Nacht der Geister
auf simple Tricks und Illusionen beschränkt, Dinge, wie man sie heutzutage auf Geburtstagsfeiern zu sehen bekommt. Dann kamen die Hexen wie die freigebigen Idioten, die sie so oft sind, auf die Idee, sich mit den Magiern zusammenzuschließen eine Bewegung, die die Gleichheit der Geschlechter anstrebte, tausend Jahre vor der Zeit der Suffragetten.
So brachten die Hexen den Magiern bei, ihre Fähigkeiten mit stärkeren Formeln und Beschwörungen auszubauen, und ein paar hundert Jahre lang lief alles bestens bis die Inquisition zuschlug und die Magier sich gegen die Hexen wandten. Aber all das ist lange her . . . wobei es die beiden Spezies nicht daran hindert, noch fünfhundert Jahre später ihren Groll gegeneinander zu hegen.
Zurück zu den ursprünglichen Unterscheidungen. Es gab Magier, die einfach nicht mithalten konnten. Ihre paranormalen Fähigkeiten reichten nicht aus, um zu lernen, was die Hexen ihnen beizubringen versuchten. Somit taten sie, was jede Gruppierung mit einem Rest von Einfallsreichtum und Stolz tut, wenn sie sich nicht in eine größere Gruppe eingliedern kann.
Diese Magier fanden eine neue Rolle für sich selbst, spalteten sich von ihren Brüdern ab und erklärten sich zu einer eigenen Spezies, den Zauberern. Statt sich ohne Aussicht auf Erfolg an der höheren Magie zu versuchen, konzentrierten sie sich auf ihre eigenen Stärken, die Befähigung zur Illusion und Taschenspielerei, und gaben sich mit ihrer Rolle zufrieden.
Ein nobles Stück Identitätsfindung, aber unglückseligerweise stellten sie bald fest, dass diese Befähigungen zu nicht allzu viel taugten. Es endete damit, dass die Zauberer sich in zwei Fraktionen aufspalteten, die der Zauberkünstler und die der Scharlatane, und diese Gruppen waren nicht immer sauber voneinander zu unterscheiden. Heutzutage fallen fast alle Zauberer, die es noch gibt, in die zweite Kategorie. In einer Welt, die an David Copperfield gewöhnt ist, zahlt niemand mehr Geld dafür, dass ihm irgendein Typ eine Münze hinterm Ohr herauszieht.
Aber in Bulgarien um das Jahr 1926 war das noch anders, und die Parzen erzählten mir, dass sich Andrei Dachev dort seinen Namen gemacht hatte. Er war in einem Land, das sich noch nicht von den Auswirkungen des Balkankonflikts und des Ersten Weltkriegs erholt hatte, von Stadt zu Stadt gezogen und hatte die Leute mit seinen Attraktionen unterhalten.
Dachev war ein sehr geschickter Zauberer, aber die Hauptattraktion seines Wanderzirkus war das Monstrositätenkabinett.
Und damit waren keine Schwert oder Feuerschlucker gemeint.
Dachevs Monstrositäten gehörten zu dem Typ, den Kinder sich als Mutprobe ansahen und von dem sie noch Wochen später Alpträume hatten. Sie waren mit schweren Missbildungen geboren oder hatten fürchterliche Unfälle erlitten, und alle waren junge Frauen, was den verbotenen Reiz des Ganzen erhöhte.
Drei Jahre lang zog Dachev durch Bulgarien und die Nachbarländer, wobei er sich an ländliche Gebiete hielt und die Großstädte mied, in denen seine Exponate vielleicht weniger gut angekommen wären. Und wenn im Lauf dieser Jahre gelegentlich ein Mädchen aus einer der kleinen Städte verschwand, in denen er Station gemacht hatte ja nun, Dachev war attraktiv und charmant und hatte ein Auge für das schöne Geschlecht, und derlei konnte passieren.
Irgendwann aber hatte eins der verschwundenen Mädchen einen Liebhaber, der die Erklärung, sie sei mit dem Zirkus auf und davon gegangen, nicht hinnehmen wollte. Er folgte Dachev, und bald darauf stellte er fest, dass die Zirkusmonstrositäten gar keine Opfer grausamer Mutationen oder verheerender Unfälle gewesen waren. Sie waren »gemacht« worden. Der junge Mann befreite seine Verlobte, bevor Dachev sich an ihr zu schaffen machte. Bei den übrigen Opfern aber verlegten sich die zuständigen Behörden darauf, ihnen ein schnell wirkendes Gift auszuhändigen und sie ihre Entscheidungen selbst treffen zu lassen. Sie entschieden sich ausnahmslos für den Tod, und Dachev wurde als mehrfacher Mörder hingerichtet.
»Und dieses . . . dieses Ding habt ihr also wieder auf die Welt losgelassen?«, fragte ich.
Die älteste Parze erschien, um mir zu antworten, ihr Mund war eine dünne, harte Linie. »Wir haben ihn nicht losgelassen «
»Yeah, er war ein Geist. Machtlos. Aber damit ist er ja klargekommen, nicht wahr? Und was zum Teufel glaubt ihr, was er in all den Jahren getrieben hat? Den Rosenkranz gebetet?
Der hat in seinen großen Zeiten geschwelgt und
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