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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Levine zusammenarbeitet. Aber natürlich kann ich auch gleich auf den schwarzen Markt gehen und einen von meinen alten Freunden ansprechen . . . «
    »Was wir, wie du weißt, nicht gestatten würden.« Sie machte eine Pause, schob die Lippen vor und schüttelte schließlich den Kopf. »Bilde dir bitte nicht ein, dass wir dies nicht als das durchschauen, was es ist, Eve ein nicht sonderlich subtiler Versuch, deinen liebsten deinen einzigen Zeitvertreib hier fortzuführen. Aber ich werde es erlauben, jedenfalls für die Zeit, die du für deine Aufgabe brauchst, und unter der Bedingung, dass du deine Zeit mit Jaime ausschließlich für diese Aufgabe verwendest. Du wirst sie nicht bitten, ihre Berufsregeln zu verletzen und Savannah für dich zu kontaktieren.«
    Ich ging ihre Worte auf ein Schlupfloch durch. Ich fand vorläufig keins, aber irgendwann würde ich eins entdecken. Bevor ich fragen konnte, wo ich Jaime finden würde, hob die Parze die Hände und beförderte mich davon.

    5
    I ch öffnete die Augen und starr t e in das gleißende Licht der Sonne, das mich blendete. Ich stolperte und landete auf dem Hintern. Donnerndes Gelächter erklang von allen Seiten, und ich sprang so schnell auf, dass mein Blickfeld sich schlagartig klärte. Vor mir lag ein vollbesetzter Zuschauerraum.
    »Na ja, so was passiert, wenn man mit den Toten zu tun hat«, sagte eine Frauenstimme. »Ein paar davon sind einfach nicht sonderlich intelligent.«
    Ich drehte mich um, um die Sprecherin anzustieren, sah aber nur den Hinterkopf einer Rothaarigen, die mitten auf der Bühne saß. Als sie weitersprach, wurde mir klar, dass ich in der Kulisse einer Fernsehshow stand. Die Rothaarige und eine zweite Frau saßen in bequemen Sesseln, und die Bühne war eingerichtet wie ein Wohnzimmer.
    Ich trat auf die Bühne hinaus, aber alle Augen blieben auf die beiden Frauen gerichtet. Wo ich auch war, ich war immer noch ein Geist. Ich warf einen zweiten Blick auf die Moderatorin und stöhnte in Gedanken. Ich hatte ihre Talkshow ein einziges Mal gesehen, während meiner Schwangerschaft; ich hatte vormittags im Bett gelegen, und mir war zu übel gewesen, um auch nur den Sender zu wechseln. An das genaue Thema kann ich mich nicht mehr erinnern, aber es war die Sorte von
    »Jedes Leben hat einen Sinn«Psychoblabla gewesen, die von Leuten verschlungen wird, deren bloße Existenz die Botschaft Lügen straft. Aber mir hatte sie geholfen. Im Ernst. Sie hatte mir Kraft gegeben genug, um es bis aufs Klo zu schaffen, und danach fühlte ich mich viel besser.
    Ich ging näher ran. Ich hatte eine Vorstellung, wer die Rothaarige war, die sich beim nächsten Schritt bestätigte. Ein paar Jahre älter als ich, obwohl man es ihr nicht ansah. Lange Beine, geschwungene Lippen und grüne Augen Jaime Vegas war die Verkörperung des Klischees von der sexy Roten. Sie schnürte den Sexappeal mit ihrem mittelprächtigen nekromantischen Talent zu einem Bündel und verkaufte das Ganze an die Trauernden. Manche Leute würden das eine verwerfliche Art nennen, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ich nenne es Überlebensfähigkeit.
    »Aber im Ernst«, sagte Jaime, als die nächste Welle von Gelächter abgeebbt war. »Was ich tue, kann eine Menge Spaß machen, und diesen Aspekt meiner Arbeit liebe ich sehr, aber noch mehr liebe ich das, was ich dem Leben anderer Menschen damit geben kann das Gefühl, etwas abschließen zu können, den Frieden.«
    Die Moderatorin nickte. »Und das ist es ja, worum es bei der Spiritualität geht, nicht wahr? Den Geist zu heilen. Nicht die Geister der Toten, sondern die der Lebenden.«
    Oh Gott, hatte jemand eine Kotztüte da? Die Zuhörer strahlten und nickten und murmelten einen Refrain von Jas und Amens wie eine Armee von Zombies vor einer Vodounpriesterin.
    »Bin’s bloß ich«, sagte ich, »oder ist das hier ein bisschen gespenstisch?«
    Jaime fuhr zusammen wie eine versengte Katze. Als sie den Kopf drehte und mich sah, wurde ihr Gesicht weiß. Ich würde jetzt sagen, sie sah aus, als hätte sie einen Geist gesehen, aber für eine Nekromantin ist das ein alltäglicher Vorfall man sollte meinen, sie müsste inzwischen daran gewöhnt sein.
    »Gute Show«, sagte ich. »Seid ihr bald fertig? Ich muss mit dir reden.«
    »Jaime?«, sagte die Moderatorin, während sie sich vorbeugte.
    »Was ist los? Hast du irgendwas gesehen?«
    »Anscheinend habt ihr hier einen Hausgeist«, sagte Jaime.
    »Normalerweise muss ich mich öffnen, um sie zu sehen, aber manchmal

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