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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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brechen sie einfach durch. Ungeduldig wie Kinder.« Ein Dolchblick in meine Richtung. »Ungezogene Kinder.«
    »Ungezogen? Du bist eine Nekromantin. Ich hab nicht damit gerechnet, dass du jedes Mal zusammenfährst, wenn ein Geist «
    »Kannst du ihn sehen?«, flüsterte die Moderatorin.
    »Sie. Es ist eine Frau.« Jaime legte eine dramatische Pause ein. »Eine Hexe.«
    Ein leises Keuchen aus dem Zuschauerraum.
    »Keine wirkliche Hexe natürlich«, sagte Jaime, während ihre Stimme in den leisen Singsang des Geschichtenerzählers überging. »Obwohl sie glaubte, sie wäre eine. Sie glaubte sich allmächtig, aber sie war es nicht.«
    »Bitte?«
    »Sie führte ein gewalttätiges Leben und starb einen gewaltsamen Tod. Und jetzt ist sie ein gequälter, einsamer Geist, gefangen zwischen den Welten und auf der Suche nach Wiedergutmachung.«
    Ich schnaubte.
    »Und wenn nicht« Jaime warf einen weiteren wütenden Blick zu mir hin , »dann sollte sie es sein, denn sie hat vieles wiedergutzumachen.«
    Ich verdrehte die Augen und verließ die Bühne.
    Hinter den Kulissen legte ich mir einen Plan zurecht. Als Jaime die Bühne zehn Minuten später ebenfalls verließ, schloss ich mich ihr an.
    »Okay, und nachdem du dir Luft gemacht hast, können wir uns vielleicht unterhalten. Du weißt offensichtlich, wer ich bin.«
    Sie ging weiter.
    »Du willst, dass ich mich in aller Form vorstelle?«, sagte ich. »Schön. Ich bin Eve Levine, Geist. Du bist Jaime Vegas, Nekromantin. Was ich brauche, ist «
    Sie war um eine Ecke gebogen, bevor ich es gemerkt hatte.
    Ich musste zurücktraben, um sie einzuholen.
    »Ich weiß, dass du mich hören kannst«, sagte ich. »Und sehen. Also schenken wir uns diesen Mist doch und kommen zur «
    Sie betrat eine Garderobe und schlug die Tür zu.
    Ich ging hindurch. »Ich kann vielleicht durch Türen gehen, aber das gibt dir nicht das Recht, sie mir vor der Nase zuzuschlagen. Es ist immer noch unhöflich.«
    »Unhöflich?«, sagte sie, wobei sie so schnell herumfuhr, dass ich unwillkürlich einen Schritt zurückwich. »Unhöflich? Du hast gerade der wichtigste Moment meiner Karriere, die eine große Chance, und du «
    Ihre Hand flog zum Mund. Sie stürzte ins Bad und beugte sich würgend über die Toilettenschüssel.
    »Wenn es dir hilft, auf mich hat sie genau die gleiche Wirkung.«

    Jaime drehte sich zu mir um; ihre Augen blitzten. Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf . . . mindestens zwölf Zentimeter weniger als meine eins zweiundachtzig. Wirklich einschüchternd.
    »Such dir einen anderen Nekro, Eve. Einen, der dumm genug ist, dich mit Savannah reden zu lassen. Und falls du einen Rat willst: Wenn du einen gefunden hast, mach dir wenigstens die Mühe, dich an die etablierten Umgangsformen zu halten. Der Mist, den du da gerade abgezogen hast, hat vielleicht im Leben funktioniert, aber jetzt funktioniert er nicht mehr.«
    Es gab dafür Umgangsformen? Verdammt.
    Jaime stelzte an mir vorbei und zurück in die Garderobe.
    Als ich ihr folgte, sah ich sie in einem überdimensionierten Kosmetikbeutel herumwühlen. Sie holte eine Schale und ein paar Säckchen mit Kräutern heraus.
    »Eine Bannmischung?«, fragte ich. »Sieh mal, Jaime, ich weiß, dass du nicht viel wirkliche Nekromantie betreibst, also verrate ich dir jetzt ein kleines Geheimnis. Diese Mixtur funktioniert nur bei menschlichen Geistern. Wenn sie bei einem Paranormalen wirken soll, muss man schon ein verdammt guter Nekromant sein, und nimm’s mir nicht übel, aber «
    Jemand rempelte mich von hinten an. Es war ein körperliches Anrempeln, das in Anbetracht der Tatsache, dass ich mich in der Welt der Lebenden aufhielt, unmöglich hätte sein sollen . . . was bedeutete, dass, wer auch immer da in mich hineingerannt war, ebenfalls ein Geist sein musste.
    »Pass auf, wo du hintrittst, Süße.«
    Ich sah über die Schulter und entdeckte einen Typen, etwa fünfzehn Zentimeter kleiner als ich, der Gamaschen und einen Strohhut trug und ein Maschinengewehr über die Schulter gehängt hatte. Er grinste, griff sich kurz an den Hut und schob sich an mir vorbei.
    Ich stand auf einem Gehweg; auf der gegenüberliegenden Straßenseite sah ich ein rußverkrustetes Backsteingebäude mit vernagelten Fenstern, an dessen Haustür ein Blatt Papier klebte.
    Ich schärfte meinen Blick, um es über die Straße hinweg lesen zu können. Es teilte mit, dass das Lokal nach dem Prohibitionsgesetz von 1920 geschlossen war.
    Das Chicago der Geisterwelt also. Wie die

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