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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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meisten großen Städte im Jenseits war auch Chicago in seiner Blütezeit stehengeblieben, und viele der Bewohner, so wie mein untersetzter Gangster, spielten mit. Aber wenn ich hier war, dann bedeutete das, dass Jaime mich tatsächlich gebannt hatte. Mist.
    Es gibt Methoden, das Gebanntwerden zu vermeiden. Ein paar Monate zuvor hatte Kristof die Unterstützung eines Nekro gebraucht und war zu einem gegangen, der ihm noch etwas schuldete. Der Typ machte den Fehler, zu glauben, Kristofs Tod hätte diese Ausstände verfallen lassen, und den noch größeren Fehler, Kristof bannen zu wollen, als dieser kam, um sie einzutreiben. Kris hatte etwas getan, das die Bannfähigkeit des Nekros für die nächsten paar Monate lahmlegte, als Erinnerung daran, dass man solche Spielchen mit einem Nast nicht spielte, auch dann nicht, wenn er tot war.
    Ich brauchte also nichts weiter zu tun, als Kristof aufzutreiben und um Hilfe zu bitten. Das klang einfach . . . bis auf die Sache mit dem UmHilfeBitten. Oh, er würde helfen ohne eine Sekunde zu zögern und ohne etwas dafür zu erwarten.
    Das war ja das Problem. Wenn ich etwas nahm, gab ich immer etwas zurück keine geschuldeten Gefallen, keine Ausstände.
    Ich betrachtete Kris als Freund den besten, den ich in der Geisterwelt hatte , aber ich hasste es, ihn um irgendetwas bitten zu müssen. Ich hatte ihm schon genug genommen. Besser, es noch mal allein zu versuchen.
    Jaimes Garderobe war leer.
    »Verdammt«, murmelte ich.
    Es gab Methoden, einen Nekro aufzuspüren, aber ich hatte mir nie die Mühe gemacht, sie zu lernen. Wir waren in Chicago, und es war Ende März. Wenn sie das Gebäude verlassen hatte, dann musste sie ihren Mantel mitgenommen haben und er war fort, ebenso wie ihre Handtasche. Aber der Koffer mit ihrem Outfit für die Show stand noch da. Ich erinnerte mich an das Würgen von vorhin und nahm an, dass sie etwas essen gegangen war. Ich erwog bei Savannah vorbeizuschauen, Jaime Zeit zum Essen zu geben und dann wiederzukommen. Mein letzter Besuch war erst ein paar Stunden her, aber in ein paar Stunden kann einem Mädchen im Teenageralter eine Menge zustoßen. Trotzdem . . . na ja, ich hatte mich auf Jaime eingeschossen, und ich hasste es, eine Spur aufzugeben, selbst wenn es wegen Savannah war. Ich würde noch Zeit für einen Besuch haben, wenn ich mit Jaime geredet hatte und während ich noch darauf wartete, dass die Parzen Janah auf meinen Besuch vorbereiteten. Im Moment würde ich auf der Spur bleiben.
    Ich fand Jaime ein paar Häuser weiter; sie saß am Fenster eines Cafés und schob Salat auf ihrem Teller herum.
    »In meinen Augen sieht das auch nicht sehr appetitanregend aus«, sagte ich.
    Diesmal fuhr sie nicht zusammen, sondern sah sich nur um und musterte mich ärgerlich.

    »Weißt du, was ich nicht verstehe?«, sagte ich, während ich den Stuhl gegenüber nahm. »Was sie sich dabei denken, Unkraut wie diese Löwenzahnblätter zu servieren und zu erwarten, dass die Leute dreimal so viel zahlen wie bei richtigem Salat.«
    »Lass mich in Frieden«, sagte sie, ohne die Lippen zu bewegen.
    »Ich will einfach nur mit dir reden.«
    »Und das hier kommt dir vor wie ein guter Ort dafür?«, flüsterte sie. »Weißt du, was ich im Moment gerade tue? Ich rede mit mir selbst.«
    Ihr Blick zuckte zu dem Tisch neben ihr hinüber, an dem eine ältere Dame mit gerunzelter Stirn die arme Frau anstarrte, die da eine Unterhaltung mit einem leeren Stuhl führte.
    »Verdammt. Das ist wirklich ein Problem.«
    »Und der Grund, warum du mich nicht in der Öffentlichkeit zu kontaktieren hast«, sagte sie, auch diesmal wieder fast ohne die Lippen zu bewegen.
    »Sollen wir rausgehen?«
    »Ich esse.«
    »Sieht nicht so aus.«
    Ein weiterer wütender Blick. Sie spießte ein paar Blätter von dem Unkraut auf und schob sie sich in den Mund.
    »Ich sag dir was«, murmelte ich. »Du isst, und ich rede.«
    Sie öffnete den Mund, um eine gereizte Antwort zu geben, brach dann ab und rieb sich mit einer Hand die Augen. Ihre Schultern sanken ab, und als sie die Hand sinken ließ, sah ich eine Erschöpfung in ihrem Gesicht, die kein Makeup verbergen konnte.
    »Na schön«, sagte sie.
    Sie hörte ohne einen einzigen Kommentar zu, als ich eine etwas bereinigte Version meiner Geschichte erzählte. Dann verschluckte sie ein Lachen.
    »Eve Levine in geheimer Mission von Gott. Ich muss heute wirklich dämlich aussehen.«
    »Glaub mir, wenn ich das Ganze erfunden hätte, hätte ich mir was Glaubwürdigeres

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