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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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von Guido Orsini standen.
    Gallagher sah den Offizier auf der Brücke stehen und rief auf Englisch: »He, Guido! Ist Savary da?«
    Guido legte die Hände wie einen Trichter vor den Mund: »Im Café!«
    In dem Häuschen, das weiter unten am Pier als Cafe diente, war nicht viel los. An einem Tisch spielten vier französische Seeleute Karten, an einem anderen drei deutsche Matrosen. Robert Savary, ein großer, bärtiger Mann, trug eine Seemanns­ jacke und Stoffmütze und hatte sich ein schmieriges Tuch um den Hals geknotet. Er saß allein an einem Fenstertisch und rauchte eine Zigarette. Vor ihm stand eine Schale Kaffee.
    »Robert, wie geht’s?«, fragte Gallagher auf Französisch und setzte sich.
    »Kommt ja nur selten vor, dass man Sie hier unten sieht, mein General, was nur bedeuten kann, dass Sie etwas wollen.«
    »Sie sind ein schlauer alter Bursche.« Gallagher reichte dem anderen unter dem Tisch einen Umschlag. »Haben Sie ihn?«
    »Was ist das?«
    »Stecken Sie das Ding weg, stellen Sie keine Fragen. In Granville gehen Sie in die Altstadt und suchen dort ein Cafe
    namens Sophie’s Bar auf. Sie kennen es?«
    Savary war bereits merklich bleicher geworden. »Natürlich.«
    »Sie kennen die gute Sophie Cresson und ihren Mann Gé­ rard?«
    »Ich bin ihnen begegnet.« Savary versuchte den Umschlag unter dem Tisch zurückzugeben.
    »Dann wissen Sie auch, dass die beiden sich dem Terroris­ mus verschrieben haben, und zwar bis ins Extrem. Sie schießen nicht nur Boches nieder, sondern statuieren auch gern ein Ex­ empel an Kollaborateuren – ach, ist das nicht ein hübscher Satz? Ich an Ihrer Stelle wäre also vernünftig. Nehmen Sie den Brief mit. Ich brauche nicht erst zu sagen, dass Sie ihn nicht lesen sollen. Wenn Sie es tun, werden Sie vermutlich nie wie­ der ruhig schlafen können. Geben Sie ihn Sophie und richten Sie ihr meine Grüße aus. Bestimmt gibt sie Ihnen eine Antwort für mich mit – die Sie mir übermitteln, sobald Sie zurück sind.«
    »Der Teufel soll Sie holen, General!«, knurrte Savary vor sich hin und steckte den Umschlag in die Tasche.
    »Das hat er sich schon vor langer Zeit vorgenommen. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Guido Orsini ist ein anständiger Bursche.«
    »Der Graf?« Savary zuckte die Achseln. »Ein angeberischer italienischer Zuhälter. Ich hasse Aristokraten.«
    »Faschist ist Guido bestimmt nicht, und er hat vermutlich mehr gegen Hitler als Sie. Haben Sie anständige Zigaretten in Ihrem Seesack? Den schmutzigen Tabak, der neuerdings auf Ration geliefert wird, habe ich satt.«
    Savary machte ein verschmitztes Gesicht. »Nichts Besonde­ res. Nur ein paar Gitanes.«
    »›Nichts Besonderes‹ sagt er!«, ächzte Gallagher. »Los, los, ich nehme zweihundert.«
    »Und was bekomme ich?«
    Gallagher öffnete den Beutel, den Chevalier ihm mitgegeben
    hatte. »Einen Schweineschinken?«
    Savary klappte die Kinnlade herunter. »Mein Gott – da hängt einem ja gleich die Zunge heraus. Her damit!«
    Gallagher reichte seine Gabe unter dem Tisch weiter und empfing dafür eine Stange Zigaretten. »Sie kennen meine Tele­ fonnummer im kleinen Haus. Rufen Sie an, sobald Sie zurück sind.«
    »Okay.«
    Savary stand auf, und zu zweit traten sie ins Freie. Gallagher konnte nicht länger warten, riss ein Päckchen Gitanes auf und zündete eine an. »Herrlich!«
    »Ich gehe dann.« Savary wandte sich der Gangway der Vic­ tor Hugo zu.
    Gallagher sagte leise: »Wenn Sie mich in dieser Sache ent­ täuschen, bringe ich Sie um, mein Freund. Verstanden?«
    Savary fuhr verblüfft herum, aber Gallagher lächelte ihn schon wieder fröhlich an und marschierte den Pier entlang.

    George Hamilton war ein großer, breitschultriger Mann, dem der alte Harris-Tweed-Anzug offensichtlich eine Nummer zu groß war. Als angesehener Mediziner, emeritierter Professor für Pharmakologie an der Londoner Universität und beratender Arzt im Guy’s Hospital hatte er sich kurz vor Kriegsausbruch auf Jersey zur Ruhe gesetzt. Als 1940 täglich mit dem Eintref­ fen der Deutschen gerechnet wurde, hatten viele Leute die Insel verlassen, darunter auch Ärzte. Dies war der Grund, warum Hamilton, promovierter Arzt und Fellow des Royal College of Physicians, im Alter von siebzig Jahren noch praktizierte.
    Er schob sich das dichte weiße Haar aus der Stirn und stand auf, den Blick auf Kelso gerichtet, der vor ihm auf der Couch lag. »Sieht nicht gut aus. Er müsste ins Krankenhaus. Um ganz sicherzugehen, brauche ich

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