Nacht der Geister
implizit mit Sicherheit. Deine neue Partnerin dagegen sieht die Dinge anders
pragmatischer und hat dich überredet, den Gefallen einzufordern.«
Trsiel warf einen Seitenblick in meine Richtung. »Äh, also «
»Genau«, sagte ich. »Es war meine Idee, und wenn es uns um die Ohren fliegt, kriege ich ernsthaften Ärger mit Trsiel, also hoffe ich wirklich, du kannst uns helfen. Was wir brauchen . . . « Ich sah zu Trsiel hinüber; jetzt war er wieder an der Reihe.
»Ist der Name des Dämons in Glamis Castle«, sagte Trsiel.
Ich versuchte, mir die Überraschung nicht anmerken zu lassen.
Offenbar hatte Trsiel also doch nicht einfach herumgesessen und darauf gewartet, dass sich etwas ergab.
»Ah«, sagte Aratron, »das Ungeheuer von Glamis.« Er lächelte. »Ihr habt die Geschichten ja sicher gehört. Das missgestaltete unsterbliche Kind in dem geheimen Zimmer? Der Earl und der Teufel, die bis in alle Ewigkeit Karten spielen? Die Clansmitglieder, die eingemauert wurden, damit sie verhungerten?
Diese Menschen können doch erstaunlich einfallsreich sein, nicht wahr? Was sie nicht verstehen, erklären sie mit Geschichten, gewürzt mit kleinen Stückchen Wahrheit wie Rosinen in einem Kuchen. Das wirkliche Monster von Glamis war, wie ihr herausgefunden habt, nicht dieses arme Kind, sondern ein Dämon. Nicht für alle Ewigkeit gefangen, sondern nur ein paar Jahrhunderte lang eingesperrt, eben lang genug, um ihm eine Lektion zu erteilen. Und was die Frage angeht, wer er ist . . . «
Er sah mich an und lächelte. »Ich bin mir sicher, Eve könnte jetzt mit dem Raten anfangen.«
»Dämonen, die seit ein paar hundert Jahren vom Radar verschwunden sind?«, fragte ich. »Hm. Amduscias, Focalor, Dantalian « Ich brach ab. Plötzlich hatte ich ein kaltes Gefühl im Magen.
Aratron hatte meine Reaktion nicht bemerkt. »Es gibt eine ganze Menge davon, stimmt’s? Es ist eine von Baals Lieblingsstrafen für Vasallen, die seinen Zorn auf sich gezogen haben
etwas, das nicht weiter schwierig zu bewerkstelligen ist, fürchte ich.«
»Es ist Dantalian, oder?«
Er lächelte. »Bravo.«
Ich bemühte mich, die naheliegende Schlussfolgerung nicht zu ziehen, an alles zu denken außer an das, und fragte hastig weiter: »Warum hat Baal ihn eingesperrt? Es hat mit diesem Raum zu tun, oder? Damit, dass dort diese Männer eingemauert wurden?«
Trsiel schnaubte. »Ich bezweifle sehr, dass das sein Verbrechen war.«
Aratron schüttelte den Kopf. »Da kommen deine Vorurteile durch, Trsiel. Ein Kakodämon könnte für etwas Derartiges durchaus zur Verantwortung gezogen werden, wenn auch nicht aus den Gründen, aus denen du die Tat verwerflich finden würdest. Hätte Dantalian diese Männer entgegen den Wünschen seines Herrn eingesperrt, würde er für seine Eigenmächtigkeit bestraft werden. Aber das war tatsächlich nicht der Grund.«
Er sah zu mir hinüber, seine Augen blitzten. »Ich bezweifle, dass es euch weiterhelfen wird, aber wollt ihr die Geschichte hören?«
Ich nickte, mein Hirn war immer noch wie gelähmt.
»Sehr gut. Neugier um ihrer selbst willen ist das Merkmal des wirklich Lernenden.« Er warf Trsiel einen Blick zu, das fröhliche Funkeln immer noch in den Augen. »Du kannst ruhig näher kommen, Trsiel. Ich weiß, dass du es genauso sehr hören willst wie sie.«
Trsiel zuckte die Achseln, aber als Aratron den Blick abwandte, schob er sich neben mich.
»Es ist so, einer der Earls von Glamis war ein Halbdämon, ein Sohn von Baal selbst. Wie Eve schon weiß, pflegen selbst die Dämonenfürsten kaum Kontakt zu ihren Nachkommen.
Das hindert sie nicht daran, sie aus der Ferne zu beobachten, aber es ist sehr selten, dass ein Kakodämon eine Rolle im Leben seines Kindes spielt. Glamis allerdings bemühte sich um diesen Kontakt und lieferte Baal gute Gründe dafür, eine Ausnahme zu machen er brachte ihm Opfer und erwies sich als ein so pflichtbewusster Sohn, wie ihn sich ein Vater nur wünschen kann. Irgendwann wurde Baal aufmerksam, und als Glamis das Interesse seines Vaters geweckt hatte, bat er ihn um einen Gefallen. Er würde ihm ein Dutzend Männer opfern
sie nicht einfach töten, sondern lebendig einmauern. Unter den Todesarten ist das Einzige, was noch schlimmer ist als das Eingemauertwerden, das Eingemauertwerden zusammen mit anderen. Der . . . Überlebensinstinkt kommt irgendwann zum Vorschein und liefert ein wahres Fest an Chaos.« Ich erinnerte mich an die Skelette in dem Raum und die Zahnspuren an den Knochen.
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