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Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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während ich von seinem Schoß rutschte. »Bleib du hier, ich bin gleich wieder da.«

[home]
Hope
    Hunger
    I ch überquerte die Straße und schlüpfte in einen Durchgang. Ein Schwall von Nachtluft vertrieb den letzten Rest des Tequiladunstes. Karl hatte mich mit Jaz zusammen gesehen, auf seinem Schoß, betrunken, und ich hatte mich aufgeführt …
    Ich rieb mir das Gesicht. Ich war siebenundzwanzig und solo und hatte das Recht auszugehen, mich volllaufen und bumsen zu lassen.
    Ich spürte Karls lautloses Näherkommen. Ich wappnete mich und drehte mich um. Und er war da wie schon so viele Male zuvor, unangekündigt, einfach aufgetaucht – auf einem Parkplatz, in einem Lebensmittelladen, meinem Wohnzimmer. Ich sah die Werwolfvision, blickte auf, und er war da und benahm sich, als wäre er nur eine Minute lang fort gewesen und gerade zurückgekommen. Als er den Durchgang entlangkam, verbarg der Schatten alles außer seiner Silhouette. Es kam nicht darauf an. Sein Bild war mit meinem Hirn verwachsen. Ich warf einen einzigen Blick auf den Schatten und sah das attraktive Gesicht vor mir, das Kinn eine Spur zu prägnant, die Nase eine Spur zu scharf, aber die Unvollkommenheiten fügten seiner Erscheinung lediglich ein hartes, maskulines Element hinzu, das die makellose Gepflegtheit und die Designerkleidung Lügen strafte. Ein Wolf im Bankerpelz, hatte ich ihn immer aufgezogen, und er hatte gelacht und einen Scherz auf seine eigenen Kosten gemacht – er selbst war immer der Erste, der sich über das sorgfältig kultivierte Image lustig machte.
    Aber heute Nacht sah ich kein Lachen. Kein selbstgewisses Lächeln. Sein Gesicht war eine steinerne Maske, die blaugrauen Augen so kalt, als näherte er sich einer Fremden. Ich sah es, und der letzte Funke Hoffnung flackerte und erlosch.
    Ich versuchte ihn zu lesen, aber wenn er ärgerlich war, sorgte er dafür, dass seine Gedanken ein einziger Strudel waren – kein Bild, keine Worte, die so konkret waren, dass ich sie aufschnappen konnte.
    »Entschuldige, dass ich dich losgerissen habe«, sagte er, jedes Wort abgehackt.
    Ich zwang mir ein Grinsen ab und zupfte an meinem verschwitzten T-Shirt. »Schon okay. Ich kann ein paar Minuten frische Luft brauchen.«
    »Du bist betrunken.«
    »Weil das natürlich die einzige mögliche Erklärung dafür ist, dass ich in einem Nachtclub bei einem Typen auf dem Schoß sitze. Und außerdem, ich bin nicht betrunken. Obwohl ich dran arbeite. Ich habe nichts getan, als Anweisungen zu befolgen. Deine, wenn ich mich recht entsinne.«
    »Anweisungen?«
    »Das Letzte, was du zu mir gesagt hast. Vor dem ›Auf Wiedersehen‹.« Ich runzelte die Stirn. »Moment, hast du ›Wiedersehen‹ gesagt? Wenn ich’s mir jetzt überlege, bin ich mir nicht so sicher. Aber ich weiß, dass du mit Sicherheit gesagt hast, ich sollte mit anderen Paranormalen ausgehen, die eher in meinem Alter sind. Er ist zwar ein paar Jahre jünger als ich, aber er ist ein Paranormaler und ungefähr halb so alt wie du. Also gehe ich davon aus, das kommt der Sache schon ziemlich nahe.«
    Ich wollte aufhören damit. Ich stellte mir vor, was meine Mutter in einer solchen Situation tun würde – und ich wollte wie sie sein und über den Dingen stehen. Aber als ich ihn sah, war ich wieder in dem Hain, damals an dem Morgen, und spürte seine Worte wie Messerstiche. Und jetzt konnte ich an nichts anderes mehr denken als daran, die Messerstiche zurückzugeben.
    Ich wünschte mir, die Nacht im Pool hätte niemals stattgefunden. Ich wünschte mir die Dinge zurück, so wie sie gewesen waren, Karl zurück, so wie er gewesen war.
    Ich stellte mir vor, wie diese Begegnung verlaufen wäre, wenn die Nacht damals nicht stattgefunden hätte. Ich sah es vor mir – Karl, der mich von der Tanzfläche lockte und mich dann in die Ecke drängte – im wahrsten Sinn des Wortes in die Ecke drängte, wie er es gern tat, mit dem Rücken zur Wand, während er sich so dicht an mich heranschob, dass ich nichts mehr sehen, hören und riechen konnte als ihn und an nichts mehr denken konnte als daran, ihm nahe genug zu kommen, dass ich ihn auch fühlen und schmecken konnte.
    Er hätte mich an die Wand gedrängt und mich dann mit dem »Jungen« im Nachtclub aufgezogen, mich herausgefordert – ich sollte ihm nur fünf Minuten Zeit lassen, dann würde ich vergessen haben, dass es da jemals einen Jungen in einem Nachtclub gegeben hatte.
    Ich konnte die Stimme hören, arrogant und selbstironisch zugleich, der

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