Nacht der Geister
Ort verbundene Emotion spüren nur die Lebenden.
Das berühmte kalte Gefühl. Geister spüren sie nicht. Und Engel auch nicht.«
»Wenn die Nixe hier war, dann möchte ich wetten, ihr Besuch hatte etwas mit dem zu tun, was uns hier so nervös macht das, was auf der anderen Seite von dieser Mauer ist.«
»Dort ist nichts. Ich war «
»Nachsehen kostet nichts, oder?«
»Es ist . . . nicht angenehm dort drüben, Eve. Es sind «
»Skelette, oder? Wenn die Leute sterben, bleiben Knochen zurück. Nichts, das ich nicht schon gesehen hätte.«
Er öffnete den Mund, aber bevor er etwas sagen konnte, war ich durch die Mauer getreten.
31
A uf halber Strecke fand ich mich Auge in Auge in höh e mit einem Schädel. Ich fuhr mit einem Fluch herum und entdeckte ein Skelett, das an der Mauer lehnte, das Gesicht zur Wand, die Hände erhoben, dunkelbraune Streifen über jedem Fingerknochen . . . als hätte der Mann versucht, sich mit bloßen Händen den Weg nach draußen zu bahnen.
Ich drehte mich um und sah ein weiteres Skelett. Und noch eins. Ein halbes Dutzend davon saß an die Wand gelehnt. Am Fuß der Mauer lag ein Haufen Knochen. Auf dem Putz waren Spuren von getrocknetem Blut zu sehen.
Eingemauert.
Mein Blick stolperte über die Knochen; sie waren sauber voneinander getrennt und sorgfältig aufgehäuft, und jeder Einzelne davon wies Schabspuren auf. Zahnspuren.
Dann spürte ich eine Bewegung zu meiner Linken es war Trsiel, der die Hand ausstreckte, um mich abzustützen. Ich schüttelte den Kopf und tat einen Schritt in den Raum hinein.
Im gleichen Augenblick war jeder Gedanke an die Knochen verflogen.
Mein Hirn und mein Körper gingen schlagartig in den Hochleistungsmodus; jeder Muskel spannte sich, mein Blick jagte durch den Raum. Hier spürte ich ganz entschieden etwas. Fühlte es eine geradezu spürbare Wärme wie in einer trockenen Sauna.
»Habe ich mich beim ersten Mal nicht klar genug ausgedrückt?«
Die Worte jagten wie auf einem Schwall heißer Luft an mir vorbei. Der Dämonenabwehrzauber lag mir bereits auf den Lippen; ich schluckte ihn wieder hinunter. Dies war nicht die Nixe.
Die Stimme klang männlich, tief und volltönend. Verstörend und betörend wie die eines Engels . . . und doch ganz anders.
»Impertinenter Wicht«, sagte sie. »Hast du gedacht «
Die Stimme brach ab, und ein warmer Luftzug liebkoste mein Gesicht. Ich hielt ihm stand und begann mit der Formel.
Ein leises Lachen glitt an meinem linken Ohr vorbei.
»Das wird dir mehr weh tun als mir. Ich sehe, du bist nicht dieselbe wie die Erste. Zwei Dämonenblüter an einem Tag. Was habe ich getan, um dies zu verdienen?«
»Zwei?« Ich hielt inne. »Jemand war schon früher da, jemand mit Dämonenblut. Eine Nixe.«
Die Stimme trieb davon zum hinteren Ende des Raums, als setzte sich jemand dort auf die Bank.
»Hmm, ein halbdämonischer Geist. Ich kann mich nicht entsinnen, wann zum letzten Mal jemand von deiner Sorte hier vorbeigekommen ist. Wer ist dein Erzeuger?«
»Beantworte meine Fragen, und ich beantworte deine.«
Ein leises Fauchen. »So unverschämt wie die andere. Bringen sie euch dieser Tage eigentlich keinen Respekt mehr bei, Balg?«
»Sag mir, wer es ist, den ich respektieren soll, und ich überlege es mir.«
»Wenn du es nicht schon weißt, werde ich dich bestimmt nicht «
Trsiel, dessen Anwesenheit ich fast vergessen hatte, machte ein Geräusch. Er stand immer noch an der Mauer, und als ich mich umdrehte, rief er mich mit einer Geste zu sich zusammen mit einem telepathischen »Gehen wir«.
Ein scharfes Auflachen kam vom anderen Ende des Raums.
»Ein Dritter?«, sagte die Stimme. »Ich bin wahrlich gesegnet!
Und es ist sogar ein Engel vergebt mir, wenn ich mich nicht auf den Boden werfe.«
Trsiel trat in die Mitte des Raums, das Kinn erhoben. »Nenn deinen Namen, Dämon.«
»Dämon?«, zischte ich. »Hast du nicht gesagt, es gäbe hier keine «
Trsiel hob das Kinn noch höher. »Ich habe gesagt, nenn «
»Oh, ich habe dich durchaus verstanden, und ich lehne ab . . .
Trsiel.«
Trsiels Wangenmuskeln spannten sich.
»In Ordnung, vergiss die Vorstellung«, sagte ich. »Du sagst, es war heute schon mal jemand mit Dämonenblut hier. Was hat sie gewollt?«
Das leise Lachen des Dämons trieb um mich herum. »Du erwartest allen Ernstes, dass ich darauf antworte?«
»Nicht kostenlos, nein.«
»Ah, du willst also um die Antwort feilschen?«
»Nein, Eve«, sagte Trsiel. »Nicht mit ihm. Wir finden eine andere
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