Nacht der Geister
geworfen und sich augenblicklich wieder davongemacht hatte.
Ein paar Minuten später saß ich auf dem Sofa beim Kamin, die Füße in Kris’ Schoß, und nippte an einer heißen Schokolade mit Marshmallows, während Kris mit den Jägern schwatzte.
Ich überlegte, wie wir weiter vorgehen sollten, war aber noch nicht sehr weit gekommen, als die Tür sich wieder öffnete.
Herein kam Luther Ross, ein gequältes Lächeln im Gesicht.
Ein jüngerer Mann folgte ihm und klopfte ihm im Gehen auf die Schulter.
»Richtiger Jäger, der hier, Jungs«, sagte er. »Ich hab ihn kaum wieder aus dem Wald gekriegt.«
Ross’ Blick flackerte hektisch durch den Raum auf der Suche nach einem Fluchtweg.
»Hey, Luther!«, rief Charles. »Ich hab hier jemanden, den ich dir vorstellen will. Hast du nicht gefragt, ob wir hier jemals eine Dame sehen? Na, du hast Glück. Ist gerade eine gelandet.«
Ross sah fast widerwillig in die Richtung, in die Charles zeigte, als fürchtete er sich vor dem, was er möglicherweise sehen würde. Als er mich entdeckte, zwinkerte er und dann erschien ein Lächeln in seinen Augen.
»Äh, ein Problem gibt es«, sagte Charles, als ringsum alles zu kichern begann. »Ich fürchte, sie ist nicht allein gekommen.«
Ross’ Blick glitt zu Kristof hinüber, und seine Augen wurden schmal.
»Ich glaube, es ist besser, wenn du das hier mir überlässt«, murmelte ich Kristof zu.
Es dauerte eine Weile, aber irgendwann hatte ich es fertiggebracht, mich zu entschuldigen und in den ersten Stock zu verschwinden, wo ich auf den Balkon hinausging. Wenige Augenblicke später gesellte Ross sich zu mir.
Ich hatte mich geirrt, was seine Einstellung zu diesem Ort anging. Er betrachtete sich eher als einen Liebhaber denn als einen Kämpfer, und er hätte sich auch nach Sibirien verfrachten lassen, wenn das bedeutete, dass er vor der Nixe sicher war. Durchaus möglich, dass er im Grunde seines Herzens einfach ein Feigling war, aber das andere Klischee zog er fraglos vor.
Ich versprach, ihm einen Transportcode zu beschaffen, der seinem Geschmack eher entsprach, wenn er mir ein paar Antworten lieferte. Er sagte zu, und dann gesellte sich auch Kristof zu uns.
Ross erklärte, er habe der Nixe keinerlei persönliche Fragen gestellt, nicht einmal die nach ihren Gründen, zu ihm zu kommen. Es gibt einen Luther Ross in jeder Bar der Welt
einen Typ, der willens ist, einem hübschen Mädchen stundenlang gegenüberzusitzen, ihr tief in die Augen zu sehen und sie mit fast ehrlichem Interesse zu ermutigen, ihm alles über sich zu erzählen. Aber hey wenn du lieber gleich ins Bett hüpfen würdest, dann bleibt dein Privatleben Privatsache, Süße.
Also verlegte ich mich auf das, was sie ihn gefragt hatte. Und diese Antwort überraschte mich tatsächlich. Sie hatte Ross absolut nichts gefragt, das nicht mit Telekinese und Poltergeistern zu tun gehabt hätte. Bei den Lektionen war sie interessiert gewesen, hatte sich immer erboten, neue Techniken auszuprobieren, sich nie von einem Fehlschlag entmutigen lassen. Sie war nicht so weit gekommen, tatsächlich etwas durch Telekinese zu bewegen, aber Ross war überzeugt, dass sie eine seiner Erfolgsgeschichten geworden wäre wenn sie länger bei ihm geblieben wäre.
Am Ende der Unterrichtsstunden hatte sie sich zurückgezogen, sich eine ruhige Ecke gesucht und weiter geübt. Ja, sie hatte in der letzten Nacht Ross’ Bett geteilt, aber auch beim postkoitalen Geplauder war es um Fachfragen gegangen. Offenbar hatte sie den Sex vor allem dazu genutzt, noch etwas Privatunterricht zu bekommen.
»Und apropos Privatunterricht«, sagte Ross. »Schick mich an einen brauchbareren Ort vorzugsweise warm, vorzugsweise frauenfreundlich und ganz entschieden sicher, und du kannst es als Honorar für die Poltergeistlektionen verbuchen.«
»Äh, okay.« Ich widerstand der Versuchung, rasch zu Kris hinüberzusehen; wie sein Blick sich in mich hineinbohrte, spürte ich trotzdem. »Vielleicht schicken wir dich dann «
»Ich verstehe bloß nicht so ganz«, fuhr Ross fort, »warum jemand wie du überhaupt Poltergeistlektionen will. Nicht, dass ich mich beklagen wollte.« Ein rasches Grinsen. »Aber du bist doch mächtig genug, um alles zu kriegen, was du willst, auch ohne diese Taschenspielereien.«
»Gegenstände in der Welt der Lebenden zu manipulieren, würde mir bei der Lösung eines bestimmten Problems helfen.«
Er runzelte die Stirn. »Mit der Nixe?«
»Nein«, murmelte Kris. »Mit der Nixe hat das
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