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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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werden wir ihm erzählen, dass deine Mutter Engländerin war. Du hast dies während der Besetzung bisher verschwiegen, um keine Schwierigkeiten zu bekommen.«
    »Wird er mir glauben?«
    »Warum nicht? Wie bist du mit Kleidung versorgt?«
    »Ganz gut. Im großen Koffer habe ich noch einen Mantel, Schuhe, einen Hut. Nur gut, dass das Gepäck bei dir auf dem Schnellboot war.«
    Sie erstiegen den Niedergang. Müller stand auf der Brücke und unterhielt sich mit Feldt und Orsini. Unten führten Kleist und Greiser die französischen Seeleute an Land.
    Martineau sagte auf Französisch zu Orsini: »Anne-Marie hat mir erzählt, dass Sie ein gutes Quartier haben. Ein Landhaus namens De-Ville-Anwesen?«
    »Richtig, Colonel.«
    Martineau wandte sich an Müller. »Das scheint genau das
    Richtige für mich zu sein. Hätten Sie irgendwelche Einwän­ de?«
    Müller, der dem hohen Besuch den Weg ebnen wollte, sagte: »Durchaus nicht, Standartenführer. Die Quartiere dort stehen üblicherweise nur Offizieren der Kriegsmarine zur Verfügung. Im Augenblick aber ist Mrs. de Ville, die Besitzerin, sieben oder acht Mann unter Sollbelegung.«
    »Das wäre also geregelt.«
    »Wenn Sie wollen, bringe ich Sie gleich hinauf«, schlug Or­
    sini vor. »Ich habe einen Wagen am Ende der Pier stehen.«
    »Gut«, antwortete Martineau. »Dann wollen wir fahren.«
    Die Gruppe ging über die Gangway an Land, gefolgt von ei­
    nem Seesoldaten mit den beiden Koffern. Orsini und Sarah gingen voraus, Martineau folgte, mit Müller an seiner Seite.
    »Sobald ich mich eingerichtet habe, komme ich natürlich in die Stadt, um dem Militärkommandanten meine Aufwartung zu machen. Oberst Heine, nicht wahr?«
    »Richtig, Standartenführer. Wie ich gehört habe, bricht er aber morgen früh nach Guernsey auf, weil General von Schmettow für das Wochenende eine Besprechung angesetzt hat.«
    »Ich will ihm nur einen Höflichkeitsbesuch abstatten, weiter nichts«, sagte Martineau. »Einen Wunsch habe ich allerdings – ein Beförderungsmittel. Ein Kübelwagen wäre genau das Rich­ tige, für den Fall, dass ich auch mal ins freie Gelände muss.«
    »Kein Problem, Standartenführer. Ich stelle Ihnen auch gern einen meiner Leute als Fahrer zur Verfügung.«
    »Das ist nicht nötig«, gab Martineau zurück. »Ich mache lie­ ber alles selbst, Müller. Sie können mir glauben, auf dieser kleinen Insel finde ich mich schon zurecht.«
    »Wenn Sie mir nur andeuten können, weshalb Sie hier sind…«, sagte Müller.
    »Ich handle auf Sonderbefehl von Reichsführer Himmler persönlich, gegengezeichnet vom Führer. Sie haben meine
    Vollmacht gesehen. Wollen Sie sie in Zweifel ziehen?«
    »Natürlich nicht.«
    »Gut.« Sie standen inzwischen vor Guidos Morris, und der Seemann verstaute die Koffer. »Wenn es so weit ist, wird man Sie informieren, falls erforderlich. Durchaus möglich, dass ich später noch mal bei Ihnen vorbeischaue. Wo befindet sich Ihr Hauptquartier?«
    »Im Silvertide-Hotel, Havre des Pas.«
    »Das finde ich. Lassen Sie mir den Kübelwagen bringen.«
    Sarah hatte bereits hinten Platz genommen. Martineau stieg vorne ein, und Orsini schob sich hinter das Steuer und fuhr los.
    Auf der Victoria Avenue, die nur durch die Militärgleise von der Bucht getrennt wurde, drehte Martineau das Seitenfenster herunter und zündete sich eine der Gitanes an, die er von den Cressons erhalten hatte. »Gefällt es Ihnen hier?«, fragte er Or­ sini.
    »Es gibt schlimmere Orte, um auf das Kriegsende zu warten. Im Sommer ist es hier besonders schön.«
    »Ich glaube, wir müssen da ein kleines Missverständnis auf­ klären«, fuhr Martineau fort. »Anne-Marie hatte einen bretoni­ schen Vater, aber eine englische Mutter. Sie hielt es für sinnvoll, diesen Umstand zu verschweigen, damit sie mit der Besatzungsmacht keine Schwierigkeiten bekam. Es war dann einer meiner Leute, der die Wahrheit herausfand – ein Glücks­ umstand, weil der uns zusammenführte. Ist es nicht so, mein Schätzchen?«
    »Eine interessante Geschichte, Herr Oberst«, antwortete Or­ sini. »Sie können sich auf meine Diskretion verlassen. Ich will Mademoiselle Latour wirklich nicht in Schwierigkeiten brin­ gen.«
    »Gut«, sagte Martineau. »Ich wusste gleich, dass Sie mich verstehen würden.«
    Ins Silvertide -Hotel zurückgekehrt, setzte sich Müller an seinen Schreibtisch, um die Situation zu überdenken. Nach einer Wei­ le drückte er den Knopf seines Sprechgeräts. »Inspektor Kleist und Feldwebel

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