Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
Vom Netzwerk:
dass es eine weibliche Stimme sein würde. Wenn ein Typ dermaßen drauf aus ist, einen loszuwerden, ist normalerweise eine Frau im Spiel. Gut, es kann auch ein zweiter Mann sein, aber es läuft auf dasselbe raus. Allerdings, bei Trsiel waren die Aussichten darauf, dass er im Interesse einer romantischen Affäre mit einer Person welchen Geschlechts auch immer eine Mission unterbrechen würde, wahrscheinlich ungefähr gleich null.
    Die Stimme war männlich und hatte den Wohlklang der Engelsstimmen. Ich drehte mich um und sah einen Mann meines Alters rotblondes Haar, gutgebaut, in Hosen, einem kurzärmeligen weißen Hemd und einer Krawatte. Trsiels Stilgefühl hatte er offensichtlich nicht, aber seine Kleider waren fraglos weniger irritierend als diese perlmuttfarbenen Gewänder, die die anderen Reinblütigen getragen hatten.
    Der Mann kam herein und sah sich um. »Der aufgelassene Keller einer Besserungsanstalt. Lehmboden, Rattendreck und alles andere. Du schaffst es wirklich, dass man sich willkommen fühlt.«
    Er brach ab, als sähe er mich erst jetzt. Seine Augen waren von einem klaren Neonblau, noch leuchtender als bei Kristof. Trsiel verspannte sich sichtlich. Bevor er reagieren konnte, stand der Mann unmittelbar vor mir; sein Blick bohrte sich in meinen. Trsiels Augen wurden weit; ich sah ein Aufflackern wirklicher Furcht, und er tat einen Schritt vorwärts, aber der zweite Mann hob eine Hand, um ihn abzuhalten, und trat zurück.

    »Eve Levine«, sagte er mit einem eben angedeuteten Kopfneigen. »Es ist mir ein Vergnügen. Dein Vater hält große Stücke auf dich.«
    Mein Vater? Bevor ich fragen konnte, hatte der Mann nach meiner Hand gegriffen. Sein Griff war fest . . . und so heiß wie Trsiels Schwert. Noch ein paar Grad heißer als Trsiels Berührung. Und keiner der Engel, denen ich bisher begegnet war, hatte Augen mit diesem vertrauten, inneren Leuchten gehabt.
    »Ich bin Aratron«, sagte er. »Da Trsiel seine Manieren vor
    übergehend vergessen zu haben scheint.«
    Mir wurde klar, mit wem ich redete, und ich zog die Schultern zurück, um mich aufzurichten. Der Dämon in Glamis Castle hatte meinen Respekt vielleicht erwartet, aber dieser hier bekam ihn. Aratron war ein Eudämon ein nichtchaotischer Dämon, und einer von hohem Rang außerdem. Ich neigte zur Begrüßung kurz den Kopf.
    Aratron lächelte; dann sah er von Trsiel zu mir. »Und was hat also Balams Tochter mit einem Engel zu schaffen?«
    Trsiel zuckte die Achseln, die Hände immer noch in den Taschen. In diesem Augenblick erinnerte er mich an die Kabalensprösslinge, die wegen Schwarzmarktformeln zu mir gekommen waren Teenager bei ihrem ersten Ausflug in die Unterwelt, verstohlen und nervös wie Collegestudenten, die ihren ersten Dealer treffen.
    Als Aratron die Augenbrauen hochzog, murmelte Trsiel:
    »Arbeit.«
    »Du bist also wieder draußen im Feld? Gut. Ich weiß nicht, warum sie dich jemals abgezogen haben. Du warst einer der Besten viel besser als die meisten von diesen Aufgestiegenen.«

    Trsiel hob den Blick und forschte in Aratrons Gesicht, als suchte er nach der Beleidigung oder Unterstellung in den Worten, aber Aratrons Augen waren klar, und ich hörte keinen Sarkasmus in seinem Tonfall.
    »Es ist . . . vorübergehend«, sagte Trsiel.
    Aratron sah wieder zu mir zurück. »Ein reinblütiger Engel, der vorübergehend mit einem paranormalen Geist zusammenarbeitet. Das hört sich verdammt nach Training an.« Er hielt inne; dann warf er den Kopf zurück und lachte. »Ah, diese Parzen sind schon innovativ, was? Das hier ist bisher eine ihrer originellsten Ideen. Und ganz schön heimtückisch, wenn ich das so sagen darf. Wenn man einen guten Kämpfer gegen das Böse haben will, dann muss er wissen, was er da bekämpft. Du wirst einen guten Engel abgeben, Eve . . . obwohl ich mir vorstellen könnte, dass dein Vater nicht so begeistert sein wird.«
    »Ich muss dich um etwas bitten«, sagte Trsiel. »Du hast gesagt, du schuldest mir «
    »Einen Gefallen. Das stimmt . . . obwohl ich zugebe, dass ich nie erwartet hätte, dass du ihn einfordern würdest. Wie lange ist das jetzt her, dreihundert Jahre?«
    »Äh, ja, ich war draußen unterwegs, ich brauchte ihn nicht «
    »Du wolltest ihn nicht einfordern. Ich bin ein Dämon. Ein Eudämon vielleicht, aber immer noch ein Dämon, und solche Kontakte selbst professioneller Art sind ausdrücklich verboten.« Er legte den Kopf zur Seite und schob die Lippen vor.
    »Gut, vielleicht nicht ausdrücklich, aber

Weitere Kostenlose Bücher