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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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plötzlich verlassen zu haben. Kelso begann zu sich zu kom­ men, stöhnte und sagte leise: »Janet, ich liebe dich.«
    Der amerikanische Akzent war unverkennbar. Schwester Bernadette schien nichts gemerkt zu haben, dafür warf die älte­ re Schwester Hamilton und Gallagher einen scharfen Blick zu.
    »Er scheint aufzuwachen«, sagte Hamilton, dem nichts ande­
    res einfiel.
    »Sieht so aus«, erwiderte sie. »Warum gehen Sie und Gene­ ral Gallagher nicht in mein Büro? Eine Schwester bringt Ihnen Kaffee. Dank Major Speer können wir echten Bohnenkaffee anbieten. Schwester Bernadette und ich werden den Gipsver­ band anbringen.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen, Schwester.«
    Die beiden Männer verließen den Raum. Sie kamen an einer Küche vorbei, in der zwei Nonnen arbeiteten, und erreichten das Büro am Ende des Korridors. Hier setzte sich Hamilton hinter den Schreibtisch. Gallagher gab ihm eine seiner Gitanes und hockte sich ans Fenster. »Ich werde nie vergessen, wie er durch die Tür kam«, sagte der Ire.
    »Wie ich schon sagte, er ist gar nicht übel«, bemerkte Hamil­ ton. »Und ein verdammt guter Arzt.«
    »Meinen Sie, dass Kelso gut durchkommt?«
    »Warum nicht? Wir müssten ihn in etwa einer Stunde trans­ portieren können. In den nächsten Tagen müssen wir ihn dann nur gut im Auge behalten. Die Möglichkeit einer Infektion ist nicht von der Hand zu weisen, aber im Notkasten seines Ret­ tungsfloßes befanden sich einige Ampullen der neuen Wunder­ droge Penicillin. Sollte er nicht gut reagieren, behandle ich ihn damit.«
    »Schwester Maria Teresa – sie weiß, dass die Dinge anders sind, als sie aussehen.«
    »Ja, und das bedrückt mich«, antwortete George Hamilton. »Als hätte ich sie hintergangen. Sie wird natürlich nichts verra­ ten. Das wäre absolut gegen ihre Überzeugung.«
    »Sie erinnert mich an die alte Tante in Dublin, die ich als Junge oft besuchte«, sagte Gallagher. »Weihrauch, Kerzen und heiliges Wasser.«
    »Sind Sie noch gläubig, Sean?«, fragte Hamilton.
    »Nicht mehr. Seit dem 1. Juli 1916 an der Somme«, entgeg­ nete Gallagher. »Ich war damals einem Yorkshire-Regiment zugeteilt, den Leeds Pals. Die Idioten im Hauptquartier schick­ ten die Jungs über den Berg, Rucksäcke umgeschnallt, mitten hinein ins schwere MG-Feuer. Gegen Mittag waren von acht­ hundert noch etwa vierzig am Leben. Da habe ich mir gesagt, wenn es Gott wirklich gäbe, machte er auf meine Kosten einen schlechten Scherz.«
    »Ich verstehe Ihre Einstellung«, sagte Hamilton ernst.
    Gallagher stand auf. »Ich würde jetzt gern ein bisschen fri­ sche Nachtluft schnappen.« Er öffnete die Tür und ging.
    George Hamilton legte den Kopf auf die verschränkten Arme auf dem Tisch und gähnte. Es war ein langer Tag gewesen. Er schloss die Augen und war nach wenigen Minuten eingeschla­ fen.
    Kurz nach zweiundzwanzig Uhr arbeitete Dougal Munro noch an seinem Schreibtisch in der Baker Street, als die Tür aufging und Jack Carter mit ernstem Gesicht eintrat. Er legte dem Bri­ gadier das dünne Blatt eines Funkspruchs auf den Tisch. »Hal­ ten Sie sich fest, Sir.«
    »Was ist das?«, fragte Munro.
    »Eine eben eingetroffene Nachricht von unserem ResistanceKontaktmann in Granville. Das liegt in der Normandie.«
    »Um Himmels willen, ich weiß, wo das liegt!« Munro be­ gann den Text zu lesen und fuhr hoch. »Ich glaub das einfach nicht!«
    Munro las den Text ein zweites Mal. »Schlimmer hätt’s gar nicht kommen können! In Jersey gibt es keine Widerstandsbe­ wegung. Niemanden, an den man sich wenden könnte. Ich meine, Mrs. de Ville und dieser Gallagher – wie lange können die wohl durchhalten, zumal wenn er krank ist? Und wie lange kann er sich auf einer so kleinen Insel verbergen? Es ist nicht auszudenken, Jack!«
    Zum ersten Mal sah Carter seinen Vorgesetzten beinahe ver­ zweifeln; er schien nicht zu wissen, was er tun sollte. »Ihnen wird schon etwas einfallen, Sir, Ihnen fällt doch immer etwas ein«, sagte Carter sanft.
    »Vielen Dank für die Vorschusslorbeeren.« Munro stand auf und griff nach seinem Mantel. »Sie sollten jetzt lieber in der Hayes Lodge anrufen und mir einen Soforttermin bei General Eisenhower beschaffen. Geben Sie durch, dass ich schon un­ terwegs bin.«

    Helen de Ville hatte besorgt auf das Brummen des zurückkeh­ renden Lieferwagens gewartet und lief sofort ins Freie, als er schließlich in den seitlichen Hof einfuhr. Gallagher und Hamil­ ton stiegen aus, und sie rief: »Geht

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