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Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Abends hungrig bei mir aufgetaucht, nachdem die Restaurants bereits geschlossen hatten, und ich hatte mich erboten, für ihn zu kochen. Danach wurde »Hast du Hunger?« zu einer anderen Formulierung von »Machst du mir Abendessen?« Und ich machte es ihm immer, weil das etwas war, was ich für ihn tun konnte.
    Karl fiel es nicht leicht, etwas anzunehmen. Wenn er mit einem seiner Gefährten aus dem Rudel zum Abendessen ausging, war es immer er, der zahlte, und ich bin mir sicher, man glaubte, er wolle sich großzügig geben – oder vielleicht auch Bonuspunkte ansammeln, die er später einmal einzulösen gedachte. Die Wahrheit war einfach, dass er es verabscheute, in der Schuld anderer Leute zu stehen. Dementsprechend besuchte er mich, er hörte mir zu, und er half mir, aber er nahm nie etwas von mir an – außer einem frisch zubereiteten Abendessen. Also kochte ich für ihn, bereitwillig und sogar gern.
    Und jetzt fragte Karl also: »Hast du Hunger?« In mancher Hinsicht schmerzte mich das mehr als sein Gestichel und alle eisigen Blicke.
    »Die Speiselokale haben wahrscheinlich zu«, sagte ich schließlich. »Ein Schnellrestaurant vielleicht?«
    Er musterte die dunkle Häuserzeile. »Es sieht nicht vielversprechend aus. Hast du irgendwas in der Wohnung?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »An der nächsten Ecke sehe ich einen Rund-um-die-Uhr-Laden«, sagte er. »Sie müssen Lebensmittel haben. Ich kaufe …«
    »Nein.« Ich holte hastig Atem. »Nein, Karl. Ich mach’s nicht.«
    Den Rest der Fahrt brachten wir schweigend hinter uns.

[home]
Hope
    Diplomatische Beziehungen
    I ch bot Karl nichts zu trinken an, als wir in meine Wohnung kamen. Nicht einmal etwas Alkoholfreies. Ich wollte nicht kleinlich sein, meine Schränke waren, wie bereits erwähnt, leer. Für mich ungewöhnlich, denn selbst wenn ich dienstlich unterwegs war, der erste Halt war meist irgendein Lebensmittelladen, in dem ich mich mit Getränken und Snacks für mein Hotelzimmer eindeckte. Eine Art Nesttrieb, nehme ich an, das Bedürfnis, mir eine stabile Basis zu verschaffen, wo immer ich mich gerade aufhielt. Aber hier war ich zu beschäftigt gewesen, um auch nur Mineralwasser zu besorgen.
    Karl brauchte die Einzelheiten meines Auftrags nicht von mir zu hören. Er kannte sie bereits – von Lucas. Den Grund dafür, dass er nach Miami gekommen war, stellte ein gebrochenes Versprechen dar. Offenbar hatten Benicio und Karl sich ursprünglich darauf verständigt, dass wir unsere gemeinsame Schuld gemeinsam begleichen würden. Ich versuchte die Verantwortung zu übernehmen, indem ich Karl erzählte, dass Benicio einen Rückzieher hatte machen wollen, als er erfuhr, dass Karl außer Landes war.
    »Er hat gewusst, dass ich außer Landes war. Ich hab ihm eine Nachricht geschickt, bevor ich abgereist bin.«
    Ich öffnete den Mund, die Entschuldigungen schon auf den Lippen – aber als ich mir einen Moment Zeit nahm, um mir die Sache zu überlegen, wurde es mir klar. Ich war manipuliert worden. Schon wieder.
    Ich zog die Füße aufs Sofa, rutschte herum, als versuchte ich es mir bequem zu machen, und senkte den Blick, bis der erste demütigende Moment der Erkenntnis vorbei war.
    »Er hat mich gewollt für diesen Auftrag«, sagte ich schließlich. »Und er hat gewusst, wenn er vorgeschlagen hätte, dass wir auf dich warten, dann wäre ich beleidigt gewesen und hätte darauf bestanden, es allein zu erledigen.«
    Aber es war nicht nur das. Benicio hatte nicht riskieren wollen, dass ein älterer, erfahrenerer Mensch sich die Sache aus der Nähe ansah und mir davon abriet. Er hatte gesehen, dass es zwischen Karl und mir ein Zerwürfnis gegeben haben musste und dass ich mich auf die Gelegenheit nur so stürzen würde, die Schuld allein zu begleichen.
    »Lucas hat sich den Plan angesehen«, sagte ich, während ich an meiner neuen Uhr herumdrehte. »Er hat da kein Problem entdeckt.«
    »Das liegt daran, dass er nicht alle Faktoren kennt.« Karl hielt meinen Blick fest. »Über dich.«
    »Aber Benicio doch auch nicht. Woher hätte er denn wissen sollen …«
    Ich verstummte, als mir die Naivität der Frage klar wurde. Dass Lucas nicht über die Chaosgier eines Expisco-Halbdämons Bescheid wusste, bedeutete schließlich nicht, dass auch sein Vater es nicht tat.
    »Es ist auch nicht anders als bei meiner Arbeit für den Rat«, sagte ich. »Ich brauche dies. Du bist doch der Erste, der mir immer sagt, dass ich es brauche: mir das nötige Chaos besorgen, auf eine Art, die

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