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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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gab Müller zurück. »Da bin ich nun wieder auf meine Polizistennase angewiesen. Er war in der Gegend, das steht fest – und ich hasse Zufälle.«
    »Was soll ich tun?«
    »Sobald der arme Willi geborgen ist, soll er sofort obduziert werden. Wenn er bei seinem Tod bis oben hin voll Schnaps war, wird sich das zeigen, und dann wissen wir, woran wir sind.«
    »Jawohl, Herr Hauptmann. Ich kümmere mich darum.« Greiser kehrte zu seinem Motorrad zurück und fuhr ab.

    Baum, der sich mit Helen und einigen Offizieren unterhielt, wandte sich zu Martineau um. »Ach, da sind Sie ja, Vogel. Ich stehe in Ihrer Schuld, dass Sie mir dieses herrliche Anwesen empfohlen haben.«
    »Es war mir ein Vergnügen, Herr Generalfeldmarschall.«
    »Kommen Sie, wir vertreten uns ein bisschen die Beine. Da­ bei können Sie mir erzählen, wie es heute so in Berlin aus­ sieht.« Er küsste Helen die Hand. »Sie entschuldigen uns, Frau de Ville?«
    »Selbstverständlich, Herr Generalfeldmarschall.«
    Martineau und Baum schlenderten über den Rasen auf die Bäume zu. Sie folgten dem Weg, der zu der Mauer über der Bucht führte, von wo man einen herrlichen Blick über die Bucht hatte. »Ich komme mir immer mehr vor wie in einem Schmierenstück«, sagte Baum.
    »Nun ja, im Moment haben wir wirklich keine Zeit, uns dar­ über zu unterhalten, was wohl Brecht aus dem Stoff gemacht hätte. So geht es weiter: Das Postflugzeug startet um zwanzig Uhr. Man rechnet damit, dass Sie mit dem Storch etwa um die gleiche Zeit aufbrechen.«
    »Und?«
    »Ich werde gegen sieben Uhr im Septembertide erscheinen. Begleiten werden mich Sarah und Kelso in einer deutschen Marineuniform, dick mit Binden vermummt.«
    »Und wie reagiert Hofer?«
    »Er wird tun, was man ihm sagt. Der Arzt, der Kelso hier behandelt, hat mir eine Spritze und ein starkes Betäubungsmit­ tel zur Verfügung gestellt. Ein kleiner Schuss, und Hofer schläft viele Stunden lang. Wir sperren ihn in seinem Schlaf­ zimmer ein.«
    »Wann passiert das?«
    »Die beste Zeit wäre wohl am Ende Ihrer Inspektionsreise, bei der Rückkehr zum Septembertide. Gegen fünf Uhr. Schik­ ken Sie Necker und die anderen fort, bitten Sie mich aber, noch ein Glas mit Ihnen zu trinken.«
    »Aber wie erkläre ich sein Fehlen am Flughafen?«
    »Ganz einfach. Necker wird mit seinem Stab anrücken, um Sie zu verabschieden. In diesem Augenblick verkünden Sie, Sie wollten mit dem Postflugzeug starten. Früher können Sie das nicht sagen, weil Hofer dann wissen möchte, was Sie vor­ haben. Sie sagen Necker, der oberste Sanitätsoffizier im Laza­ rett habe sich für diesen Seemann eingesetzt, der vor wenigen Tagen beim Angriff auf den Konvoi schlimm verwundet wor­ den sei und auf dem Festland dringend in Spezialbehandlung müsste. Und da Sie nun die größere Maschine benutzten, wür­ den Sie mich und Sarah gleich mitnehmen.«
    »Und Hofer?«
    »Sagen Sie Necker, Hofer würde nachkommen. Und zwar al­ lein mit dem ›Storch‹ fliegen.«
    »Und Sie meinen, das klappt?«
    »Ja«, antwortete Martineau, »weil es im Grunde ganz simpel ist. Ich hätte etwas Ähnliches auch ohne Sie versuchen können, indem ich meinen Brief vom Reichsführer vorzeigte, aber viel­ leicht hätte der befehlshabende Luftwaffenoffizier darauf be­ standen, sich vom Luftwaffen-HQ in der Normandie eine Erlaubnis zu holen.« Er lächelte. »Erwin Rommel aber wird niemand etwas abschlagen.«
    Baum seufzte, nahm die Zigarette, die Martineau ihm anbot, und steckte sie in die Spitze. »Eine so tolle Rolle kriege ich nie mehr. Niemals.«

    15

    Auf dem Steintisch in der Leichenhalle boten Willi Kleists sterbliche Überreste einen unschönen Anblick. Major Speer wartete darauf, dass die beiden Sanitätsgefreiten, die ihm assi­ stierten, vorsichtig die verbrannte Kleidung lösten. Greiser stand an der Tür und verfolgte fasziniert-entsetzt das Gesche­ hen.
    Speer wandte sich zu ihm um. »Sollte Ihnen übel werden, der Eimer steht da drüben. Kann jedem passieren.«
    »Vielen Dank, Herr Major. Hauptmann Müller lässt Ihnen sagen, er weiß es zu schätzen, dass Sie sich der Sache persön­ lich annehmen.«
    »Ich verstehe die Situation, Herr Feldwebel. Diskretion ist in einem solchen Fall überaus wichtig. Sind wir fertig?«
    Die letzten Stofffetzen wurden abgezogen, und einer der Ge­ freiten wusch die Leiche mit einer dünnen Lösung, während der andere ein Wägelchen heranrollte, auf dem zahlreiche chir­ urgische Instrumente bereitlagen.
    »Ich

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