicht nach Besorgnis an – eher nach Erwartungsfreude. Wahrscheinlich gab es niemanden in dieser Gang, der nicht bis zu einem gewissen Grad auf all das abfuhr. Deshalb waren sie hier – um ihre Begabungen einzusetzen, zum Zweck des finanziellen Gewinns, ja, aber ebenso zum Spaß.
Das Wirbeln von Chaos – und sehr bald
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