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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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schlichte schwarze Tracht und hatte, obwohl sie über sechzig sein musste, ein völlig faltenloses Gesicht. Ihre Augen blickten ruhig.
    »Dr. Hamilton.« Ihr Englisch war gut, auch wenn sie es mit starkem französischem Akzent sprach.
    »Dies ist General Gallagher. Er leitet das De-Ville-Anwesen, auf dem der Patient angestellt ist.«
    »Wir brauchen eine Rollbahre«, sagte Gallagher.
    »Steht gleich hinter der Tür.«
    Er holte das Gefährt und rollte es hinter den Lieferwagen. Er öffnete die Doppeltür, hinter der Kelso auf einer alten Matratze lag. Gemeinsam hoben sie ihn vorsichtig auf die Bahre.
    Schwester Maria Teresa ging voraus. Während er die Bahre über die Rampe schob, flüsterte Gallagher Kelso zu: »Verges­ sen Sie nicht, Sie müssen den Mund halten, und wenn Sie vor Schmerzen stöhnen, darf sich das nicht amerikanisch anhören!«

    Hamilton stand im Operationsraum und betrachtete die Rönt­ genaufnahmen, die ihm die junge Schwester Bernadette ge­ bracht hatte. »Drei Brüche«, sagte Schwester Maria Teresa. »Sieht nicht gut aus. Der Mann gehört in ein Krankenhaus,
    Doktor, aber das muss ich Ihnen nicht sagen.«
    »Also gut, Schwester, ich will Ihnen die Wahrheit sagen«, begann Hamilton. »Wenn er nach St. Helier kommt, wird man wissen wollen, wie das passiert ist. Darauf legen unsere deut­ schen Freunde großen Wert. Le Marquand war ohne Erlaubnis zum Fischen rausgefahren, als der Unfall passierte.«
    »Und das könnte ihm drei Monate Gefängnis einbringen«, fügte Gallagher übergangslos hinzu.
    »Verstehe.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich könnte Ihnen ein Bett anbieten, aber wir sind voll.«
    »Sind Deutsche darunter?«
    »Zwei Freundinnen«, sagte sie gelassen. »Das Übliche. Dar­
    um hat sich gestern einer der Heeresärzte gekümmert. Major Speer. Kennen Sie ihn?«
    »Ich habe ab und zu im Krankenhaus mit ihm zusammenge­ arbeitet«, antwortete Hamilton. »Es gibt Schlimmere. Wie dem auch sei, Schwester, wenn Sie mir bitte assistieren würden, Sie und Schwester Bernadette, können wir anfangen.«
    Sie half ihm in den Kittel, und er begann sich am Becken in der Ecke die Hände zu waschen. Während ihm Schwester Ber­ nadette beim Anlegen der Gummihandschuhe half, sagte er zu Maria Teresa: »Keine lang wirkende Betäubung. Chloroform auf einem Wattebausch müsste reichen.« Er trat an den Opera­ tionstisch und blickte auf Kelso nieder. »In Ordnung?«
    Kelso biss die Zähne zusammen und nickte, und Hamilton sagte zu Gallagher: »Sie warten am besten draußen.«
    Gallagher wandte sich zum Gehen, doch im gleichen Au­
    genblick ging die Tür auf, und ein deutscher Offizier trat ein.
    »Ah, da sind Sie ja, Schwester«, sagte er auf Französisch, lä­
    chelte und wechselte ins Englische über. »Professor Hamilton, Sie hier?«
    »Major Speer«, sagte Hamilton, die behandschuhten Hände ausstreckend.
    »Ich habe nur kurz nach meinen Patientinnen gesehen,
    Schwester. Beiden geht es gut.«
    Speer war ein großer, gut aussehender Mann mit einem gut­ mütigen Gesicht. Sein Überzieher stand offen, Gallagher be­ merkte auf der linken Brust ein Eisernes Kreuz Erster Klasse und das Band, das die Teilnahme am russischen Winterfeldzug anzeigte. Dieser Mann war an der Front gewesen.
    »Irgendetwas Interessantes, Doktor?«
    »Schienbeinbruch. Ein Angestellter von General Gallagher. Kennen Sie sich?«
    »Nein, aber ich habe schon oft von Ihnen gehört, General.« Speer knallte die Hacken zusammen und salutierte. »Ist mir ein Vergnügen.« Er hob die Röntgenaufnahme ans Licht und be­ trachtete sie. »Sieht nicht gut aus. Ganz und gar nicht. Dreifa­ cher Splitterbruch des Schienbeins.«
    »Ich weiß, der Mann müsste eigentlich ins Krankenhaus und gestreckt werden«, sagte Hamilton. »Aber wir bekommen lei­ der kein Bett.«
    »Ach, ich halte es für ohne weiteres vertretbar, das Bein zu richten und zu vergipsen.« Speer lächelte mit großem Charme und zog den Mantel aus. »Allerdings ist dies wohl kaum Ihre Spezialität, Herr Professor. Es wäre mir eine Freude, Ihnen die Kleinigkeit abnehmen zu können.«
    Schon nahm er sich einen Kittel vom Haken und ging zum Waschbecken. »Wenn Sie darauf bestehen«, sagte Hamilton gelassen. »Zweifellos liegt dieser Fall mehr auf Ihrem Gebiet als auf meinem.«
    Wenige Minuten später war Speer bereit und beugte sich vor, um das Bein zu untersuchen. Er blickte zu Schwester Maria Teresa auf. »Ich denke, jetzt können Sie das Chloroform vera­

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