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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Geschützstellung hermetisch abgeriegelt hatten.
    In der Fliquet-Bucht waren sie auf eine Gruppe Zwangsar­ beiter gestoßen, die zu einer Küstenbatterie eine neue Straße baute. Es waren die zerlumptesten, schmutzigsten, unterernähr­ testen Geschöpfe, die selbst Martineau je gesehen hatte. Der zuständige Feldwebel, den er sofort darauf ansprach, teilte ihm mit, dass es sich um Russen handelte.
    Weiter ging die Fahrt nach Grosnez, von dessen mittelalter­ licher Burg nur einige wenige Steine übrig geblieben waren, wo sie die prächtige Aussicht auf Sark, Herrn und Jethou ge­ nossen, die sich in Richtung Guernsey erstreckten. Martineau und Sarah stellten erstaunt fest, dass sie nicht ein einziges Mal angehalten und kontrolliert wurden, auch nicht, als sie auf der Five Mile Road der Krümmung der St.-Ouen’s-Bucht folgten, dem nach Martineaus Eindruck am stärksten befestigten Kü­ stenabschnitt.
    Es war Abend geworden, als sie am Ende der St-BreladeBucht vor der Kirche hielten. Sarah stieg aus, Martineau folgte ihr. Vom Tor aus betrachteten sie den Friedhof. Ein ganzer Sektor war dem Militär vorbehalten, viele Reihen von Kreuzen, jedes am Kopfende eines gepflegten Grabes.
    »Ich weiß nicht, was Jesus Christus von diesen Kreuzen gehalten hätte«, sagte Martineau. »Jedes mit einem Haken­ kreuz in der Mitte.«
    Sarah erschauderte. »Früher bin ich immer in diese Kirche gegangen. Hier habe ich die Kommunion empfangen.«
    Ziellos schlenderte Martineau zwischen den deutschen Kreu­ zen herum. »Hier liegen zwei Italiener und ein Russe.« Er ging weiter und näherte sich dem älteren Teil des Friedhofs mit sei­ nen Granitsteinen und -grabmälern. »Seltsam«, sagte er, »ich habe hier ein irgendwie heimisches Gefühl.«
    »Das ist morbid«, sagte Sarah tadelnd.
    »Im Grunde nicht. Ich finde es hier nur ungewöhnlich fried­ lich, außerdem ist der Blick auf die Bucht großartig. Trotzdem sollten wir jetzt zurückfahren.«
    Sie stiegen in den Kübelwagen und fuhren von der Bucht fort am Mont Sohler entlang. »Das wäre also die große Insel­ rundfahrt«, sagte Sarah. »Was meinst du?«
    »Eine überschaubare kleine Insel.«
    »Und wie kriegen wir Hugh Kelso von hier weg?«
    »Ehrlich gesagt habe ich noch keine Ahnung. Sollte dir was einfallen, sag’s mir.«
    Er pfiff tonlos durch die Zähne und steuerte konzentriert den Wagen.

    Beim Abendessen herrschte eine seltsame Atmosphäre. Marti­ neau und Sarah speisten im großen Saal mit den Offizieren – Guido Orsini, Bruno Feldt, Kapitänleutnant Erich Dietrich und mehrere andere. An den leeren Plätzen standen brennende Ker­ zen, was Sarah ziemlich makaber fand. Sie wurde höflich und zuvorkommend behandelt, und ohne Martineau hätten sich die jungen Offiziere womöglich noch mehr um sie bemüht. In An­ betracht der Förmlichkeit des Abendessens trug er Uniform, was die anderen sichtlich deprimierte.
    Helen de Ville servierte, und da Sarah das stockende Ge­ spräch langweilte, bestand sie darauf, ihr beim Abräumen zu helfen. Schließlich blieb sie ganz in der Küche, wo Sean Gal­ lagher am Tisch saß und Reste verzehrte.
    »Ist ja schlimm da draußen«, sagte Sarah. »Harry kommt mir vor wie ein Geist, der alle anderen frösteln lässt.«
    Helen hatte gerade Kelsos Tablett fertig gemacht. »Ich bring’s ihm hoch, solange die anderen noch beim Essen sind.«
    Sie ging die Hintertreppe hinauf und öffnete die Tür zum Schlafzimmer; im gleichen Augenblick ging Guido am Ende des Korridors vorbei. Er sah sie, bemerkte erstaunt das Tablett in ihren Händen und eilte leise durch den Gang. Nach kurzem Zögern drückte er die Klinke ihrer Schlafzimmertür. Diesmal hatte Helen sich nicht die Zeit genommen, den Schlüssel um­ zudrehen. Orsini schaute hinein, sah die offene Geheimtür und näherte sich auf Zehenspitzen der Öffnung. Von oben war Stimmengemurmel zu hören. Er lauschte kurz, ehe er den Rückzug antrat und die Schlafzimmertür hinter sich schloss.

    Als Guido die Küche betrat, hatten Sarah und Gallagher die Köpfe zusammengesteckt und unterhielten sich leise. »Ah, da sind Sie ja«, sagte er zu Sarah. »Bei Tisch geht es jetzt um Po­ litik. Kann ich Sie zu einem kleinen Ausflug auf die Terrasse einladen?«
    »Kann man ihm trauen?«, fragte sie Gallagher.
    »Nicht mehr als den meisten Männern – besonders wenn es um einen Schatz wie Sie geht.«
    »Dann muss ich es wohl riskieren. Wenn Oberst Vogel mich suchen sollte, sagen Sie ihm, dass ich bald

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