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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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zurück bin.«
    Es war Halbmond, und der Himmel schimmerte sternenhell. Die Palmenbäume zeichneten deutliche schwarze Konturen an den Himmel. Starker Blumenduft erfüllte die Luft, der nach dem heftigen Regen besonders intensiv wirkte.
    »Azaleen.« Sarah atmete tief durch. »Die mag ich besonders gern.«
    »Sie sind ein erstaunliches Mädchen«, sagte Guido auf Eng­ lisch. »Sie haben doch nichts dagegen, wenn wir Englisch sprechen? Es ist niemand hier, und ich kann die Übung brau­ chen.«
    »Na gut«, sagte sie zögern, »aber nicht lange.«
    »Sie waren noch nie auf Jersey?«
    »Nein, nachdem meine Mutter starb, wuchs ich bei meiner Großmutter in Paimpol auf.«
    »Verstehe. Und Ihre Mutter war Engländerin?«
    »Ja.«
    Seine Fragen machten sie nervös. Sarah setzte sich auf eine
    niedrige Granitmauer und hatte den Mond nun hinter sich. Er gab ihr eine Zigarette. »Sie rauchen doch Gitanes?«
    Sie war an Zigaretten inzwischen gewöhnt und nickte. »Al­ lerdings muss man mit dem zufrieden sein, was man kriegen kann.«
    Er gab ihr Feuer. »Ja, es ist wirklich erstaunlich. Sie spre­ chen Französisch mit klarem bretonischen Akzent.«
    »Was ist daran seltsam? Meine Großmutter kam aus der Bre­ tagne.«
    »Ich weiß. Interessant finde ich vor allem Ihr Englisch. Ein­ deutig aus der Oberschicht. Vergessen Sie nicht, ich war in Winchester und kenne den Unterschied.«
    »Ach, wirklich? Dann kann ich mich ja glücklich schätzen.« Sie stand auf. »Ich muss wieder ins Haus, Guido. Max kann ziemlich unruhig werden, wenn ich zu lange mit einem anderen Mann verschwinde.«
    »Selbstverständlich.« Sarah hakte sich unter und schlenderte neben ihm zwischen den Azaleen hindurch auf das Haus zu. »Sie gefallen mir, Anne-Marie Latour. Sogar sehr. Bitte ver­ gessen Sie das nicht.«
    »Ach, ich ›gefalle‹ Ihnen?«, fragte Sarah. »Haben Sie nicht schon gesagt, sie liebten mich?« Sie ließ sich auf ein gefährli­ ches Spiel ein, das wusste sie, und konnte trotzdem nicht an­ ders. Sie musste herausfinden, wie weit er gehen würde.
    »Also gut«, sagte er, »ich liebe Sie.« Und er zog sie in seine Arme und begann sie leidenschaftlich zu küssen. »Begreifen Sie das endlich?«
    »Ja, Guido«, sagte sie leise. »Ich glaube, ja.«
    In diesem Augenblick erschien Martineau auf der mondhel­ len Terrasse. »Anne-Marie, bist du da?«, rief er auf Franzö­ sisch.
    »Komme!«, antwortete sie und berührte das Gesicht des Ita­ lieners kurz mit der Hand. »Wir sehen uns morgen, Guido«, sagte sie und lief die Treppe zur Terrasse hinauf.
    Sie saßen im privaten Wohnzimmer im rückwärtigen Teil des Hauses, vor dem sich die Terrasse erstreckte – Gallagher, Mar­ tineau, Helen und Sarah. Gallagher schenkte Burgunder ein, während Helen die Terrassentür ein Stück öffnete. Sie atmete die wohlriechende Luft ein, ehe sie die schweren Gardinen vorzog.
    »Was jetzt?«, fragte Sean Gallagher.
    »Laufen kann er im Moment noch nicht«, erwiderte Helen de Ville. »George Hamilton war heute Nachmittag bei ihm. Wenn er nicht ruhig liegt, besteht sogar die Gefahr, dass er das Bein noch verliert.«
    »Wenigstens ist er im Moment da oben nicht in Gefahr«, stellte Sarah fest.
    »Er kann da aber nicht bleiben und warten, bis der Krieg aus ist«, wandte Martineau ein. »Irgendwie müssen wir ihn nach Granville schaffen, und zwar so schnell wie möglich. Ist das geschafft, kann Cresson London anfunken und praktisch schon für den gleichen Abend eine Lysander bestellen.«
    »Das Problem ist immer noch, wie kriegen wir ihn dorthin«, sagte Gallagher. »Der Schiffsverkehr mit Kleinbooten ist prak­ tisch zum Erliegen gekommen. Überall an der Küste stehen Beobachtungsposten, das haben Sie heute selbst gesehen. Man käme nicht weit. Jedes Fischerboot, das den Hafen verlässt, sogar das Rettungsboot, muss deutsche Posten mitnehmen.«
    »Was machen wir also?«, fragte Sarah ungeduldig. »Wir müssen etwas unternehmen.«
    Am Fenster entstand Bewegung, die Gardinen öffneten sich. Martineau fuhr herum und zog seine Walther. Guido Orsini trat ein. »Vielleicht kann ich Ihnen helfen«, sagte er auf Englisch.

    12

    Am nächsten Morgen lehnte Martineau oberhalb der AlbertPier an der Hafenmauer und schaute zu, wie Oberst Heine, der Zivilkommandant und der Gerichtsamtmann und seine Mitar­ beiter an Bord von Dietrichs Schnellboot gingen, um nach Guernsey zu fahren. Lange schaute er dem Boot nach. Er war­ tete auf Guido Orsini, der das Hauptquartier der

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