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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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dem Fußboden stand ein offener Koffer.
    »Mach dich nützlich und schütte das Wasser weg, Lizzie«, sagte Abby.
    Die jüngere Frau Lizzie rührte sich nicht von der Stelle.
    »Ich habe gestern Abend gehört, wie Onkel John mit Vater geredet hat.«
    »Hast du am Schlüsselloch gelauscht?«, fragte Abby.
    »Ich hörte, Vater will sein Testament ändern.«
    »Das ist seine Sache. Nicht deine.«
    »Aber es ist meine Sache, oder nicht? Glaubst du, Emma und ich wüssten nicht, was du treibst? Erst überredest du Vater, deine Schwester in dem Haus an der Fourth Street wohnen zu lassen, dann lässt du dir das Eigentum an diesem Haus übertragen, und jetzt ein neues Testament.«
    »Ich weiß nichts von einem neuen Testament«, sagte Abby.
    Lizzie ging durchs Zimmer und sah zum Fenster hinaus, der Frau, die wohl ihre Stiefmutter sein musste, den Rücken zugewandt. »Es gibt also kein neues Testament?«
    »Nein. Wenn dein Vater eins geschrieben hätte, hätte er mir davon erzählt.«
    Lizzie nickte, ging zur Kommode und griff nach der Waschschüssel. Was auch immer da gerade in ihr aufgeflammt war, es schien wieder erloschen zu sein. Wir kehrten ins Erdgeschoss zurück, wo Bridget gerade einen Eimer mit schmutzigem Fensterputzwasser nach draußen schleppte. Ich sah zu, wie sie das Wasser dazu verwendete, das Erbrochene von vorhin wegzuspülen; dann ging sie zur Pumpe und füllte den Eimer nach.

    »Mein Wasser selber pumpen zu müssen . . . «, sagte ich. »Gott sei Dank bin ich im zwanzigsten Jahrhundert geboren.«
    Kristof zuckte die Achseln. »In hundert Jahren werden sie wahrscheinlich darüber staunen, dass wir unser Essen selber gekocht haben.«
    Als wir ins Haus zurückkehrten, hämmerte jemand an die Haustür. Bridget kam angerannt, um zu öffnen; ich hörte sie murmeln: »Verriegelt, mitten am Tag!« Als sie den Riegel endlich geöffnet hatte, flog die Tür so plötzlich auf, dass Bridget rückwärts auf dem Fußboden landete. Vom oberen Ende der Treppe kam ein Lachen.
    »Das war ein hübscher Schubs«, rief Lizzie ins Erdgeschoss hinunter.
    Andrew kam mit langen Schritten herein, gab Bridget seinen Hut und ging mit dem weißen Paket, das er unter dem Arm hatte, ins Wohnzimmer. Ich sah ihn einen Schlüssel vom Kaminsims nehmen. Lizzie erschien in der Tür, damit beschäftigt, einen aufgegangenen Haken an ihrem Kleid wieder zu schließen.
    »Schon wieder zurück, Vater?«
    Er grunzte etwas darüber, dass er sich nicht wohl fühlte, und ging dann durch die Küche zur Hintertreppe. Ich folgte ihm nach oben zu einem Treppenabsatz mit einer einzigen Tür, die offenbar zu seinem Schlafzimmer führte; er ging hinein, kam ohne sein Paket wieder heraus, schloss die Tür hinter sich ab und kehrte ins Erdgeschoss zurück.
    »Wo ist Abby?«, fragte er seine Tochter, als er ins Wohnzimmer kam.
    »Sie hat eine Nachricht von einer kranken Freundin bekommen und ist zu ihr gegangen.«

    Andrew grunzte etwas; dann streckte er sich auf dem Sofa äus, ohne auch riur die Krawatte zu lockern, und schloss die Augen.
    Nachricht? Kranke Freundin? Wann war denn das passiert?
    Ja, Moment, wir waren ein paar Minuten lang draußen gewesen und hatten Bridget beobachtet. Aber Abby musste wirklich in aller Eile davongerannt sein.
    Bridget kam mit einem Wassereimer herein und warf einen Blick auf Andrew; Lizzie scheuchte sie ins Esszimmer, und ich folgte ihnen. Bridget machte sich wieder ans Fensterputzen, während Lizzie ein Bügelbrett auseinanderklappte und Taschentücher zu bügeln begann. Ich bekam Fetzen ihrer Unterhaltung mit, aber viel mehr interessierte mich das mit der
    »Nachricht« und der »kranken Freundin«.
    Ich ließ die Frauen schwatzen, schaute kurz nach Andrew, der inzwischen schnarchte, und ging die Treppe hinauf. Ich sah Abby, sobald ich im Obergeschoss angekommen war. Sie war immer noch im Gästezimmer, und die Tür stand offen. Es sah aus, als sei sie auf die Knie gefallen und dann mit dem Gesicht voran vornübergesackt. Eine Blutlache umgab sie. Ihr Kopf und ihre Schultern waren . . . zerhackt, es gab kein anderes Wort dafür. Ich hatte Tote gesehen, und ich hatte gewaltsame Tode gesehen, aber jetzt spürte sogar ich ein Würgen in der Kehle.
    »Herrgott«, fluchte ich. »Wie was ?«
    Kristof schob sich an mir vorbei und musterte den Raum mit dem Blick eines Staatsanwalts. Als ich das Zimmer betrat, wäre ich fast auf ein Stück von Abbys Kopfhaut getreten. Ich wich aus und starrte auf die Leiche hinunter.
    Gleich der erste

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