Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
Vom Netzwerk:
einfallen lassen. Weißt du noch, vor ein paar Jahren als Paige und Lucas in der Geisterwelt gelandet sind? Hast du dich je gefragt, wie sie wieder zurückgekommen sind? Ich habe mich auf einen Deal eingelassen. Paige war dabei.
    Ruf sie an und frag sie. Sie darf nicht drüber reden, aber sie wird es zumindest bestätigen können.«
    »Oh, keine Sorge, ich werde sie anrufen. Sobald ich in die Nähe eines Telefons komme.«
    »Gut. Bitte mach das.«
    Ein Teil ihres Unbehagens war verflogen, aber ich konnte nach wie vor eine ganze Menge gesunder Wachsamkeit in ihrem Blick sehen. Nicht, dass mir das neu gewesen wäre. Ich hatte mein Leben mit dem Versuch verbracht, mir einen Ruf als faire Geschäftspartnerin aufzubauen, aber wenn man zugleich eine Reputation für die Schwarzen Künste hat, interessiert es niemanden, wie fair man ist. Wenn man jemandem die Augäpfel aus den Höhlen bläst, macht die Geschichte schneller die Runde als jeder Energiestoß, aber die Tatsache, dass das
    »Opfer« einem vorher einen Dämon auf den Hals gehetzt hat, bleibt dabei aus irgendeinem Grund auf der Strecke.
    Ich öffnete den Mund, um weiterzureden, als etwas am anderen Ende des Cafés meine Aufmerksamkeit erregte. Ich bin nicht leicht abzulenken, aber dies war ein Anblick, der noch die größte Konzentration gestört hätte. Ein Mann Anfang dreißig, der sich zwischen den Tischen hindurchschob, den Kopf in den Händen ganz wörtlich; er trug seinen abgetrennten Kopf in den Händen. Blut tröpfelte aus dem Halsstumpf und trocknete auf dem Kragen seines weißen Hemdes. Eingeweide quollen aus einem kleinen Loch im Hemd. Ringsum aßen und redeten und lachten die Leute. Was nur eins bedeuten konnte.
    »Geist rechts hinter dir«, murmelte ich Jaime zu. »Und nicht mehr frisch.«
    Sie drehte den Kopf, ließ ein winziges Stöhnen hören und sackte auf ihrem Stuhl zusammen.
    »Kein erstmaliger Besucher, nehme ich an«, sagte ich.
    Der Mann kam auf unseren Tisch zu. Sein Blick fiel auf mich.
    »Was guckst du da, Gespenst?«, fauchte er mich an.
    »Ich sehe mir das an, von dem du willst, dass ich’s mir ansehe«, sagte ich. »Spar dir die Spezialeffekte. Die Nekro ist nicht beeindruckt, und ich bin’s auch nicht.«
    »Oh, mein furchtbares Ende ist dir also unangenehm? Entschuldige bitte. Nächstes Mal sorge ich dafür, dass ich auf ästhetische Art sterbe.« Er knallte seinen Kopf auf Jaimes Salatteller.
    »Hier. Besser so?«
    Jaime wurde bleich. Ich sah auf, um den Geist anzustieren . . .
    nur dass dort oben keine Augen waren, was mein Stieren nicht sonderlich eindrucksvoll machte. Ich starrte stattdessen nach unten auf den Tisch, wo sein Kopf lag.
    »Sie redet nicht mit dir, bevor du den Kopf nicht wieder aufsetzt«, sagte ich.
    »Geh z. . . «
    »Setz deinen gottverdammten Kopf wieder auf jetzt.«
    Er verschränkte die Arme. »Warum sollte ich?«
    Ich gab dem Kopf einen Stoß mit der Handfläche. Er flog vom Tisch, rollte über den Fußboden und blieb vor einem Blindenhund liegen. Der Hund hob den Kopf, und seine Nüstern blähten sich, als ihm eine Spur von Verwesung in die Nase stieg.
    »Prima Fresschen«, sagte ich. »Na los, Junge, nimm einen Bissen.«
    Der Körper des Geistes stürzte hinterher, quer durch das Restaurant, durch Tische und Gäste hindurch. Neben mir hörte ich ein unterdrücktes Schnauben Jaime versuchte sich das Lachen zu verkneifen. Zu mir hin formten ihre Lippen ein
    »Danke«.
    Der enthauptete Geist kam zu unserem Tisch zurückgestapft.
    Allerdings war er nicht mehr enthauptet; offenbar war er zu dem Schluss gekommen, dass sein Kopf oben auf seinen Schultern sicherer war. Auch seine Kleidung hatte er in Ordnung gebracht. Dies war sein normales Aussehen als Geist. Die kopflose Version war eine Verkleidung, ein Trick, den manche Geister einsetzen, um ihren toten Körper ins Gedächtnis zu rufen, den Zustand, in dem sie sich im Augenblick ihres Todes befanden entweder, um an das Mitgefühl eines Nekromanten zu appellieren, oder um Menschen mit etwas Nekromantenblut einen höllischen Schrecken einzujagen.
    »Und, fühlst du dich jetzt nicht schon viel besser?«, fragte ich.
    »Oh, du hältst dich wohl für komisch, stimmt’s?«, antwortete er im Näherkommen. »Es ist immer komisch, sich über diejenigen lustig zu machen, denen es weniger gutgeht als einem selbst. Wenn du hier fertig bist, kannst du zurückgehen ins Paradies und dich über mich amüsieren den anderen erzählen, wie du mit dem Erdspuker umgesprungen

Weitere Kostenlose Bücher