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Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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gedacht hatte: dass wir ihr im Grunde ja einen Gefallen taten. Ich erinnerte mich daran, und es widerte mich an.
    Am nächsten Morgen würden die Schuldgefühle nicht mehr so weh tun; die Gewissensbisse würden gemildert sein, wenn ich mir eingestand, dass ich, jawohl, einen Fehler gemacht hatte. Nein, ich war nicht stolz auf mich, und nein, ich würde es nicht wieder vorkommen lassen. Aber jetzt im Dunkel der Nacht, als ich allein im Bett lag, gab es nichts zu tun, als weiter darüber nachzudenken.
    Hätte ich die Wohnung für mich gehabt, dann wäre ich aufgestanden – hätte ein Buch gelesen, ferngesehen, was auch immer getrieben, irgendetwas, das mich bis zum Morgen abgelenkt hätte. Aber mit Karl im Nebenzimmer konnte ich nicht einmal die Nachttischlampe einschalten und lesen, so verzweifelt wollte ich ihn glauben machen, dass ich tief und fest schlief mit einem so reinen Gewissen, wie sein eigenes es nach einem Raub gewesen wäre. Also lag ich da, starrte die Wand an und hörte zu, wie die Uhr sich durch die Stunden tickte.
    Ich wartete bis halb sieben, was der früheste Zeitpunkt war, zu dem ich vorgeben konnte, aufgewacht zu sein. Ich duschte und zog mich an und zog es alles in die Länge bis nach sieben, bevor ich aus meinem Zimmer kam.
    Karl saß bereits am Tisch. Er las das
Wall Street Journal
und trank Kaffee aus einem der Porzellanbecher, die zur Ausrüstung der möblierten Wohnung gehörten. Auf der anderen Seite des Tischs sah ich einen Kaffeebecher vom Schnellrestaurant, eine Gebäckschachtel, eine Zeitung und eine Tüte mit Apothekenaufdruck.
    Er sagte kein Wort, als ich hereinkam, schob lediglich einen Becher und einen Teller aus der Tischmitte zu mir herüber und vertiefte sich wieder in seine Zeitung.
    Ich öffnete die Tüte und fand ein winziges Fläschchen mit Augentropfen. Als ich von der Tüte zu dem extragroßen Pappbecher hinübersah, wurde mir klar, dass ich Karl nicht hatte täuschen können, so still ich mich auch verhalten hatte, und dass es albern gewesen war, mir etwas anderes einzubilden.
    Es kam nicht darauf an, dass Karl wahrscheinlich nach keinem Raub jemals eine schlaflose Nacht verbracht hatte. Er kannte mich. So ungern ich es mir auch eingestand, der Beweis lag vor mir, nicht nur in Gestalt von Augentropfen und Koffein, sondern in allem und jedem. Der Kaffee – doppelt Milch, kein Zucker. In der Schachtel von der Bäckerei ein Heidelbeer-Vollkorn-Muffin. Die Zeitung:
USA Today.
Sogar die Augentropfen waren meine übliche Marke und die Version für empfindliche Augen, die ich immer nahm. Es gab verheiratete Paare, die einander nicht so gut kannten, wie wir es taten.
    Es war ein schweigsames Frühstück. Sehr untypisch für uns. Normalerweise las zwar jeder seine Zeitung, wir tauschten dabei aber ständig Kommentare über den Inhalt aus. Zeitunglesen war eine gemeinsame Aktivität, wie so vieles, das wir taten: Jeder von uns hatte seine eigene Beschäftigung, die uns unabhängig sein ließ und uns zugleich die Möglichkeit gab, sie mit dem anderen zu teilen.
    An diesem Morgen hatte das Schweigen nichts Verärgertes. Es fühlte sich beinahe … vorsichtig an, als fürchteten wir beide, dass es zu einem Streit führen würde, den Mund aufzumachen, als wäre dieses gemeinsame Frühstück bei aller Schweigsamkeit immer noch das Freundschaftlichste, was wir zustande brachten.
    Nach dem Frühstück rief ich Benicio an, um meinen täglichen Bericht abzuliefern. Ich erwähnte weder den Raubüberfall noch Karl, sagte aber, dass ich später vielleicht etwas Nützliches erfahren würde, und erkundigte mich, ob ich mich melden dürfe, wenn das der Fall sein sollte. Benicio versicherte mir, er würde den ganzen Vormittag im Büro sein.
    Wir verließen meine Wohnung um halb neun.
     
    Die erste Hälfte der Fahrt verlief genauso schweigsam wie das Frühstück. Dann erwähnte Karl, dass er nach seiner Rückkehr aus Europa in Stonehaven vorbeigeschaut hatte, und ich erkundigte mich nach Elena und Clayton und ihren anderthalb Jahre alten Zwillingen. Und damit hatten wir das perfekte neutrale Gesprächsthema gefunden: Kleinkinder.
    Ich fragte nach, wie es den Kindern ging und ob sie gewachsen waren und was sie gelernt hatten, seit ich sie das letzte Mal gesehen hatte. So reizend die Zwillinge waren, wir interessierten uns beide nicht im Geringsten für sie, aber sie stellten ein Thema dar, über das wir reden konnten, ohne fürchten zu müssen, dass es zu einem Streit führen würde. Und so

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