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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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gerade das Jackett zurechtzog. »Einen guten Tag bei der Arbeit, Vater.«
    Er antwortete mit einem abrupten Nicken und einem zweiten, das seiner Frau galt, dann verschwand er zur Haustür hinaus. Abby und Lizzie arbeiteten schweigend wie zuvor. Als Abby nach oben ging, glitt Lizzies Blick zu mir herüber. Mein Stichwort.
    »Gut«, sagte ich. »Jetzt hör auf zu sticken.«
    »Ich kann nicht.«
    Ich sah zu Kristof hinüber. Er machte eine Handbewegung, die mir sagte, dass ich weitersprechen sollte.
    »Ich muss mit dir reden.«
    Sie sagte nichts, sondern arbeitete einfach weiter mit ihren raschen, sicheren Stichen.
    »Sieh mal, ich werde mit dir reden, ganz gleich ob du jetzt «
    »Beeil dich.«
    »Warum? Du gehst ja nicht weg. Du bleibst hier und bringst deine Eltern wieder um.«
    Ihre Wange zuckte; ihre Augen füllten sich mit Reue und Schuldbewusstsein einer Art, die Amanda Sullivan sich nicht einmal hätte vorstellen, geschweige denn selbst empfinden können.
    »Das ist also deine Strafe«, sagte ich, und meine Stimme klang sanfter.
    »Strafe?« Ein verwirrter Blick. »Es ist nur das, was ich verdiene.«
    »Eine hausgemachte Hölle«, murmelte Kristof.
    Ich sah zu ihm auf.
    »Ich glaube, sie hat dies hier selbst geschaffen«, sagte er. »Sie hat sich ihre eigene Hölle gebaut und ist in ihr gefangen. Niemand braucht sie zu bestrafen. Sie tut es selbst.«
    Lizzie war zu ihrer Tapisseriestickerei zurückgekehrt, ihr Gesicht war ausdruckslos. Sosehr ich mir wünschte, gleich mit den direkten Fragen loszulegen, ich musste vorsichtig sein. Die Parzen mussten Lizzie Borden als eine glaubwürdige Zeugin betrachtet haben, aber das hieß nicht, dass sie nicht versuchen konnte, mich zu täuschen oder mir das zu erzählen, was ich hören wollte.
    »Bevor du . . . es getan hast«, begann ich, »ist da irgendwas passiert? Irgendwas Ungewöhnliches. Vielleicht hast du . . . etwas gehört.«
    »Die Stimme, ja. Ich habe sie gehört.«
    »Sie hat gesagt, du sollst sie töten.«
    Sie hielt den Blick gesenkt. »Sie hat nicht gesagt, ich solle irgendetwas tun.«
    »Sie hat dich ermutigt«, sagte ich, mir war Amanda Sullivans Geständnis eingefallen.
    »Ja, sie hat mir Mut gemacht. Aber ich habe das Beil geführt.
    Diese Finger «

    Sie ballte die Hände, und die Nadel grub sich in ihre Handfläche. Als sie die Faust wieder öffnete, fiel ein einzelner Tropfen Blut auf die Stickerei. Sie sah wie gebannt zu, als er in den Stoff sickerte.
    »Die Schuld gebührt mir«, sagte sie. »Ich hatte daran gedacht, davon geträumt sie zu töten. Kein Mann war jemals gut genug für meinen Vater. Diese Männer waren nicht vollkommen, das weiß ich. Aber sie wären gut zu mir gewesen und hätten mich aus diesem Haus fortgeholt. Nur, dass er mich nicht gehen lassen wollte. Und sie « Sie spuckte das Wort förmlich aus.
    »Immer diese Intrigen. Erst hat sie ihrer Halbschwester das Haus zukommen lassen, das Emma und mir hätte gehören sollen «
    Sie unterbrach sich und senkte wieder den Kopf.
    »Keine Entschuldigungen. Es gibt keine Entschuldigung.«
    »Vielleicht, aber ich verstehe, wie «
    »Nein!« Ihr Blick fuhr hoch, mit einer Heftigkeit, die fast fanatisch war. »Es gibt keine Entschuldigung und keine Rechtfertigung. Du sollst Vater und Mutter ehren. Du sollst Vater und Mutter ehren.« Ihre Stimme sank zu einem Murmeln ab, als sie den Satz wiederholte.

»Entschuldige mich«, sagte sie dann und legte die Stickerei hin.
    Sie ging hinaus in den Vorraum und dann die Treppe hinauf. Ich versuchte nicht über das nachzudenken, was sich dort abspielte, aber als ich den Aufschlag von Abbys Körper auf dem Fußboden hörte, konnte ich das Zusammenzucken nicht unterdrücken.
    Sekunden später wiederholte sich die Szene an der verriegelten Haustür.
    Lizzie und Andrew kamen in den Salon. Andrew legte sich aufs Sofa und schloss die Augen. Lizzie ging ins Nebenzimmer und klappte ihr Bügelbrett auseinander. Bridget kam dazu und begann die Fenster zu putzen.
    Ich trat neben das Bügelbrett; Kristof blieb am anderen Ende des Raums, ohne sich einzumischen. Lizzie musste wissen, dass er da war, aber sie beachtete ihn nicht.
    Ich fragte sie nach der Nixe, erkundigte mich, ob sie ihre Gegenwart nach wie vor spürte oder sie sah.
    »Ich sehe sie . . . was sie getan hat. Manchmal hört es eine Weile auf, aber wenn es wieder anfängt . . . « Ihre Hände zitterten. »Wenn es wieder anfängt, sind es immer noch mehr «
    Mehr Tote. Die Visionen brachen ab, solange die

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