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Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Nacht der Dämonin / Magischer Thriller

Titel: Nacht der Dämonin / Magischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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blieben wir den Rest der Fahrt über dabei.
     
    Wir betraten das Gebäude, das Jaz mir erst vor kurzem von weitem gezeigt hatte: das Hauptquartier der Cortez-Kabale. Ich hatte unsere Ankunft eigentlich bescheiden und unauffällig gestalten wollen, aber ich hätte wissen sollen, dass sich die Dinge niemals unauffällig gestalteten, wenn Karl in der Nähe war.
    Der Blick jeder anwesenden Frau schwenkte in seine Richtung, als wir das Foyer betraten. Karl ist selten der attraktivste Mann im Raum, aber wenn er ihn betritt, macht er meist den Eindruck, es zu sein. Er bringt eine hausherrenhafte Selbstsicherheit mit, die man normalerweise nur bei Männern wie Benicio Cortez sieht. Aber bei Karl war sie immer an der Schwelle einer Ich-weiß-dass-ihr-mich-alle-beobachtet-Arroganz, die es einem noch schwerer machte, den Blick abzuwenden.
    Karl ignorierte die Frauen, aber wenn ein Mann in meine Richtung sah, erwiderte er noch den flüchtigsten Seitenblick mit einem unbewegten Starren. Er etablierte sein Territorium. Es hatte nichts zu bedeuten – er hätte das Gleiche auch mit jeder anderen Frau an seiner Seite getan, Freundin, Geliebter oder flüchtiger Bekannter. Es war der Wolf, der da zum Vorschein kam.
    Das Foyer war spektakulär, aber nicht pompös, und das ist ein Eindruck, der nicht einfach zu bewerkstelligen ist, ganz gleich wie viel Geld man auszugeben gewillt ist. Es war weitläufig, aber nicht einschüchternd. Dunkle Glastüren dämpften das Sonnenlicht, und eine erstklassige Schalldämmung ließ den Straßenlärm verstummen und versetzte den Besucher in eine friedliche Oase – komplett mit zwei vollständig von Aquarien eingenommenen Wänden, einem Sandgarten von mindestens zehn Quadratmeter Größe mit einer halb in sich zusammengefallenen Burg, einem Brunnen an einer der Wände, aus Treibholz gefertigten Bänken und einem attraktiven jungen Mann, der mit einem Tablett mit geeistem Wasser die Runde machte.
    Die Leute, die in dem Foyer herumwanderten, waren größtenteils Touristen. Rein menschliche Touristen, die wahrscheinlich wegen des Observatoriums im neunzehnten Stock gekommen waren. Nichts als solide Öffentlichkeitsarbeit. Für sie war die Cortez-Kabale ganz einfach die Cortez Corporation, ein riesiger Konzern unter anderen riesigen Konzernen.
    Als Karl auf die Rezeption zusteuerte, entschuldigte ich mich damit, dass ich mir eins der Aquarien näher ansehen wolle. Ich wusste genau, wie Karl an der Rezeptionistin vorbeizukommen plante, und männlicher Charme wirkt immer besser, wenn der Betreffende keine Frau neben sich stehen hat.
    Aber bevor ich mich entfernen konnte, wurde sein Griff um meinen Ellbogen fester, und er musterte zunächst die Umgebung. Sein Blick erfasste und überprüfte jede Person im Foyer. Auch das wieder typisch Werwolf, so sehr er es auch bestritten hätte.
    Während ich die Fische bewunderte, beobachtete ich Karls Spiegelbild in der gläsernen Wand. Er sprach mit der Rezeptionistin, wobei er nicht in etwas so Plumpes wie einen Flirt verfiel; er widmete ihr lediglich seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Sie fiel darauf herein. Sie tun es immer. Wobei ich natürlich die Letzte bin, die sich überlegen fühlen sollte.
    Ein paar Minuten später schickte die Rezeptionistin uns in Begleitung eines Wachmanns zu einem Privataufzug hinüber. Er hielt im obersten Stockwerk an. Nach dem großzügig verbauten Marmor und den zahlreichen Empfangstischen und Sekretärinnen zu urteilen war dies die Chefetage.
    »Dieser Mann besteht darauf, mit Benicio Cortez zu sprechen. Sein Anliegen wollte er uns nicht sagen.«
    Die diensttuende Empfangsdame starrte den Wachmann an, als wolle sie ihm mitteilen, dass wir es nie an der Theke unten hätten vorbeischaffen dürfen. Der Wachmann tat so, als bemerkte er es nicht, und bereitete in Gedanken wahrscheinlich schon seine Entschuldigung – »Ich habe bloß das gemacht, was man mir gesagt hat« – für den Fall vor, dass die Protokollverletzung zur Sprache kommen sollte. Es würde am Ende natürlich auf die Rezeptionistin im Foyer niedergehen, und ich hatte ein schlechtes Gewissen ihretwegen, aber wenn sie sich von einem gutaussehenden charmanten Fremden so leicht überreden ließ, dann hätte man ihr eben nicht den Haupteingang anvertrauen dürfen.
    Die Empfangsdame wandte sich an Karl. »Und Sie sind …?«
    »Im Auftrag meines Alpha hier.«
    »Alpha? Sie meinen …«
    Die Dame wechselte einen Blick mit dem Wachmann, der daraufhin einen langsamen Schritt

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